Der Einsatz von KI-Agenten entwickelt sich für Banken und Versicherer vom Zukunftsthema zum operativen Alltag. Der World Cloud Report in Financial Services 2026 des Capgemini Research Institute zeigt: Finanzdienstleister verlagern immer mehr kundenbezogene Prozesse auf cloud-native KI-Systeme. Damit definieren sie völlig neu, was es bedeutet, Kunde eines Versicherers oder einer Bank zu sein.

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Bei Versicherern liegt der Fokus klar auf Kundenschnittstellen und Kernprozessen. Laut Report nutzen 70 Prozent der Unternehmen KI-Agenten im Kundenservice, gefolgt von Risikoprüfung (68 Prozent), Schadenbearbeitung (65 Prozent) und Kundengewinnung (59 Prozent). Die Branche steht damit an einem Wendepunkt: Viele klassische Interaktionen verschwinden, während automatisierte, cloudbasierte Prozesse standardisiert werden.

Auch Banken setzen stark auf KI. Hier wird sie insbesondere in Kundenservice (75 Prozent), Betrugserkennung (64 Prozent), Kreditbearbeitung (61 Prozent) und Onboarding (59 Prozent) eingesetzt. Die Unterschiede zwischen beiden Branchen sind gering. Das Transformationsmuster ist identisch.

Das Capgemini Research Institute sieht in KI-Agenten einen enormen volkswirtschaftlichen Hebel. Bis 2028 könnten sie einen Mehrwert von bis zu 450 Milliarden US-Dollar schaffen. Entsprechend hoch sind Investitionen und Umbaubestrebungen:

  • 33 Prozent der Banken entwickeln eigene KI-Agenten,
  • 48 Prozent schaffen neue Rollen, um die Agenten zu beaufsichtigen.

Die Cloud wird dabei zur zentralen Infrastruktur: 61 Prozent der Führungskräfte sehen cloudbasierte Orchestrierung als „entscheidend“ für die KI-Strategie. Die Cloud ist nicht mehr nur Speicher – sie wird zum Innovationstreiber.

Der Markt steckt mitten in der Skalierungsphase. 80 Prozent der Unternehmen befinden sich in Konzeptions- oder Pilotprojekten – aber nur jedes zehnte Unternehmen hat KI-Agenten bereits operativ ausgerollt. Die größten Effizienzpotenziale sehen Entscheider beim Kunden-Onboarding, in KYC-Prozessen, in der Kredit- und Schadenbearbeitung und dem Underwriting.

Die Erwartungen sind gewaltig. Stolze 96 Prozent erhoffen sich Echtzeit-Entscheidungen, 91 Prozent bessere Genauigkeit und 89 Prozent schnellere Durchlaufzeiten. Führungskräfte sehen in KI-Agenten nicht nur Kostenvorteile, sondern handfeste Wachstumschancen:

  • 92 Prozent erwarten Expansion in neue Regionen ohne große Infrastrukturkosten.
  • 79 Prozent sehen Potenzial für dynamische Preisgestaltung und individualisierte Angebote.
  • 75 Prozent versprechen sich mehrsprachigen, lokal adaptierbaren Support.

Gerade Versicherer könnten mit KI-unterstützten Tarifen und Real-Time-Underwriting neue Kundengruppen ansprechen.

Investitionen steigen rasant

Fast zwei Drittel der Führungskräfte reservieren bereits heute bis zu 40 Prozent ihres KI-Budgets für Agenten-Technologien. Bis 2028 erwarten 25 Prozent der Unternehmen, dass ihre Ausgaben um bis zu 60 Prozent steigen.

Doch die Branche steht vor erheblichen Hürden:

  • 92 Prozent befürchten eine massive Qualifikationslücke im Unternehmen.
  • 96 Prozent warnen vor regulatorischer Komplexität.
  • 89 Prozent sehen die Compliance-Belastung als größtes Hindernis der nächsten drei Jahre.

Hinzu kommen steigende Implementierungskosten, die die Wirtschaftlichkeit vieler Projekte belasten. Ein Trend zeichnet sich dabei klar ab: Service-as-a-Software. Ein Viertel der Unternehmen plant, innerhalb der nächsten 12–18 Monate zu Modellen überzugehen, bei denen nicht mehr die Technologie, sondern konkrete Ergebnisse bezahlt werden:

  • erfolgreich erkannte Betrugsfälle,
  • automatisiert bearbeitete Schäden,
  • validierte Transaktionen,
  • erledigte Kundenanfragen.

Damit verschiebt sich das Risiko vom Versicherer oder der Bank hin zum Anbieter und verändert die Geschäftsmodelle grundlegend. „Die Kombination aus KI und Cloud ermöglicht es Banken und Versicherungen, die Leistungsfähigkeit von KI-Agenten unmittelbar zu nutzen, um ihre Kunden mit größerer Präzision, Geschwindigkeit und Mehrwert zu bedienen“, so Armin Schübel, Head of Cloud für Financial Services bei Capgemini in Deutschland. „Unsere Daten zeigen einen weit verbreiteten Optimismus in der Branche, dass das Zeitalter der KI-Agenten neue Märkte erschließen und eine neue Phase der Transformation einläuten wird. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, müssen Finanzinstitute eine langfristige Perspektive einnehmen, da Menschen mit Agenten zusammenarbeiten. Das bedeutet, Substanz von Hype zu trennen. Führungskräfte müssen überlegen, wie sie ihren KI-Agentenbetrieb im Laufe der Zeit skalieren können, und dabei eine Vision davon haben, wie ihr Unternehmen am Ende dieses Prozesses aussehen soll.“