Die Verwaltungskostenquote setzt die Verwaltungsausgaben ins Verhältnis zu den verdienten Bruttobeiträgen. Sie zeigt also, wie viel von den Beitragseinnahmen für die Verwaltung der Versicherungsverträge aufgewendet wird. Laut aktuellem MAP-Report 940 „Bilanzrating Private Krankenversicherung 2024“ lag die branchenweite Verwaltungskostenquote der PKV im Jahr 2024 bei 2,22 Prozent – exakt wie im Vorjahr. Auch langfristig bewegen sich die Werte kaum: Im Fünfjahresschnitt 2020 bis 2024 beträgt die Quote 2,20 Prozent, im Zehnjahresschnitt 2015 bis 2024 sind es 2,23 Prozent. Das deutet auf eine hohe Konstanz. Umso auffälliger erscheinen Versicherer, die deutlich über diesen Durchschnittswerten liegen. Ihre Quoten reichen bis zu 5,67 Prozent – Werte, die auf den ersten Blick nach Ineffizienz klingen.

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Doch schon die Rahmenbedingungen machen klar: Verwaltung in der privaten Krankenversicherung ist anspruchsvoll und teuer. So verursacht allein die Vielfalt der Tarife, Selbstbehalte und Leistungsumfänge aufwendige Prüfprozesse. Millionen von Rechnungen müssen kontrolliert, Rückstellungen in Milliardenhöhe berechnet und Kapitalanlagen langfristig gesteuert werden. Hinzu kommen strenge regulatorische Vorgaben, Meldepflichten und IT-Sicherheit. Und schließlich erwarten die Versicherten schnelle Abrechnung, transparente Informationen und moderne digitale Services – Leistungen, die nur mit hohen Investitionen in Verwaltung und Technik zu erbringen sind.

Warum ein Vergleich schwierig ist

Doch nicht nur die generellen Rahmenbedingungen erschweren den Blick auf die Verwaltungskosten – man könnte ja noch annehmen, dass zwischen den Versicherern so etwas wie Waffengleichheit herrscht. Das ist mitnichten so. Ein erster Einflussfaktor auf hohe Quoten ist das Geschäftsmodell: Gesellschaften, die stark auf Zusatzversicherungen setzen, erzielen kleinere Beitragssummen je Vertrag. Feste Kosten schlagen dort deutlich stärker durch als bei großen Vollversicherern, die Milliardenbeiträge vereinnahmen und von Skaleneffekten profitieren.

Ein zweiter Faktor sind die Leistungen, die ein Versicherer seinen Kunden bietet. Unternehmen, die auf intensive Beratung, engmaschige Betreuung oder besonders schnelle Bearbeitung setzen, investieren mehr Personal und IT – und das kostet. Wenngleich daraus nicht der Umkehrschluss gezogen werden darf, dass hohe Verwaltungskosten immer ein Zeichen für guten Service sind, so kann umgekehrt doch gelten: Ein hoher Aufwand ist mitunter notwendig, um die Qualität von Prozessen und Betreuung sicherzustellen.

Hinzu kommen Investitionen in moderne Infrastruktur. Der Ausbau digitaler Kanäle, elektronische Rechnungsprüfung oder neue Service-Apps erfordern erhebliche Mittel, die zunächst die Verwaltung belasten. Mittel- und langfristig können diese Ausgaben zwar Effizienzgewinne bringen – kurzfristig aber treiben sie die Quote nach oben.

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Solche Zusammenhänge sollten beachtet werden, wenn im Folgenden die Unternehmen mit den höchsten („schlechtesten“) Verwaltungskostenquoten aufgeführt werden. Denn es braucht eine Vielzahl an Informationen, um diese Zahlen richtig einzuordnen. Die Quote allein gibt an, welcher Anteil der verdienten Prämien für Verwaltung aufgewendet wird – sie zeigt jedoch noch nicht die Gründe, warum dieser Anteil günstig oder ungünstig ausfällt.

