Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) bestätigt diesen Trend: Knapp ein Drittel der Befragten hat demnach schon einmal unter seelischen Beschwerden gelitten. "Die Diagnose 'depressive Episode' war im Jahr 2010 sogar erstmals häufiger für Fehltage verantwortlich als 'Rückenschmerzen'", sagt Gudrun Ahlers, verantwortlich für die Gesundheitsberichterstattung der Techniker Krankenkasse (TK). Frauen sind von Depressionen etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Auch erhalten Frauen deutlich mehr Antidepressiva als Männer. 2010 bekamen weibliche Erwerbspersonen durchschnittlich zwölf Tagesdosen, Männer sieben Tagesdosen verordnet.

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Mediziner gehen davon aus, dass weibliche Hormone bei der Krankheitsentstehung eine wichtige Rolle spielen können. "Östrogen beispielsweise erhöht die Konzentration von stimmungsaufhellenden Botenstoffen im Gehirn wie etwa die des Serotonins. Ein Mangel an Östrogen kann somit eine traurige Grundstimmung verursachen", so TK-Psychologin Inga Margraf. Zudem gehen Frauen und Männer unterschiedlich mit Problemen um. Während Frauen sich oft zunächst in eine passive Haltung begeben, Schuldgefühle entwickeln und die Angelegenheit erst einmal besprechen möchten, wollen Männer das Problem häufig sofort aktiv angehen.

"Es ist aber auch möglich, dass schlicht die Kriterien, welche zur Diagnose einer Depression verwendet werden, zu 'weiblich' sind", sagt die TK-Psychologin. Diese These ist durchaus berechtigt, wenn man die Suizidraten betrachtet: In Deutschland nehmen sich laut Daten des Statistischen Bundesamtes etwa dreimal mehr Männer als Frauen das Leben.

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Wie die Stiftung Deutsche Depressionshilfe zudem berichtet, stehen etwa 90 Prozent aller Selbsttötungen in Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung, meist einer Depression. Angesichts dessen ist davon auszugehen, dass Männer weitaus häufiger von Depressionen betroffen sind, als bislang angenommen wurde. "Doch bei Männern ist das Seelenleiden meist schwieriger zu erkennen, da es sich oft anders äußert als bei Frauen. Männer klagen beispielsweise eher über körperliche Beschwerden, trinken mehr Alkohol oder reagieren unangemessen aggressiv", sagt Margraf. Frauen hingegen reden offener über Ängste und Stimmungsschwankungen. Bei beiden Geschlechtern jedoch ist der Kern eine lähmende Traurigkeit.

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