Kaum ein Bereich in der gesetzlichen Krankenversicherung hat sich in den letzten Jahrzehnten so stark verändert wie das System der Betriebskrankenkassen. Vom werkgebundenen Sozialversicherer zur bundesweiten Wahlkasse: Die BKKen mussten sich neu erfinden – angestoßen durch die Reform des Kassenwahlrechts im Jahr 1996, die erstmals eine Öffnung für alle gesetzlich Versicherten ermöglichte.

Anzeige

Seither haben sich die Betriebskrankenkassen unterschiedlich entwickelt – manche expandierten durch Fusionen und Öffnung, andere blieben betriebsnah und geschlossen. Der Wettbewerb hat das Feld grundlegend umgestaltet. Viele der heute mitgliederstärksten BKKen gehören zu jenen, die sich früh für den offenen Wettbewerb positioniert haben – mit dem Ziel, über ihren ursprünglichen Versichertenkreis hinaus zu wachsen. Versicherungsbote vergleicht die aktuellen Mitgliederzahlen der größten BKKen zum Stichtag 1. Januar 2025 – und zeigt, wo es Zuwächse gab und wo Kassen an Boden verloren haben.

An der Spitze: SBK Siemens-Betriebskrankenkasse

Mit 1.111.771 Mitgliedern ist die SBK Siemens-Betriebskrankenkasse zum Stichtag 1. Januar 2025 die mit Abstand größte Betriebskrankenkasse in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem leichten Zuwachs von 1.299 Personen. Seit ihrer Öffnung im Jahr 1999 ist die SBK bundesweit zugänglich – und belegt im Gesamtranking aller gesetzlichen Krankenkassen aktuell den 16. Platz von 96.

Der Zusatzbeitrag lag zunächst bei 2,90 Prozent – damit zwar über dem vom GKV-Schätzerkreis festgelegten Richtwert von 2,50 Prozent für 2025, jedoch exakt auf dem Niveau des durchschnittlich tatsächlich erhobenen Satzes im Markt. Inzwischen wurde der Beitrag auf 3,80 Prozent angehoben, wie aus der Krankenkassenliste des GKV-Spitzenverbands hervorgeht. Ein überdurchschnittlicher Wert – der jedoch im Kontext zahlreicher Beitragserhöhungen kein Einzelfall ist: Viele Kassen mussten ihre Sätze ebenfalls anpassen, um auf gestiegene Kosten zu reagieren.

Hervorgegangen aus der werkgebundenen Kasse der Vereinigten Siemens-Werke, verweist die SBK bis heute auf ihre industrielle Herkunft – versteht sich aber längst als offene, leistungsstarke Krankenkasse für alle gesetzlich Versicherten. In Service- und Leistungsstudien, etwa von ServiceValue, erzielt sie regelmäßig überdurchschnittliche Bewertungen.

Zweitgrößte BKK: Mobil Krankenkasse

Zum 1. Januar 2025 zählt die Mobil Krankenkasse exakt 950.140 Mitglieder – ein Zuwachs von 1.273 Personen gegenüber dem Vorjahr. Damit belegt sie Rang zwei unter den Betriebskrankenkassen und liegt im Gesamtranking der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland auf Platz 17, direkt hinter der SBK.

Die Mobil Krankenkasse ist seit vielen Jahren bundesweit geöffnet. Ursprünglich wurde sie 1952 als Betriebskrankenkasse der damaligen Mobil Oil AG gegründet und wuchs später unter anderem durch Fusionen mit der KEH Ersatzkasse und der HypoVereinsbank BKK. Mit einem Zusatzbeitrag von 3,89 Prozent liegt sie deutlich über dem durchschnittlichen Richtwert von 2,50 Prozent – und auch über dem tatsächlich erhobenen Durchschnittssatz von 2,90 Prozent. Ihren vergleichsweise hohen Beitrag gleicht sie jedoch durch ein breites Spektrum an freiwilligen Leistungen aus. Im aktuellen Kassentest der Zeitschrift €uro erreichte sie 2025 den zweiten Platz unter den bundesweit geöffneten Kassen – und wurde in der Kategorie Gesundheitsförderung sogar als Testsiegerin ausgezeichnet (Versicherungsbote berichtete). Solche Beispiele veranschaulichen, dass es zu kurz greift, nur Zusatzbeiträge ohne freiwillige Leistungen bzw. sogenannte Satzungsleistungen zu vergleichen.

Starkes Wachstum: Audi BKK

Mit 783.367 Mitgliedern belegt die Audi BKK zum Stichtag 1. Januar 2025 den dritten Platz unter den Betriebskrankenkassen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem kräftigen Zuwachs von 33.290 Personen – dem größten Anstieg unter den großen BKKen, der nicht auf eine Fusion zurückgeht. Im Gesamtranking der gesetzlichen Krankenkassen erreicht sie aktuell Platz 20 von 96.

