Nach dem Stopp des Sparpakets von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) im Bundesrat warnen die Krankenkassen vor gravierenden finanziellen Folgen. Besonders deutlich wird Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK). Er rechnet damit, dass die Versicherten im kommenden Jahr spürbar tiefer in die Tasche greifen müssen. „Ich erwarte viele Beitragserhöhungen im Jahr 2026, auch weil die Kassen weiterhin Rücklagen aufbauen müssen“, sagt Baas der "Rheinischen Post". Nach seiner Einschätzung dürfte der durchschnittliche Zusatzbeitrag im kommenden Jahr „die Drei-Prozent-Marke überschreiten“.

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Bereits jetzt liegt der durchschnittliche Zusatzbeitrag bei rund 2,9 Prozent. Diesen müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusätzlich zum allgemeinen Satz von 14,6 Prozent gemeinsam tragen. Baas warnt jedoch vor einer Kostenentwicklung, die weit über das kommende Jahr hinausgeht. „Wenn wir nicht rasch Reformen anschieben, werden wir schon in wenigen Jahren bei einem Gesamtbeitrag von 20 Prozent und mehr nur für die Krankenversicherung liegen. Ein Wahnsinn.“

Der Bundesrat hatte das bereits beschlossene Sparpaket gestoppt und zur weiteren Prüfung in den Vermittlungsausschuss geschickt. Die Länder wollen damit vor allem Ausgabenbremsen bei Kliniken verhindern. Für die gesetzlichen Krankenkassen kommt der Vorgang jedoch zur Unzeit: Sie stehen unter Druck, ihre Zusatzbeiträge für 2026 festzulegen, während die finanzpolitischen Rahmenbedingungen unklar bleiben.

Baas erklärt offen seine Enttäuschung über die Entscheidung der Länder. „Das Sparpaket war ohnehin schon viel zu klein, um die Beiträge zum Jahreswechsel zu stabilisieren. Dass jetzt sogar diese Minimaleinsparung auf der Kippe steht, ist ein fatales Signal für Millionen Beitragszahler und die deutsche Wirtschaft.“ Er befürchtet, dass selbst ein späterer Kompromiss im Vermittlungsausschuss den Kassen nicht mehr rechtzeitig helfen würde, um steigende Beiträge 2026 zu verhindern. „Die Konsequenz wäre, dass die Beitragssätze im Schnitt noch einmal steigen würden“, so der TK-Chef.

Die Warnungen der Krankenkassen und der Opposition waren schon vor der Bundesratsentscheidung laut geworden. Viele Kassen müssen ihre Reserven wieder auf vorgeschriebene Mindestwerte auffüllen. Zwar legt die Politik die Beiträge nicht direkt fest, doch die Kassen entscheiden je nach Finanzlage über die Höhe ihrer Zusatzbeiträge selbst. Die jüngsten politischen Verzögerungen könnten diesen Spielraum weiter einengen.