Künstliche Intelligenz ist längst keine Zukunftsvision mehr. In vielen Branchen arbeitet sie schon heute im Hintergrund, oft unbemerkt, aber mit großem Effekt. Sie automatisiert Prozesse, analysiert riesige Datenmengen, erkennt Muster und lernt kontinuierlich dazu. Auch in der Versicherungsbranche beginnt sie, ihre transformative Kraft zu entfalten. Besonders in der Industrieversicherung, einem Bereich mit hoher Komplexität und stark individualisierten Produkten, eröffnet KI völlig neue Perspektiven.

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Das Potenzial von KI: Von der Entlastung bis zur Innovation

Was heute mit einer Zeitersparnis beginnt, kann morgen zur echten Innovation führen. KI hilft, manuelle Routinen zu automatisieren, Fehler zu vermeiden und Entscheidungen fundierter zu treffen. Letztlich gibt sie den Menschen wieder Freiräume für das, worauf es wirklich ankommt: ihre fachliche Expertise. Doch wie genau gelingt dieser Wandel in einer Branche, die bisher stark von individuellen Prozessen, unstrukturierten Daten und Medienbrüchen geprägt war? Gerade hier liegt der Schlüssel für echte Veränderung: Sobald Daten konsequent strukturiert und Prozesse intelligent automatisiert sind, entsteht die Basis für völlig neue Ansätze. Dann wird es möglich, Versicherungsprodukte neu zu denken, Risiken frühzeitig zu erkennen und datenbasierte Geschäftsmodelle zu entwickeln, die heute noch außerhalb des Vorstellbaren liegen.

Artur Reimer, CEO bei corify und Vorstand von Hypoport Insurtech AGArtur Reimer, CEO bei corify und Vorstand von Hypoport Insurtech AGcorify

KI in der Versicherungsbranche: Komplexität als Herausforderung und Chance

Die Industrieversicherung unterscheidet sich deutlich von anderen Versicherungszweigen. Jedes zu versichernde Unternehmen bringt eigene Risiken, Strukturen und Anforderungen mit. Standardprozesse sind hier eher die Ausnahme. Wer etwa versucht hat, eine Excel-Liste mit Hunderten Objekten manuell in ein Versicherungssystem zu überführen, kennt die Herausforderungen: fehlende Struktur, uneinheitliche Formate, unterschiedliche Spaltenbezeichnungen sowie ein hoher Abstimmungsaufwand. Genau an dieser Stelle kann KI ihre Stärken zeigen, indem sie Prozesse strukturiert, lernt und automatisiert.

KI bei Corify: Von der Theorie zur Praxis

Bei Corify beschäftigen wir uns täglich mit der Frage, wie Technologie dabei helfen kann, aus Komplexität Klarheit zu schaffen. Unsere Mission ist es, Mitarbeiter*innen bei Maklern, Assekuradeuren und Versicherern von repetitiven Aufgaben zu entlasten, damit sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Unser KI-Ansatz ist dabei kein Pilotprojekt, sondern bereits fester Bestandteil unserer Vision, einen Marktplatz für Industrieversicherungen zu schaffen. Die eingesetzten Modelle sind so konzipiert, dass sie mit jeder Nutzung intelligenter und anpassungsfähiger werden.

Anwendungsbeispiel 1: KI im Flottenmanagement

Im Bereich KFZ und Flotte arbeiten wir mit Zulassungsdaten des GDV, um Fahrzeugdaten automatisiert in das System zu integrieren. Die zugrunde liegenden Informationen sind größtenteils strukturiert, jedoch fehlen zwei entscheidende Angaben: der Versicherungsnehmer und die Wagniskennziffer.

Hier setzt unser KI-Modell an. Es lernt auf Basis von bestehenden Konzerndaten, historischen Eingaben sowie strukturellen Zusammenhängen und befüllt die beiden Felder – Versicherungsnehmer und Wagniskennziffer – vor. Das spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch die Fehleranfälligkeit und ermöglicht einen nahtlosen Übergang in die Bestandsverarbeitung. Je nach Trainingsstand der KI können auf Basis der Zulassungsdaten Verträge “Dunkel angelegt”, geändert und storniert werden.

Anwendungsbeispiel 2: KI-gestützte Massenverarbeitung von Risikodaten

Ein weiteres Einsatzfeld unserer KI liegt in der effizienten Massenverarbeitung und dem Import von Risikodaten, beispielsweise im Real‑Estate‑Sektor, bei Flotten oder umfangreichen Maschinenbeständen.