Die Audi BKK ist seit April 2010 bundesweit geöffnet und konnte seither sowohl durch gezielte Fusionen – etwa mit der BKK FTE, der BKK MAN und der BKK MTU München – als auch durch eigene Marktaktivität wachsen. Ihre Ursprünge reichen bis ins Jahr 1894 zurück, als erste Werkkrankenkassen im Umfeld der späteren NSU Motorenwerke gegründet wurden.

Anzeige

Ein wesentlicher Faktor für den Mitgliederzuwachs dürfte der vergleichsweise niedrige Zusatzbeitrag von 2,40 Prozent sein. Damit liegt die Audi BKK noch unter dem vom GKV-Schätzerkreis festgelegten Richtwert von 2,50 Prozent – und spürbar unter dem tatsächlich durchschnittlich erhobenen Satz von rund 2,90 Prozent. In einem Jahr, in dem viele Krankenkassen ihre Beiträge erhöhen mussten, dürfte das ein relevantes Entscheidungskriterium für wechselbereite Versicherte gewesen sein.

Stabile Größe mit leichtem Rückgang: VIACTIV Krankenkasse

Mit 715.866 Mitgliedern zählt die VIACTIV Krankenkasse zum 1. Januar 2025 zu den größten Betriebskrankenkassen Deutschlands und belegt in der BKK-internen Rangliste Platz vier. Im Gesamtranking aller gesetzlichen Krankenkassen liegt sie auf Platz 21 (von 96). Gegenüber dem Vorjahr entspricht das jedoch einem Rückgang um 15.209 Versicherte – in einem Jahr, das für viele Kassen von Beitragserhöhungen und verstärktem Wettbewerb geprägt war.

Die VIACTIV ist bundesweit geöffnet und erhebt aktuell einen Zusatzbeitrag von 3,27 Prozent, was spürbar über dem offiziellen Durchschnittswert von 2,50 Prozent sowie über dem realen Marktdurchschnitt von rund 2,90 Prozent liegt.

Anzeige

Die Kasse blickt auf eine außergewöhnlich lange Fusionsgeschichte zurück: Entstanden aus der Zusammenführung zahlreicher Betriebskrankenkassen verschiedenster Branchen – darunter Degussa, Opel, Mannesmann, Zwilling, AEG und BP – vereint sie heute Versorgungskompetenz aus unterschiedlichsten Industriezweigen und Regionen. Mit der Aufnahme der BKK Achenbach Buschhütten im Jahr 2021 setzte sich dieser Konsolidierungskurs fort.

In Wettbewerbsvergleichen, etwa von ServiceValue, erzielt die VIACTIV regelmäßig solide Bewertungen, insbesondere bei Serviceaspekten. Trotz des leichten Rückgangs gehört sie damit weiterhin zu den etablierten Anbietern im System, die mit attraktiven Leistungen punkten können.

Breit aufgestellt, aber rückläufig: pronova BKK

Mit 612.945 Mitgliedern zum Stichtag 1. Januar 2025 belegt die pronova BKK den fünften Platz unter den Betriebskrankenkassen. Im Gesamtvergleich aller gesetzlichen Krankenkassen rangiert sie aktuell auf Platz 23 (von 96). Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das jedoch einen Rückgang um 18.201 Versicherte – einer der deutlicheren Verluste im oberen Feld.

Die pronova BKK ist bundesweit geöffnet und erhebt einen Zusatzbeitrag von 3,20 Prozent. Damit liegt sie sowohl über dem vom GKV-Schätzerkreis festgelegten Richtwert von 2,50 Prozent als auch über dem tatsächlich durchschnittlich erhobenen Satz im Markt, der bei rund 2,90 Prozent liegt.

Gegründet wurde die Kasse im Jahr 2007 durch den Zusammenschluss der Bayer BKK mit der Fortisnova BKK. Letztere vereinte zuvor mehrere werkgebundene Träger, unter anderem aus dem Umfeld von BASF, Boehringer Ingelheim und Michelin. In den folgenden Jahren kamen weitere Fusionen hinzu – etwa mit der BKK Ford & Rheinland (2010), der BKK Vaillant (2015) und der BKK Braun-Gillette (2017). Die ältesten Vorgängerkassen reichen historisch bis ins Jahr 1815 zurück.

Mit Eisenbahn-Wurzeln und breiter Öffnung: Bahn-BKK

Mit 579.823 Mitgliedern zum Stichtag 1. Januar 2025 belegt die Bahn-BKK den sechsten Platz unter den Betriebskrankenkassen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Rückgang um 14.087 Versicherte. Im Gesamtranking der gesetzlichen Krankenkassen steht sie auf Platz 24 von 96. Die bundesweit geöffnete Kasse erhebt derzeit einen Zusatzbeitrag von 3,40 Prozent – und liegt damit klar über dem zuletzt geschätzten Durchschnitt im GKV-System.