Die höchsten Verwaltungskostenquoten

Im Marktvergleich sticht eine Reihe von Unternehmen durch besonders hohe Verwaltungskosten hervor. Ihre Quoten reichen 2024 bis zu 5,67 Prozent – ein Wert, der weit über dem Branchendurchschnitt von 2,22 Prozent liegt. Im Folgenden werden die fünf Gesellschaften mit den höchsten Quoten in Porträts vorgestellt.

DEVK: 5,67 Prozent

Die DEVK führt das Feld der Verwaltungskosten an – allerdings am oberen Ende. Mit einer Quote von 5,67 Prozent liegt sie weit über dem Branchenschnitt. Schon im Vorjahr wies sie mit 5,93 Prozent den höchsten Wert aus; im Fünfjahresschnitt ergibt sich mit 4,80 Prozent ebenfalls ein Wert deutlich oberhalb des Marktes.

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Auffällig ist die Bestandsstruktur: In der Vollversicherung betreut die DEVK nur 1.544 Personen – der niedrigste Wert aller Anbieter, die hier Zahlen melden. Das entspricht einem Marktanteil von gerade einmal 0,02 Prozent. Insgesamt erzielte die Gesellschaft 121,1 Millionen Euro verdiente Beiträge und liegt damit auf Rang 30 von 36 im Gesamtmarkt.

Die DEVK steht damit exemplarisch für Anbieter, bei denen das Geschäftsmodell hohe Verwaltungskosten nach sich zieht: Ein kleiner Bestand an Vollversicherungen kombiniert mit überschaubaren Beitragseinnahmen lässt Fixkosten im Verhältnis ungleich schwerer ins Gewicht fallen.

Nürnberger: 4,19 Prozent

Betrachtet man das Geschäft mit Vollkostenversicherten, so betreut die Nürnberger 38.203 Personen. Das reicht für Rang 25 von 30 Gesellschaften, die hier Zahlen ausweisen – ein kleiner Bestand im Markt, aber wesentlich höher als bei der DEVK. Am Portfolio ist dieser Bereich jedoch ausgewogen: Rund 61 Prozent der Beiträge stammen aus der Vollversicherung, fast identisch mit dem Branchenschnitt von 60 Prozent.

Trotz dieser ausgewogenen Struktur weist die Gesellschaft eine Verwaltungskostenquote von 4,19 Prozent auf. Damit liegt sie klar über dem Branchenschnitt von 2,22 Prozent und auch über ihrem eigenen Vorjahreswert von 3,89 Prozent. Im Fünfjahresschnitt ergibt sich ein Wert von 4,09 Prozent.

Im Gesamtgeschäft erzielte die Nürnberger 318,3 Millionen Euro verdiente Beiträge, was einem Marktanteil von 0,36 Prozent entspricht (Rang 25 von 36). Auffällig bleibt der hohe Stellenwert sonstiger Produkte: Rund 24 Prozent entfallen auf Teilversicherungen, Beihilfeablöse- und Auslandsreisekrankenversicherungen, während der Marktschnitt hier nur bei etwa 10 Prozent liegt.

Die Nürnberger zeigt damit, dass hohe Verwaltungskosten nicht allein auf geringe Größe oder niedrige Beitragseinnahmen zurückzuführen sind. Auch eine breite Produktpalette mit höherem Anteil komplexer Zusatz- und Nischenprodukte kann die Quote spürbar nach oben treiben.

Envivas: 3,88 Prozent

Noch einmal anders gelagert ist der Fall der Envivas. Sie weist gar keine Vollversicherten aus, sondern konzentriert sich vollständig auf Zusatzpolicen – in enger Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK). Mit 134,8 Millionen Euro verdienten Beiträgen erreicht sie 0,27 Prozent Marktanteil und rangiert damit unter den kleineren Anbietern.

Ihre Verwaltungskostenquote liegt 2024 bei 3,88 Prozent, nach 3,63 Prozent im Vorjahr. Der Fünfjahresschnitt beträgt 3,60 Prozent. Damit bewegt sich die Envivas konstant oberhalb des Branchenschnitts.

