Die Sorgen der Deutschen haben sich 2025 spürbar verschoben: Während der allgemeine Angstindex auf ein historisch niedriges Niveau fällt, bleibt die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten unangefochten auf Platz eins. Laut der aktuellen Studie „Die Ängste der Deutschen“ des R+V-Infocenters sorgt sich mehr als jeder zweite Bundesbürger (52 Prozent), dass das eigene Einkommen langfristig nicht mehr ausreicht.

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„Obwohl die Inflation abgeflacht ist, bleibt sie für die Deutschen ein Schreckgespenst. Sie spüren deutlich, wie die Preise für Energie, Nahrungsmittel und Dienstleistungen weiter anziehen“, ordnet Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch ein. „Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten belegt schon zum 15. Mal Platz eins der Studie.“

Neben den Lebenshaltungskosten stehen weitere finanzielle Belastungen im Fokus. Denn 49 Prozent der Befragten befürchten Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen des Staates. Fast ebenso viele (48 Prozent) sehen die Gefahr, dass Wohnen unbezahlbar wird. Diese Sorgen spiegeln die angespannte Haushaltslage des Bundes und die anhaltenden Probleme am Immobilienmarkt wider.

Die Migrationspolitik spielt weiterhin eine große Rolle, allerdings ist die Angst, dass der Staat durch Geflüchtete überfordert wird, im Vergleich zum Vorjahr gesunken. 49 Prozent der Befragten teilen diese Sorge (2024: 56 Prozent). Auch die Furcht vor gesellschaftlichen Spannungen durch Zuwanderung ist rückläufig, liegt aber mit 45 Prozent weiter hoch. Auffällig sind deutliche Unterschiede zwischen Ost und West: In Ostdeutschland sind diese Sorgen stärker ausgeprägt als im Westen.

Während 2018 noch fast 70 Prozent die Politik von Donald Trump als Gefahr für die Weltordnung sahen, ist dieser Wert auf 45 Prozent gefallen. Damit liegt Trump im Sorgenranking nur noch auf Platz sechs. Zugenommen hat hingegen die Sorge vor dem Erstarken autoritärer Herrscher weltweit (47 Prozent).

Deutlich zurückgegangen ist die Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft. Nur noch 39 Prozent nennen dies als Sorge, nach 48 Prozent im Vorjahr. Besonders häufig wird eine Spaltung zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund genannt (72 Prozent), gefolgt von der Kluft zwischen Arm und Reich (58 Prozent).

Trotz weltweiter Krisen fällt der durchschnittliche Angstwert auf 37 Prozent. Nur einmal in der 34-jährigen Geschichte der Studie war er niedriger. „Die Menschen werden ständig mit multiplen Krisen konfrontiert, denen sie ohnmächtig gegenüberstehen. Die Deutschen haben sich an diesen Zustand gewöhnt, sie sind krisenmüde“, erklärt Professorin Dr. Isabelle Borucki. Die Politikwissenschaftlerin an der Philipps-Universität Marburg begleitet die R+V-Studie als Beraterin. „Dieser Rückgang bedeutet nicht, dass die Menschen sorglos sind. Vielmehr richtet sich ihr Fokus auf das Hier und Jetzt – und besonders auf die eigene finanzielle Situation.“

Weitere Ergebnisse der R+V-Studie in Kurzform:

  • Angst vor Krieg mit deutscher Beteiligung (Platz 9): Der Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert an. Die Angst, Deutschland könnte zur Kriegspartei werden, stagniert mit 41 Prozent auf hohem Niveau. Im Jahr vor Kriegsbeginn lag sie noch bei 16 Prozent.
  • Angst vor schlechter Wirtschaftslage (Platz 10): Trotz unsicherer Prognosen lässt die Angst vor einer Rezession nach. Sie fällt im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozentpunkte: 41 Prozent der Befragten befürchten eine Rezession.
  • Angst vor politischem Extremismus (Platz 11): Im Vergleich zu 2024 ist die Furcht vor politischem Extremismus um sechs Prozentpunkte auf 40 Prozent gesunken. Bemerkenswert sind die Ausprägungen: Die Angst vor rechtem Extremismus ist gestiegen (2025: 43 Prozent, 2024: 38 Prozent) und liegt damit vor der Angst vor Islamismus.
  • Angst vor Pflegebedürftigkeit (Platz 13): Etwa 5,7 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig, die Zahlen steigen. 39 Prozent fürchten, im Alter auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.
  • Angst vor Naturkatastrophen (Platz 15) und Klimawandel (Platz 16): Der Bergsturz in der Schweiz, extreme Hitze in Europa, der Klimawandel schreitet fort. Trotzdem gehen die Ängste vor Naturkatastrophen (36 Prozent, 2024: 44 Prozent) und Klimawandel (36 Prozent; 2024: 42 Prozent) zurück.
  • Angst vor Straftaten (Platz 25): Sie ist in diesem Jahr mit 20 Prozent die geringste Furcht der Deutschen.