Gegründet wurde die Bahn-BKK 1996 durch die Fusion der westdeutschen Bundesbahn-BKK mit der ostdeutschen Reichsbahn-BKK – eine der wenigen echten Ost-West-Zusammenschlüsse im Kassenwesen. Ihre Wurzeln reichen bis ins Jahr 1837 zurück, als beim Bau der Eisenbahnstrecke Leipzig–Dresden erste Hilfskassen für Arbeiter entstanden. Seit der Öffnung im Dezember 1998 steht die Bahn-BKK auch Nicht-Bahnbeschäftigten offen. Heute verbindet sie eine historisch gewachsene Nähe zum öffentlichen Sektor mit einer festen Position im bundesweiten Wettbewerb.

Wurzeln im Osten, gewachsen im ganzen Land: BKK mkk

Mit 535.003 Mitgliedern zum Stichtag 1. Januar 2025 belegt die BKK mkk den siebten Platz unter den Betriebskrankenkassen. Gegenüber dem Vorjahr verzeichnete sie einen Rückgang von 18.709 Versicherten. Im Gesamtranking der gesetzlichen Krankenkassen steht sie auf Platz 26 von 96. Die Kasse ist bundesweit geöffnet und erhebt weiterhin einen Zusatzbeitrag von 3,50 Prozent – ein Wert, der klar über dem Durchschnitt im GKV-System liegt.

Gegründet wurde die mkk nach der Wiedervereinigung als BKK Verkehrsbau Union (VBU) – für die Mitarbeitenden der gleichnamigen GmbH in Berlin. In den folgenden Jahren wuchs sie durch die Übernahme von insgesamt elf weiteren Betriebskrankenkassen – aus Ost und West, mit Wurzeln in Branchen wie Industrie, Medien und Maschinenbau.

Heute gehört die BKK mkk zu den größten geöffneten BKKen im Wettbewerb – mit einer überregionalen Versichertenbasis und gewachsener Struktur aus vielen regionalen Wurzeln.

Größter Zuwachs durch Fusion: BKK firmus

Mit 533.070 Mitgliedern zum Stichtag 1. Januar 2025 belegt die BKK firmus Rang acht unter den Betriebskrankenkassen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Zuwachs von 199.223 Versicherten – dem mit Abstand größten Anstieg im gesamten BKK-Feld. Im GKV-Gesamtranking liegt sie auf Platz 27 von 96. Das starke Wachstum ist auf die Fusion mit der energie-BKK zum Jahresbeginn 2024 zurückzuführen. Die firmus ist bundesweit geöffnet und erhebt aktuell einen vergleichsweise niedrigen Zusatzbeitrag von 2,18 Prozent.

Gegründet wurde die BKK firmus im Jahr 2003 durch den Zusammenschluss der BKK Unterweser und der BKK Osnabrück, deren Wurzeln bis ins Jahr 1841 zurückreichen. In den folgenden Jahren kamen zahlreiche weitere Betriebskrankenkassen hinzu – teils freiwillig, teils im Zuge wirtschaftlicher Konsolidierung. Der Name „firmus“ steht laut Eigenangabe für Stabilität und Verlässlichkeit – ein Anspruch, den die Kasse mit ihrer kontinuierlichen Erweiterung untermauert.

Regional stark vertreten: mhplus BKK

Mit 510.431 Mitgliedern zum Stichtag 1. Januar 2025 belegt die mhplus BKK den neunten Platz unter den Betriebskrankenkassen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang um 10.823 Versicherte. Im Gesamtranking der gesetzlichen Krankenkassen liegt sie aktuell auf Platz 28 von 96.

Die mhplus ist in 14 Bundesländern geöffnet, darunter Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hamburg – eine breite regionale Präsenz, wenn auch nicht flächendeckend bundesweit. Der Zusatzbeitrag liegt bei 3,29 Prozent, also oberhalb des zuletzt geschätzten Marktdurchschnitts.

Gegründet wurde die Kasse 1952 als werkseigene Betriebskrankenkasse der Mann+Hummel GmbH in Ludwigsburg. Seit der Öffnung im Jahr 1999 hat sie sich durch mehrere Zusammenschlüsse erheblich vergrößert – etwa mit der BKK Amann & Söhne, der BKK Conzelmann und der BKK der Hansestadt Lübeck. Einige dieser Fusionen betrafen Kassen, die wirtschaftlich nicht mehr eigenständig überlebensfähig waren. In unabhängigen Service- und Leistungsstudien, etwa von ServiceValue, erzielt die mhplus regelmäßig überdurchschnittliche Bewertungen – insbesondere in den Bereichen Kundenservice und Leistungsumfang.

Anzeige

Hintergrund/ Datenbasis

Alle Kennzahlen zur Mitgliederentwicklung stammen aus der Fachzeitschrift Beiträge zur Gesellschaftspolitik (BzG), Ausgabe 05-25. Die vollständige Auswertung ist kostenpflichtig über die Website des Verlags MC.B erhältlich. Angaben zu den Zusatzbeiträgen basieren auf der Übersicht des GKV-Spitzenverbands, Stand: 6. August 2025.

Seite 1/2/3/