Wer einen Oldtimer fährt, hat mehr als nur ein Fahrzeug – er bewegt Kulturgut. Doch dieses Gut will nicht nur gepflegt, sondern auch richtig zugelassen sein. Ob H-Kennzeichen, Saison- oder rotes 07er-Kennzeichen: Die Entscheidung wirkt sich auf Steuern, Versicherung, Nutzungsmöglichkeiten und rechtliche Sicherheit aus. Wer sich für die falsche Variante entscheidet, zahlt im Zweifel drauf oder darf im Ausland nicht einmal legal fahren.

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Reguläre Zulassung: Für kleine Motoren oft günstiger

Die klassische Zulassung ist keineswegs obsolet. Gerade bei Kleinwagen oder Motorrädern mit geringerem Hubraum kann sie steuerlich günstiger sein als das pauschale H-Kennzeichen. Beispiel: Eine BMW Isetta mit 250 ccm kostet nur 76 Euro im Jahr. Bei Motorrädern liegt der Steuersatz bei 1,84 Euro je angefangene 25 ccm, Fahrzeuge unter 125 ccm und 11 kW sind steuerfrei. Bei niedrigen Hubräumen kann die reguläre Zulassung preislich attraktiver sein. Das gilt vor allem, wenn keine Oldtimer-Veranstaltungen geplant sind.

Saisonkennzeichen: Flexibel und sinnvoll für Schönwetter-Fahrer

Wer seinen Oldtimer nur in den Sommermonaten bewegen will, fährt mit dem Saisonkennzeichen besonders günstig. Die Steuer wird monatsanteilig berechnet. Gleichzeitig entfällt der Aufwand für An- und Abmeldung. Mindestens zwei, höchstens elf Monate sind wählbar.

In Kombination mit einem H-Kennzeichen kann so z. B. bei einer Zulassung von Mai bis Oktober rund 95 Euro Kfz-Steuer pro Jahr gespart werden. Aber: Im Ruhezeitraum darf das Fahrzeug nicht bewegt oder im öffentlichen Raum abgestellt werden. Grundlegend sollte hier die Ruheversicherung geprüft werden. Denn manche Tarife beinhalten keinen Vollkaskoschutz im Nichtnutzungszeitraum.

H-Kennzeichen: Steuerpauschale und freier Einsatz

Das historische H-Kennzeichen ist die beliebteste Form der Oldtimer-Zulassung – über eine halbe Million Fahrzeuge tragen es. Die Vorteile:

  • Pauschalsteuer von 191,73 Euro (Pkw) bzw. 46,02 Euro (Motorrad)
  • Keine Fahrbeschränkung im In- und Ausland
  • Gewerbliche Nutzung erlaubt
  • Kombination mit Saisonkennzeichen möglich

Voraussetzung: Das Fahrzeug muss mindestens 30 Jahre alt, weitgehend original und zeitgenössisch verändert sein. Ein Gutachten durch einen anerkannten Sachverständigen ist Pflicht. Bei der Hauptuntersuchung alle zwei Jahre wird der Zustand erneut geprüft. Aber: Wer modifiziert, riskiert den Verlust der H-Zulassung.

07er-Kennzeichen: Für Sammler mit Einschränkungen

Das rote 07er-Kennzeichen ist ideal für Sammler mit mehreren Fahrzeugen, die diese nur zu Veranstaltungen, Werkstattfahrten oder Probefahrten nutzen. Auch Überführungsfahrten sind gestattet. Der pauschale Steuersatz entspricht dem des H-Kennzeichens. Allerdings ist die Nutzung stark eingeschränkt.

Wichtig: Ein Fahrtenbuch ist Pflicht. Zudem ist die gewerbliche Nutzung ausgeschlossen. Weiterhin gibt es Unsicherheiten bei Auslandsfahrten. Das gilt insbesondere in Frankreich, Benelux oder Italien. Dort drohen Bußgelder oder sogar Fahrzeugbeschlagnahmen. Die Schweiz ist wiederum eine Ausnahme: Dank bilateraler Vereinbarung ist die Nutzung dort klar geregelt.

Kennzeichenwahl ist mehr als eine Frage der Nostalgie

  • Regulär lohnt bei kleinen Hubräumen und niedrigem Einsatz
  • Saisonkennzeichen spart Geld, wenn das Fahrzeug klar saisonal genutzt wird
  • H-Kennzeichen ist für Vielfahrer, Veranstaltungsbesucher und steuerlich optimiert
  • 07er-Kennzeichen ist nur für Spezialisten mit Sammelbestand und begrenzter Fahrpraxis geeignet

Wer sich für ein Kennzeichen entscheidet, sollte nicht nur die Steuer, sondern auch die Versicherungstarife und rechtlichen Rahmenbedingungen prüfen. Denn nur so wird das Hobby „Oldtimer“ nicht zur bürokratischen Vollbremsung.