Kaum ein Bereich des deutschen Gesundheitssystems steht derzeit so im Fokus wie die private Krankenversicherung. Denn es geht um ein System, das sich – ebenso wie die gesetzliche Krankenversicherung – zunehmend unter Druck sieht, wenn es mit steigenden Behandlungskosten, chronischen Erkrankungen und dem demografischen Wandel konfrontiert wird. Moderne Therapien, wachsende Präventionsbedarfe und eine medizinische Versorgung, die immer komplexere Leistungen abbilden muss, belasten die Kalkulation ebenso wie die Beitragsstabilität für Bestandskunden.

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Vor diesem Hintergrund erhält ein traditionsreiches Instrument besondere Bedeutung: der MAP-Report. Seit den frühen neunziger Jahren zählt er zu den ersten regelmäßigen Ratings, die die private Krankenversicherung systematisch und über lange Zeiträume analysieren. Was als Bilanzvergleich begann, entwickelte sich zu einem etablierten Branchenbarometer, das Vermittlern, Marktbeobachtern und Versicherten gleichermaßen Orientierung bietet.

Mit dem MAP-Report 942 liegt nun die neue Ausgabe dieses Traditionsratings vor – und bietet neben den Rating-Ergebnissen erneut Auswertungen zentraler Kennzahlen, die im PKV-Gesamtrating traditionell stark auf die Beitragsentwicklung im Bestand zielen. Anders als im ausführlicheren Bilanz-Report ist das Kennzahlen-Set im Gesamtrating bewusst kompakter gehalten. Dort, wo Krankenversicherer ausreichende Bestandsdaten offenlegen, entstehen dafür besonders aussagekräftige Einblicke in reale Beitragsverläufe, etwa über unterschiedliche Abschlussjahrgänge hinweg. Gerade diese Transparenz macht es möglich, langfristige Belastungen im Bestand nachvollziehbar zu evaluieren – ein Mehrwert, den nicht alle Anbieter gleichermaßen liefern. Versicherungsbote hat sich den soeben erschienenen Report aus dem Hause Franke und Bornberg im Detail angesehen und stellt Rating-Ergebnisse vor.

Was wurde gemacht?

Im Mittelpunkt des neuen Ratings steht die Frage, wie sich wirtschaftliche Stabilität, Servicequalität und langfristige Beitragsbelastung zu einem Gesamtbild verdichten lassen. Denn die private Krankenversicherung wird längst nicht mehr allein daran gemessen, wie solide ihre Bilanzen ausfallen, sondern ebenso daran, wie gut Versorgung organisiert wird und wie verlässlich Beiträge im Bestand bleiben. Genau hier setzt die neue Bewertungslogik des MAP-Report 942 an.

Auffällig ist vor allem die neue Punkteskala, die das frühere 100-Punkte-Raster ablöst und nun maximal 1.100 Punkte vorsieht. Damit verschiebt sich das Verhältnis der Teilbereiche: Der Bilanzteil wird mit bis zu 300 Punkten bewertet, während Service und Vertragsdaten mit jeweils bis zu 400 Punkten deutlich stärker ins Gewicht fallen und zusammen mehr als zwei Drittel der Gesamtbewertung ausmachen.

Die drei Bewertungsbereiche: Bilanz, Service, Vertrag

Im Einzelnen setzt sich das Gesamtrating aus drei großen Bewertungsblöcken zusammen: dem Bilanzrating, der Servicebewertung und dem Vertrags- beziehungsweise Beitragsrating. Während das Bilanzrating weiterhin die wirtschaftliche Stabilität der Anbieter anhand klassischer Versicherungskennzahlen abbildet, rücken im Servicebereich Beschwerdequoten, Ombudsmannverläufe, Storno und Prozessqualität in den Blick.

Ergänzt wird dieser Teil um das Gesundheitsmanagement, das in der neuen Gewichtung eine deutlich hervorgehobene Rolle einnimmt. Hier werden unter anderem Programme zur Prävention, zur Unterstützung chronisch Erkrankter, digitale Services sowie Informations- und Transparenzangebote berücksichtigt.

Besonderes Augenmerk gilt zudem dem Vertrags- und Beitragsbereich. Bewertet werden hier nicht einzelne Tarife, sondern die langfristige Beitragsentwicklung in verschiedenen Bestandskohorten, darunter Vollkostenversicherungen für Angestellte und Beamte sowie stationäre Zusatzversicherungen. Grundlage bilden zum einen exemplarische Musterfälle, zum anderen die BaFin-Nachweisung 230 als offizieller Beitragsindikator. Auf diese Weise soll sichtbar werden, wie sich Beiträge über lange Zeiträume entwickelt haben und welche Belastungen Bestandskundinnen und -kunden tatsächlich tragen mussten.

