Viele Deutsche haben sich für eine Zahnzusatzversicherung entschieden. Wegen der hohen Nachfrage schraubten die Versicherer weiter an ihren Leistungen. Im Kampf um die Gunst der Kunden entstanden so in den vergangenen Jahren eine Vielzahl neuer Tarife und Tarifvarianten. Unter ihnen befinden sich inzwischen auch Policen mit einer so genannten Soforthilfe. Unter diesem Label werben große Anbieter wie Zurich-Tochter DA Direkt und Ergo mit Tarifen, die selbst für begonnene Behandlungen noch Erstattung in Aussicht stellen.

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„Wenn der Zahnarzt die Behandlung bereits begonnen hat, vermitteln solche Werbeversprechen das Gefühl, man könne sich noch in letzter Minute vor hohen Zahnarztkosten retten”, so Barbara Weber, Versicherungsexpertin bei Finanztip. Doch eine aktuelle Finanztip-Analyse zeigt, dass sich viele dieser Angebote bei genauerem Hinsehen als teure Wetten auf kurzfristigen Bedarf entpuppen.

Der Tarif „Akut-Soforthilfe“ von DA Direkt richtet sich an Menschen, die schon mitten in einer Zahnarztbehandlung stecken. Auf dem Papier klingt das Angebot verlockend: Leistungen ab Vertragsbeginn, auch für Behandlungen, die bereits ärztlich angeraten wurden. Doch der Leistungsrahmen ist stark limitiert. Im ersten Jahr übernimmt der Versicherer maximal 750 Euro, im zweiten Jahr insgesamt 1.500 Euro. Das gilt nur für einen einzigen Versicherungsfall.

„Eine einzige Krone kann den Höchstbetrag bereits ausschöpfen. Weitere Behandlungen in den ersten beiden Jahren bleiben dann unbezahlt – trotz weiterlaufender Beiträge”, erklärt Weber. Überdies müsse der Tarif mit einem klassischen Zahnzusatzprodukt kombiniert werden. In Summe zahlten Kunden so schnell über 1.000 Euro innerhalb von zwei Jahren.

Auch bei Ergo weckt der Tarif „Zahnersatz Sofort ZEK“ hohe Erwartungen. „Abschließen, wenn es eigentlich schon zu spät ist“ – so lautet das plakative Werbeversprechen. Doch auch hier gilt, dass gedeckelte Leistungen die vermeintliche Soforthilfe relativieren. Die Police verdoppelt lediglich den Festzuschuss der gesetzlichen Krankenkasse. Was das in der Praxis bedeutet, zeigt ein Fallbeispiel: Zwei Vollkeramikkronen für 2.510 Euro – davon übernimmt die Kasse 736 Euro. Die Ergo zahlt denselben Betrag noch einmal. Am Ende bleiben 1.038 Euro Eigenanteil beim Patienten. Der Versicherungsbeitrag: 37,60 Euro im Monat entspricht rund 900 Euro in zwei Jahren.

Beide Anbieter erklären auf Nachfrage, dass ihre Tarife klar geregelt seien und ihre Werbeaussagen juristisch korrekt formuliert wurden. Die Werbebotschaften suggerierten jedoch eine deutlich umfassendere Absicherung, als letztlich vertraglich vereinbart ist. Begriffe wie „Soforthilfe“ oder „bis zu 100 Prozent“ erzeugen Erwartungen, die viele Kunden bei genauer Betrachtung enttäuschen dürften.

Dabei sollte eine Zahnzusatzversicherung mehr leisten als symbolische Zuschüsse. Für hochwertigen Zahnersatz wie Implantate, Inlays oder Vollkeramikkronen braucht es umfassendere Policen. Gute Tarife kosten zwar 20 bis 40 Euro im Monat, bieten dafür aber auch Leistungen für professionelle Zahnreinigung, Kunststofffüllungen und vollen Ersatz bei teuren Zahnersatzmaßnahmen.