Wenn der Koalitionsausschuss in dieser Woche erneut zusammenkommt, steht ein Thema ganz oben auf der Liste: das Rentenpaket der schwarz-roten Koalition. Zuletzt blockierte die Junge Gruppe der Union den Gesetzesentwurf aus dem Arbeitsministerium. Doch nun deutet sich hinter den Kulissen ein Kompromiss an. Wie „Table.Briefings“ berichtet, will die Union den Nachwuchsabgeordneten ein Angebot machen, „das unseren langfristigen Reformwillen zeigt“.

Anzeige

Die SPD wiederum hält zwar an der Botschaft fest, dass das Gesetz selbst nicht mehr verändert werden könne. Doch offenbar ist die Partei bereit, flankierende Reformen grundsätzlich zu unterstützen. Darunter befinden sich eine Anpassung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung, Änderungen an der so genannten „Rente mit 63“ sowie eine stärkere Einbindung des Kapitalmarktes in die private Altersvorsorge.

Das Rentenpaket steht im Bundestag auf der Kippe. Grund ist der geschlossene Widerstand der 18 Abgeordneten der Jungen Gruppe. Sie sehen in der bis 2031 geplanten Stabilisierung des Rentenniveaus auf mindestens 48 Prozent eine Benachteiligung der jüngeren Generationen, da die sogenannte Haltelinie zu dauerhaft höheren Renten führe, als es ohne diese Regelung der Fall wäre.

Rente mit 70 Jahren? Ökonomen sehen Reformbedarf

Die von der SPD nun angedeuteten Reformpunkte werden von Ökonomen seit Jahren gefordert. Besonders prominent ist die Kopplung des Renteneintrittsalters an die steigende Lebenserwartung. Der oft genannte Begriff „Rente mit 70“ ist jedoch irreführend. Denn die Wirtschaftsweisen schlagen vor, das Rentenalter nur um acht Monate je zusätzlich gewonnenem Lebensjahr zu erhöhen. Da die Lebenserwartung im Schnitt etwa alle zehn Jahre um ein Jahr steigt, wäre ein Eintrittsalter von 70 Jahren frühestens für Menschen relevant, die heute noch Kinder sind.

Dieses Modell gilt als fair und flexibel. Zudem wird es zum Beispiel in Dänemark schon praktiziert. Sollte die Lebenserwartung wider Erwarten stagnieren, würde auch das Rentenalter nicht weiter steigen.

Auch bei der „Rente mit 63“ sehen Ökonomen dringenden Handlungsbedarf. Laut Daten des Instituts der Deutschen Wirtschaft haben im Jahr 2023 rund 1,8 Millionen Menschen dieses Modell gewählt. Doch das Angebot wird häufiger von gut situierten Beschäftigten genutzt als von jenen, für die es ursprünglich gedacht war. Denn eigentlich sollte die Regelung Menschen in körperlich oder psychisch belastenden Berufen erreichen. Letztere schaffen jedoch das Eintrittsalter häufig nicht und landen früher in der Erwerbsminderungsrente.

SPD auf Kurs Reform? Noch ist nichts entschieden

Ob die SPD die Reformideen tatsächlich mitträgt, bleibt derweil offen. Arbeitsministerin Bärbel Bas betonte im „Tagesspiegel“, dass sie der geplanten Reformkommission nicht vorgreifen wolle. Nach Plänen von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann könnte diese Kommission vorgezogen werden, sodass bereits im Frühjahr 2026 konkrete Reformvorschläge vorliegen. Ab Sommer 2026 könnten dann erste Maßnahmen umgesetzt werden.

Für das Rentenpaket wäre ein solcher politischer Tauschhandel ein möglicher Ausweg aus der Blockade. Die grundlegende Rentendebatte über Generationengerechtigkeit, Haltelinien und Frühverrentungsanreize wird damit nicht enden.