Im Ergebnis entsteht ein Bewertungsrahmen, der nicht nur Zahlen des letzten Geschäftsjahres aufgreift, sondern ein Gesamtbild der Leistungs- und Beitragsfähigkeit privater Krankenversicherer zeichnet. Gerade in einem Markt, in dem steigende Behandlungskosten, komplexer werdende Tarife und der demografische Wandel zusammenwirken, bietet das Rating damit eine systematische Orientierung, ohne den Anspruch individueller Beratung zu ersetzen.

Wie bewertet wurde

Für das Gesamtrating werden einundzwanzig Kennzahlen ausgewertet. Sie verteilen sich auf zwölf Bilanzgrößen, sieben Service- und Transparenzindikatoren sowie neun Kriterien im Vertrags- und Beitragsbereich, die gemeinsam die 1.100 möglichen Punkte bilden:

  • Im Bilanzteil (zwölf Kennzahlen) geht es vor allem um die wirtschaftliche Tragfähigkeit. Bewertet werden Ertragskraft, Vorsorge und Risikotragfähigkeit – also ob ein Krankenversicherer finanziell stabil genug aufgestellt ist, um steigende Gesundheitskosten dauerhaft zu schultern. Zwei Wachstumsgrößen zeigen außerdem, wie sich Beitragseinnahmen und Vollversichertenbestände entwickeln – und damit, inwieweit ein Anbieter im Markt tatsächlich wächst.
  • Der Servicebereich (sieben Kennzahlen) misst, wie verlässlich der laufende Betrieb funktioniert. Unter anderem fließen Beschwerdequoten bei BaFin und Ombudsmann ein, ebenso Storno- und Prozessdaten sowie die Transparenz der Geschäftsberichte. Besonders hervorgehoben ist das Gesundheitsmanagement, das längst über reine Leistungsbearbeitung hinausgeht: Es bewertet auch Präventionsangebote, die Versorgung chronisch Erkrankter oder digitale Hilfen.
  • Der Vertrags- und Beitragsbereich (neun Kriterien) bewertet nicht einzelne Tarife, sondern die tatsächliche Entwicklung der Beiträge im Bestand. Grundlage sind Musterrechnungen für Angestellte und Beamte, jeweils über unterschiedliche Abschlussjahrgänge, ergänzt um stationäre Zusatzversicherungen. Maklerinnen und Makler erkennen daran, welche Erhöhungen Bestandskunden tatsächlich über Jahre erlebt haben – unabhängig von aktuellen Tarifaktionen oder Übertragungsbeispielen im Neugeschäft. Als zusätzliches Korrektiv dient die BaFin-Nachweisung 230, also die offizielle Meldung der Krankenversicherer zu ihren jährlichen Beitragseinnahmen. Sie zeigt unabhängig von Musterfällen, um wie viel die Beiträge eines Unternehmens in der Realität tatsächlich gestiegen sind, und bildet damit einen wichtigen Realitätscheck gegen rein hypothetische Modellrechnungen.

Wie benotet wurde

Aus den insgesamt maximal 1.100 Punkten ergibt sich im Anschluss die finale Ratingnote. Entscheidend ist dabei der prozentuale Anteil an der Gesamtpunktzahl. Ab 85 Prozent wird die Bestnote „mmm+“ vergeben, ab 75 Prozent ein „mmm“, ab 65 Prozent ein „mm“ und ab 55 Prozent ein „m“. Anbieter, die weniger als 55 Prozent erreichen, werden mit „m-“ bewertet.

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Die Skala folgt damit einem klaren Prinzip: Je näher ein Unternehmen an der maximalen Punktzahl liegt, desto stabiler präsentiert es sich wirtschaftlich, desto verlässlicher arbeitet der Service im Alltag – und desto nachvollziehbarer fällt die Beitragsentwicklung im Bestand aus.

Die Ergebnisse: Transparenz bleibt das zentrale Nadelöhr

Auffällig ist zunächst, dass von den betrachteten Krankenversicherern nur elf Anbieter vollständige Unterlagen eingereicht haben und damit in allen drei Bewertungsbereichen berücksichtigt werden konnten. Für die übrigen Gesellschaften gilt: Wer Daten nicht liefert oder Teilbereiche ausspart, wird im Gesamtrating automatisch zurückgestuft. Dieses Muster ist aus früheren MAP-Reports bekannt und zeigt sich auch im aktuellen Jahr – besonders dort, wo es um Servicequalität und um die Beitragsbelastung im Bestand geht. Gerade in diesen Bereichen bleibt die Transparenz branchenweit zurückhaltend.

