Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist ein zentraler Baustein der Altersvorsorge in Deutschland. Doch das Vertrauen der Arbeitnehmer in das Gesamtsystem bröckelt. Laut der aktuellen Deloitte-bAV-Studie 2024, für die 2.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte befragt wurden, glauben nur noch 17 Prozent der Arbeitnehmer, dass die Lasten der Altersversorgung in Deutschland gerecht zwischen den Generationen verteilt sind. 2022 waren es noch 28 Prozent. Besonders die junge Generation verliert zunehmend den Glauben an die Fairness des Systems.

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Gesetzliche Rente verliert Vertrauen

Die Skepsis gegenüber der gesetzlichen Rentenversicherung bleibt hoch:

  • 84 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass ihre gesetzliche Rente kein ausreichendes Alterseinkommen sichert.
  • Nur 32 Prozent wissen genau, welche Leistungen sie im Ruhestand erwarten können.
  • Besonders bei unter 30-Jährigen kennen 34 Prozent die künftigen Rentenansprüche gar nicht.

Je weniger Wissen vorhanden ist, desto pessimistischer die Einschätzung. Immwehin 89 Prozent derjenigen, die keine Vorstellung von ihrer Rentenhöhe haben, glauben, dass die Rente im Alter nicht reicht.

Nach der Inflationsphase der letzten Jahre zeigt sich eine leichte Erholung:

  • 49 Prozent der Arbeitnehmer erhalten eine arbeitgeberfinanzierte bAV – ein leichter Anstieg gegenüber 2023 (44 Prozent).
  • Die Entgeltumwandlung – also die eigenfinanzierte betriebliche Vorsorge – stieg auf 42 Prozent (2023: 37 Prozent).

Doch diese Werte liegen noch immer unter dem Potenzial. Besonders Beschäftigte kleiner Unternehmen bleiben außen vor. Hier liegt die Teilnahmequote bei nur 21 Prozent, während sie bei Großunternehmen über 50 Prozent beträgt.

Fehlende Mittel statt fehlendes Angebot: Gründe für Nicht-Teilnahme verschieben sich

Seit Beginn der Deloitte-Studie im Jahr 2017 galt das fehlende Arbeitgeberangebot als größtes Hindernis für die Teilnahme an der bAV. 2024 ist erstmals ein anderer Grund gleichauf. Denn 34 Prozent der Befragten geben an, kein Geld für Entgeltumwandlung übrig zu haben. Damit zeigt sich eine deutliche Verschiebung. Das gilt vor allem bei Beschäftigten mit niedrigem Einkommen, von denen 27 Prozent überhaupt keine Vorsorge betreiben. Gerade diese Gruppe sei auf zusätzliche Vorsorge besonders angewiesen, da ihre gesetzliche Rente später kaum ausreichen wird. Hier könnte ein substanzieller Arbeitgeberzuschuss den entscheidenden Impuls geben.

Die Studie zeigt deutlich, wie stark ein finanzieller Anreiz wirkt. Denn 80 Prozent derjenigen, die bisher keine Entgeltumwandlung nutzen, würden teilnehmen, wenn ihr Arbeitgeber einen Zuschuss zahlt. Am größten ist die Zustimmung bei einem Zuschuss von 50 Prozent. Das überzeugt 42 Prozent der Befragten. Nur jeder Fünfte würde auch mit Zuschuss nicht mitmachen. Damit könnte die bAV-Teilnahmequote theoretisch auf fast 90 Prozent steigen.

Eines der größten Probleme der Verbreitung der betrieblichen Vorsorge sind Informationsdefizite. Diese bremsen den Fortschritt spürbar. Denn nur 44 Prozent der Arbeitnehmer fühlen sich zum Thema bAV ausreichend informiert. Zudem liegt das Vertrauen in die Informationen bei lediglich 40 Prozent und damit ebenfalls auf niedrigem Niveau. Gerade kleinere Unternehmen haben hierbei Defizite. Während sich in Großunternehmen (ab 1.000 Beschäftigte) die Hälfte der Mitarbeiter gut informiert fühlt, sind es bei Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern nur 32 Prozent.

Die wichtigste Informationsquelle bleibt der Arbeitgeber (67 Prozent), gefolgt von Versicherungsvertretern (13 Prozent). Arbeitnehmer, die sich sachkundig fühlen, nehmen deutlich häufiger an der Entgeltumwandlung teil.

Was Arbeitnehmer von der bAV erwarten: Sicherheit, Rendite, Flexibilität

Wenn es um die ideale bAV geht, wünschen sich Arbeitnehmer ein Zusammenspiel aus:

  • Sicherheit (55 Prozent),
  • Rendite (16 Prozent) und
  • Garantien (13 Prozent).

Erstmals hat der Wunsch nach Rendite den nach Garantien überholt – ein bemerkenswerter Wandel im Vorsorgeverhalten. Zudem wünschen sich 32 Prozent flexible Auszahlungsmöglichkeiten, also die Wahl zwischen Rente, Kapital oder Raten. Die bAV soll also planbar, aber anpassungsfähig sein.

Die Deloitte-Studie zieht ein klares Fazit: „Die betriebliche Altersversorgung ist noch nicht da, wo sie im besten Fall sein könnte“. Gleichzeitig könnten branchenweite Sozialpartnermodelle eine Chance sein, insbesondere kleinen Unternehmen den Einstieg zu erleichtern. Ob diese Modelle den Durchbruch bringen, wird sich jedoch erst in den kommenden Jahren zeigen müssen.