Kfz-Versicherung: Hannover Rück erwartet weitere Beitragserhöhungen
Autofahrer in Deutschland müssen sich auf weitere Beitragssteigerungen bei der Kfz-Versicherung einstellen. Die Hannover Rück sieht trotz erster Erholung in der Kfz-Sparte noch keinen Grund zur Entwarnung. Steigende Ersatzteilpreise, höhere Personenschäden und anhaltender Kostendruck machten neue Beitragsanpassungen nötig.

Was 2023 in den Bilanzen der Kfz-Versicherer zu sehen war, glich einem Scherbenhaufen. Erstmals in der jüngeren Geschichte schrieb die gesamte Branche rote Zahlen. Kein einziges Unternehmen konnte kostendeckend arbeiten. Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote schnellte auf 112,2 Prozent in die Höhe. Besonders deutlich wurde die Schieflage bei den großen Anbietern: Selbst Marktführer Allianz und die HUK-Coburg rutschten ins Minus.
Anzeige
Nach Jahren der Unterdeckung haben die Kfz-Versicherer 2024 deutlich nachgesteuert. Aktuelle Daten zeigen, dass sich die Lage etwas entspannt hat. Demnach sank die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote von 112,2 auf 106,6 Prozent. Damit ist durchaus ein Fortschritt zu erkennen. Ein Befreiungsschlag ist das aber wahrlich nicht. Dieser Ansicht ist auch der Rückversicherer Hannover Rück. Zwar sei die Kfz-Sparte nach Jahren hoher Verluste und massiver Schadensbelastung auf einem besseren Weg, erklärte Thorsten Steinmann, Chef der für das Deutschlandgeschäft zuständigen Tochter E+S Rück, auf einem Branchentreffen in Baden-Baden. Doch von einer nachhaltigen Erholung könne keine Rede sein. Steinmann bekräftigte, dass „weitere gezielte Preiserhöhungen in der Kraftfahrtsparte notwendig“ seien.
Laut Versicherer-Verband hatte die Branche in den Jahren 2023 und 2024 fast fünf Milliarden Euro Verlust verbucht. Erst deutliche Beitragserhöhungen brachten die Branche zurück in die Nähe der Gewinnzone. Doch auch wenn 2025 erstmals wieder schwarze Zahlen erwartet werden, bleibt der Kostendruck hoch.
Besonders die Kraftfahrthaftpflichtversicherung, die für Schäden Dritter aufkommt, bleibt laut E+S Rück eine Herausforderung. Die Kosten großer Personenschäden steigen weiter – getrieben durch höhere Behandlungs- und Pflegekosten. Auch in der Kaskoversicherung verteuern sich Reparaturen spürbar stärker als die allgemeine Inflation.
So sind laut GDV die Preise für Kfz-Ersatzteile zwischen August 2024 und August 2025 im Schnitt um 6,2 Prozent gestiegen. Die hohe Inflation ist nicht allein Ursache für die Teuerungen. Mit dem erneuten Preisanstieg setzt sich stattdessen eine Entwicklung fort, die der GDV seit längerer Zeit beobachtet: „Die Kosten für Pkw-Ersatzteile steigen rapide und sind weitgehend unabhängig von der allgemeinen Preisentwicklung. Während der Verbraucherpreisindex seit 2015 um rund 30 Prozent zugenommen hat, erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise durchschnittlich um über 80 Prozent“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Kofferraumklappen und hintere Seitenwände sind heute etwa doppelt so teuer wie vor zehn Jahren.
Die Reparaturkosten bei Unfällen schnellen ebenfalls nach oben. „Im vergangenen Jahr betrug der durchschnittliche Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines Pkw rund 4.250 Euro, das sind sieben Prozent mehr als im Vorjahr“, so Asmussen. Zum Vergleich: 2013 waren es noch 2.500 Euro. Neben den teurer werdenden Ersatzteilen treiben auch die steigenden Stundensätze von Kfz-Werkstätten die Reparaturkosten weiter nach oben. „Erstversicherer müssen diese Kostensteigerungen in ihrer Preisfindung berücksichtigen“, betont Steinmann.