Vor diesem Hintergrund relativieren sich vermeintlich schwache Ergebnisse am unteren Ende der Skala: Nicht in jedem Fall stehen hinter einer niedrigeren Bewertung tatsächlich schlechte Bilanz- oder Servicekennzahlen – in einigen Fällen fehlt schlicht die Datenbasis, um eine positive Bewertung zu vergeben. Der MAP-Report macht daher transparent sichtbar, wo Kennzahlen fehlen, nicht nur wo sie schlecht ausfallen.

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Nur zwei Mal die Bestnote

Auf dieser Grundlage ergeben sich folgende Resultate: Im aktuellen Rating erzielen zwei Gesellschaften die Bestnote „mmm+“ (hervorragend). Sechs weitere Anbieter erreichen ein „mmm“ (sehr gut) und positionieren sich damit stabil im oberen Bewertungssegment. Zwei Krankenversicherer erhalten ein „mm“ (gut), während eine Gesellschaft mit „m“ (befriedigend) bewertet wird.

Deutlich breiter ist das Feld der niedrigeren Bewertungen: Neunzehn Krankenversicherer erhalten lediglich ein „m-“ (ausreichend). Dabei gilt auch hier, dass das Ergebnis nicht zwangsläufig eine schwache Leistungsfähigkeit signalisiert, sondern teilweise auf fehlende Unterlagen in den jeweiligen Teilbereichen zurückzuführen ist. Das Gesamtrating macht insofern sichtbar, wo Kennzahlen fehlen, nicht nur wo sie schlecht ausfallen.

Die Spitzengruppe: zweimal „hervorragend“, sechs Mal „sehr gut“

An der Spitze des aktuellen Gesamtratings steht die LVM Krankenversicherungs-AG, die mit 90,32 Prozent die Bestnote „mmm+“ erreicht und damit erneut ein ausgezeichnetes Gesamtprofil zeigt. Nur knapp dahinter folgt die Signal Iduna, die mit 88,18 Prozent ebenfalls ein „mmm+“ erzielt und sich damit als zweites Unternehmen im Spitzenfeld positioniert. Beide Gesellschaften verbinden solide Bilanzwerte mit starken Ergebnissen im Service und in der Bewertung der langfristigen Beitragsentwicklung.

Das Feld der „sehr gut“ bewerteten Anbieter ist ungewöhnlich breit und umfasst sechs Gesellschaften, die allesamt ein „mmm“ erreichen. Die Debeka erzielt 82,68 Prozent, die Allianz kommt auf 82,45 Prozent, die Alte Oldenburger auf 81,36 Prozent, die R+V auf 81,04 Prozent, die SDK auf 77,86 Prozent und die VGH Provinzial auf 75,85 Prozent. Jede dieser Gesellschaften erzielt überdurchschnittliche Ergebnisse über mehrere Teilbereiche hinweg und weist in Summe eine stabile Bewertung aus. Auffällig ist, dass in dieser Gruppe sowohl große bundesweite Anbieter als auch regionale Krankenversicherer vertreten sind – ein Hinweis darauf, dass gute Ergebnisse nicht zwingend von Größe oder Marktposition abhängen.

Wer besser abschneidet als „ausreichend“

Betrachtet man ausschließlich die Anbieter, die eine Bewertung oberhalb von „m-“ erzielen, ergibt sich ein vergleichsweise kleines Feld. Es reicht von zweimal „hervorragend“ über ein breites „sehr gut“ bis hin zu einzelnen Gesellschaften mit „gut“ oder „befriedigend“.

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  1. LVM: 90,32 Prozent (mmm+)
  2. Signal Iduna: 88,18 Prozent (mmm+)
  3. Debeka: 82,68 Prozent (mmm)
  4. Allianz: 82,45 Prozent (mmm)
  5. Alte Oldenburger: 81,36 Prozent (mmm)
  6. R+V: 81,04 Prozent (mmm)
  7. SDK: 77,86 Prozent (mmm)
  8. VGH Provinzial: 75,85 Prozent (mmm)
  9. HanseMerkur: 70,18 Prozent (mm)
  10. Württembergische: 69,22 Prozent (mm)
  11. Mecklenburgische: 62,12 Prozent (m)

Hintergrund

Der soeben erschienene MAP-Report 942 „Rating Private Krankenversicherung“ enthält neben den Ratingergebnissen umfangreiche Musterrechnungen und Kennzahlen zur Beitragsentwicklung. Die aktuelle Ausgabe wurde von Franke und Bornberg veröffentlicht und kann wie immer – kostenpflichtig – über die Webseite des Analysehauses bezogen werden.

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