Im Angesicht einer alternden Gesellschaft tut Pflegevorsorge Not. Derzeit sind rund 2,4 Millionen Menschen pflegebedürftig, doch für das Jahr 2050 wird mit einer Verdopplung der Betroffenen gerechnet, so dass dann rund 4,7 Millionen Menschen auf fremde Hilfe angewiesen wären.

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Zugleich wächst das Risiko, dass Angehörige tief in die Tasche greifen müssen, wenn in der Familie ein Pflegefall auftritt. Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums beträgt die private Lücke bei der Pflegevorsorge zur Zeit 500 bis 2.200 Euro pro Monat. So viel Geld müssten Kinder oder Verwandte folglich zuzahlen, wenn ein Mitglied der Familie dauerhaft Pflegeleistungen benötigt und nicht selbst finanzieren kann. Auch die Heimbetreuung kann mit zusätzlichen Kosten zwischen 700 und 1200 Euro monatlich richtig teuer werden.

Die Zeitschrift ÖKO-TEST hat für ihre aktuelle März-Ausgabe nun verschiedene Tarife für eine Pflegetagegeldversicherung verglichen. Als Auswahlkriterium galt: Alle Produkte mussten für die Pflegestufe III stationär die volle Leistung von 50 Euro pro Tag erbringen, hoch gerechnet 1.500 Euro pro Monat. Auch fielen bereits alle Versicherer aus der Liste, die in der Pflegestufe I gar nicht leisten.

Und dennoch blieb mit fast 340 verschiedenen Tarifen eine beträchtliche Zahl an Angeboten übrig. Um die Leistungen zu bewerten, wurde als Kriterium zu 25% die Höhe des Monatsbeitrages sowie zu 75% die erbrachten Leistungen heran gezogen. Auch fünf unterschiedliche Einstiegsalter von 35 bis 65 Jahren wurden für die Studie berücksichtigt.


Testergebnis: Die besten Tarife

Insgesamt 97 Angebote haben als Klassenbeste mit der Note „Gut“ abgeschnitten. Die höchsten Leistungen erbringen die Tarife der Axa Versicherung (Pflegevorsorge Flex 1,2 und 3), des Münchener Vereins (SC Pflege 412, 421+421b) sowie der Düsseldorfer Versicherung (PZ Tarifstufe 1,2,3). Diese drei Anbieter zahlten in allen Modellfällen ein Tagegeld von 50 Euro. Während es sich bei den Angeboten der Axa und der Düsseldorfer um moderne Bausteintarife handelt, bei denen die Leistung pro Pflegestufe selbst gewählt werden kann, bietet der Münchener Verein eine klassische Tagegeldversicherung an.
Da diese Versicherungen jedoch zu einer Überversorgung führen, wurden sie im Ranking gesondert berücksichtigt, auch wenn sie mit einer Gesamtleistung von 90.000 Euro am meisten zahlten. So erreichte der Premium-Tarif der HUK-Coburg mit einer Gesamtleistung von 54.600 Euro für eine 35jährige Frau die beste Leistungsnote, auch wenn die oben genannten Versicherungen mehr zahlen.

Bei den Tarifen für Frauen konnten bei einem Eintrittsalter von 45 Jahren der Tarif PT der Concordia sowie der Tarif PET/50 der DKV am meisten überzeugen. Beide Tarife erreichten eine Note von 1,8. Bei den Männern punkteten bei gleichem Eintrittsalter die Angebote der Allianz (Tarif PZTBest), Concordia (Tarif PT) sowie der Signal (Tarif Pflegetop).


Wer früh vorsorgt, spart Geld

Allgemein lässt sich feststellen, das gute Pflegevorsorge teuer ist, denn gerade die günstigsten Angebote garantieren nur unzureichend Versicherungsschutz. So bietet beispielsweise der relativ preiswerte Tarif PTE des Anbieters UKV eine magere Absicherung von 12,5 Prozent in der ambulanten Pflegestufe I, in der Pflegestufe II werden lediglich 25% des Tagesgeldes gezahlt. Auch die "Billig-Tarife" der Allianz (PZT) sowie der LVM (PZT) wurden als mangelhaft bewertet. Diese Anbieter haben jedoch zugleich leistungsstarke Premiumtarife im Angebot, die eher zu empfehlen sind.

Die teueren Tarife ziehen ein Risiko nach sich: Die Prämien könnten gerade bei gut bewerteten Anbietern wie der Axa oder der Düsseldorfer rapide steigen, denn derzeit ist die Zahl der Schadenfälle noch gering, die Kalkulation der Versicherer möglicherweise unsicher. Wer sich die Mitgliedsbeiträge nicht mehr leisten kann, steht ohne Versicherungsschutz da. So werden in der Ökotest-Studie die nicht bewerteten Kennzahlen "versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote" sowie "Nettoverzinsung" mit ausgewiesen.

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Ein weiteres Ergebnis der Studie: Mit einer frühen Absicherung lässt sich Geld sparen. So zahlt eine 35jährige Frau für den Concordia-Tarif PT 276 Euro im Jahr, bei einem Vertragsabschluss mit 60 Jahren hingegen 1.596 Euro jährlich, was sich auch in einer höheren Summe über die gesamte Versicherungsdauer hinweg zeigt. Auch hat eine frühe Absicherung den Vorteil, dass der Eintritt in die Versicherung weniger durch eine Gesundheitsprüfung gefährdet ist – für ältere Menschen ist es wahrscheinlicher, die mitunter restriktiven Aufnahmebestimmungen der Versicherer nicht erfüllen zu können.

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