Für diese Herausforderung haben wir den “KI Importer” entwickelt. Er ist nicht nur im Real-Estate-Bereich einsetzbar, sondern eignet sich überall dort, wo große Mengen an Risikodaten verarbeitet werden. Die KI erkennt automatisch, wie die Spalten der hochgeladenen Dateien dem internen Standard-Datenmodell zugeordnet werden. Dabei lernt sie mit jedem Importprozess dazu und verbessert die Zuordnung kontinuierlich.



Der KI Importer bildet dabei den Ausgangspunkt für eine weitergehende Automatisierung. Sobald die Daten einmal strukturiert importiert sind, übernimmt unsere KI automatisch die nächsten Verarbeitungsschritte. Das bedeutet, die KI übernimmt dabei sowohl die Neuanlage als auch die Anpassung oder Stornierung von importierten Risikoobjekten und zugehörigen Verträgen.

Zudem können importierte Risiken gezielt in einem standardisierten Format und unter klar definierten Anforderungen an die Datenvollständigkeit mit Versicherern geteilt werden – etwa für Ausschreibungen, Umdeckungen oder Renewals.

Damit entfällt nicht nur die manuelle Datenerfassung, sondern auch die anschließende manuelle Weiterverarbeitung.

Anwendungsbeispiel 3: KI-Importer im Real-Estate-Bereich

Insbesondere im Real‑Estate‑Sektor müssen Mitarbeiter*innen von Maklerhäusern und Assekuradeuren oftmals enorme Mengen an Objekten, Einheiten und Flächen organisieren und verwalten. Die von Endkunden, wie zum Beispiel Hausverwaltern oder Wohnungsunternehmen, gelieferten Excel-Dateien unterscheiden sich stark in Struktur und Inhalt. Spaltenbezeichnungen variieren, Felder fehlen, Formate sind uneinheitlich.

So können unstrukturierte Objektlisten, Umdeckungslisten oder Vertragsspiegel in großen Mengen effizient verarbeitet werden. Die KI übernimmt dabei sowohl die Neuanlage als auch die Anpassung oder Stornierung von importierten Risikoobjekten und zugehörigen Verträgen.

Beim Import von Risikodaten besteht die Möglichkeit, diese mit zusätzlichen Informationen externer Datenanbieter anzureichern. Im Bereich Real Estate erfolgt eine solche Anreicherung beispielsweise durch Angaben zu ZÜRS-Zonen (zur Einschätzung von Überschwemmungs-, Rückstau und Starkregenrisiken) für die Einschätzung des Hochwasserrisikos, Erdbebenzonen für die Einschätzung des Erdbebenrisikos oder durch die Ermittlung des Gebäudewerts. 



Der KI‑Importer kommt auch bei Massenänderungen zum Einsatz, etwa im Rahmen einer Stichtagsmeldung. Dabei werden Objekte automatisch historisiert, neue Versionen angelegt, Vorher‑/Nachher‑Vergleiche erstellt und Plausibilitätsprüfungen durchgeführt. Auf Basis der erkannten Bestandsänderungen können anschließend automatisch notwendige Vertragsanpassungen angestoßen werden.

Unsere konkreten Anwendungsfelder zielen darauf ab, Fachabteilungen durch KI und Automatisierung erheblich zu entlasten – sodass sich Mitarbeiter*innen wieder auf ihre Kernaufgaben wie Beratung, Deckungsoptimierung und Schadenbearbeitung konzentrieren können.

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Fazit: Struktur statt Stillstand

Während in vielen Unternehmen noch über mögliche KI-Anwendungen diskutiert wird, ist sie bei Corify bereits Teil des produktiven Alltags. Unsere Modelle gestalten Prozesse effizienter, reduzieren Fehler und helfen dabei, große Datenmengen beherrschbar zu machen. Aus Effizienz im Hier und Jetzt soll langfristig echte Innovationskraft entstehen. Strukturierte Risikodaten mit intelligenten Analysen ermöglichen nicht nur eine bessere Bestandsverwaltung, sondern eröffnen ganz neue Perspektiven. So entstehen beispielsweise datenbasierte Services zur Risikoprävention oder automatisierte Prozesse in der Schadenabwicklung – Lösungen, die die Branche nachhaltig verändern, Grundlagen für Innovation darstellen und einen strategischen Vorteil bieten.