Wenn es um die Absicherung von Pferden geht, herrscht oft gefährliches Unwissen. Darauf macht Anja Tylkowski aufmerksam, die als Gothaer-Agenturinhaberin auf Versicherungen rund ums Pferd spezialisiert ist. Im Gespräch mit dem Versicherungsboten berichtet sie, welche Risiken viele Halter und Reiterhöfe unterschätzen – und welche fatalen Folgen das haben kann.

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Ein zentrales Problem sieht Tylkowski in der wachsenden Bedeutung von Vergleichsportalen. „Es besteht generell das Problem, dass mit dem Wachsen der ganzen Vergleichsportale viele Menschen glauben, dass sie sich grundlegend selbst beraten und versichern können“, sagt sie. Gerade bei der privaten Pferdehalter-Haftpflicht werde um jeden Euro gefeilscht, ohne die tatsächliche Haftungsgrundlage im Blick zu haben.

„Wir sprechen hier von Jahresbeiträgen von unter 100 Euro, verglichen auf ein circa 600 Kilo schweres Fluchttier. Wenn diese 600 Kilo beschließen, den Reiter abzuwerfen und sich allein auf die ‚Socken‘ zu machen, dann sind die Schäden, die daraus entstehen, stets um ein Vielfaches höher als eine maximale Ersparnis von 30 Euro im Jahr“, warnt die Expertin.

Reiterhöfe mit gefährlichen Lücken

Noch gravierender sind die Risiken in der Absicherung von Reiterhöfen. Tylkowski erklärt: „Unterschätzt wird am häufigsten im Bereich der Reiterhöfe die nicht vorhandene Deckung der Schäden am Pensionspferd oder aber eine Begrenzung dieser Schäden.“

Viele Betriebe hätten keine ausreichende Absicherung für eingestellte Pferde oder nur Sublimits von 5.000 bis 10.000 Euro je Tier. Die Folgen können dramatisch sein: „Kommen diese Pferde beispielsweise durch falsche Fütterung um oder verletzen sie sich oder landen auf der Bundesstraße, weil der Zaun kaputt ist, dann kann der Betrieb letztlich schließen.“

Existenzielles Risiko für Halter

Aber nicht nur die Betriebe tragen ein Risiko. Auch die privaten Pferdehalter stehen im Ernstfall mit leeren Händen da. „Mindestens genauso schlimm ist es, dass all die privaten Pferdehalter, die dann ihre Pferde verloren haben, auch keinerlei Erstattung erhalten werden“, so Tylkowski.

Die Realität kann manchmal grausam sein und ist wahrlich keine theoretische Gefahr: „Wir hatten all diese genannten Beispiele hier in der Agentur gehabt. Tote Pferde auf der Bundesstraße, kollidiert mit mehreren PKW, viele tote Pferde nach falscher Fütterung, Pferde, die bei einem Brand gestorben sind.“

Doch auch kleinere Schadenszenarien können Halter in Bedrängnis bringen. „Eine 6.000-Euro-Klinik-Rechnung, weil sich das Pferd an einem Tor verletzt hat, bringen die Pferdehalter an ihre Grenzen“, schildert die Vermittlerin.

Eine unzureichende Absicherung kann fatale finanzielle Folgen für Betriebe wie auch für private Pferdehalter haben. Tylkowski bringt es auf den Punkt: „Bei diesem Thema rede ich mir, gelinde gesagt, den Mund fusselig.“ Vermittler, die ihre Kunden auf diese Risiken hinweisen und umfassend beraten, leisten deshalb einen wichtigen Beitrag. Das gilt nicht nur für die Sicherheit der Tiere, sondern auch für die Existenz ihrer Besitzer.

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