Der Grund liegt im Geschäftsmodell: Zusatzversicherungen bringen deutlich geringere Beitragseinnahmen je Vertrag als Vollversicherungen. Fixkosten schlagen dadurch stärker durch, und die Quote steigt im Verhältnis. Die Envivas zeigt exemplarisch, dass hohe Verwaltungskosten nicht zwangsläufig Ineffizienz bedeuten, sondern auch das Resultat einer konsequenten Spezialisierung sein können.

Generali: 3,45 Prozent

Während die Nürnberger mit einem hohen Anteil von „Restprodukten“ bei vergleichsweise kleiner Marktstellung auffällt, zeigt sich bei der Generali ein ähnliches Muster – allerdings in ganz anderer Größenordnung. Mit rund 2,3 Milliarden Euro verdienten Beiträgen gehört sie zu den Schwergewichten der PKV und hält 4,56 Prozent Marktanteil, Rang 7 im Gesamtmarkt.

Ihre Verwaltungskostenquote lag 2024 bei 3,45 Prozent, nach 3,51 Prozent im Vorjahr. Der Fünfjahresschnitt bewegt sich mit 3,47 Prozent ebenfalls klar oberhalb des Branchendurchschnitts. Im Portfolio fällt auf: Rund 17 Prozent der Beiträge entfallen auf sonstige Teilversicherungen, Beihilfeablöse- oder Auslandsreisekrankenversicherungen – ein Wert, der wie bei der Nürnberger deutlich über dem Marktschnitt von rund 10 Prozent liegt, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt.

Die Generali verdeutlicht damit, dass hohe Verwaltungskosten nicht nur ein Phänomen kleinerer Anbieter sind. Auch große Gesellschaften mit breiter Aufstellung und komplexem Portfolio können Quoten deutlich oberhalb des Schnitts aufweisen – ein Hinweis darauf, dass die Produktstruktur ebenso entscheidend ist wie die Unternehmensgröße.

Württembergische: 3,17 Prozent

Die Württembergische zeigt noch deutlicher als Nürnberger und Generali, wie stark die Portfoliostruktur die Verwaltungskosten beeinflussen kann. Nur 36 Prozent ihres Geschäfts entfallen auf die Vollversicherung – deutlich unter dem Branchenschnitt von etwa 60 Prozent. Dafür erreicht der Anteil der „Restprodukte“ mit 37 Prozent den höchsten Wert aller Anbieter. Auch in der Pflegezusatzversicherung ist die Gesellschaft überdurchschnittlich aktiv.

Im Gesamtgeschäft verbuchte die Württembergische 2024 verdiente Beiträge von 326,8 Millionen Euro und kommt damit auf 0,65 Prozent Marktanteil und Rang 24 im Markt. Ihre Verwaltungskostenquote liegt bei 3,17 Prozent – klar oberhalb des Branchenschnitts, aber niedriger als bei Nürnberger, Envivas oder DEVK.

Die zehn höchsten Verwaltungskostenquoten

Neben den fünf ausführlich porträtierten Gesellschaften gibt es weitere Anbieter, die im Marktvergleich mit hohen Verwaltungskostenquoten auffallen. Die Übersicht zeigt die zehn höchsten Quoten im Jahr 2024:

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  • Inter: 2,69 Prozent
  • SDK: 2,69 Prozent
  • DKV: 2,75 Prozent
  • Concordia: 3,02 Prozent
  • Münchener Verein: 3,05 Prozent
  • Württembergische: 3,17 Prozent
  • Generali: 3,45 Prozent
  • Envivas: 3,88 Prozent
  • Nürnberger: 4,19 Prozent
  • DEVK: 5,67 Prozent

Hintergrund: Grundlage der Analyse ist der neue MAP-Report 940 – die aktuelle PKV-Bilanzanalyse aus dem Hause Franke und Bornberg. Er enthält zahlreiche Kennzahlen zur privaten Krankenversicherung und deckt den Zeitraum von 2020 bis 2024 ab. Damit bleibt der MAP-Report ein wichtiges Analyseinstrument, das Marktbeobachtern, Vermittlern und interessierten Lesern einen fundierten Einblick in Stabilität und Struktur der Branche gibt. Wie gewohnt ist die Studie kostenpflichtig über die Webseite der Rating-Experten erhältlich.

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