„Wir müssen heute die Mitglieder von übermorgen ansprechen“
Susanna Adelhardt ist neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Im Interview mit dem Verbandsmagazin erklärt sie, warum sie junge Menschen für den Beruf begeistern will, wie sie Vielfalt fördern möchte – und was KI, Klimarisiken und Rentenreformen mit der Zukunft der DAV zu tun haben.

Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) hat eine neue Vorsitzende: Susanna Adelhardt, Vorständin der HEUBECK AG, übernimmt das Amt mit klaren Zielen. Im Interview mit der aktuellen Ausgabe des Magazins der DAV skizziert sie eine ambitionierte Agenda – und stellt die Nachwuchsgewinnung, Vielfalt und gesellschaftliche Relevanz des Berufsstands in den Mittelpunkt.
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„Wir müssen heute die Mitglieder von übermorgen ansprechen“, so Adelhardt mit Blick auf den Fachkräftenachwuchs. Die Versicherungsmathematik sei ein Berufsfeld mit enormer gesellschaftlicher Bedeutung – von der Absicherung von Klimarisiken über Fragen der Altersvorsorge bis zur Regulierung von KI-Systemen. Doch gerade junge Menschen wüssten oft nicht, wie breit und zukunftsrelevant das Aktuariat aufgestellt sei. Deshalb will Adelhardt gezielt Schülerinnen, Studierende und Berufseinsteigerinnen ansprechen – und ihnen konkrete Wege in die aktive Mitgliedschaft aufzeigen.
Als einen Schlüssel nennt sie das Projekt „Road to Active Membership“, das interessierten Personen bereits früh die Möglichkeit bietet, sich in die ehrenamtliche Arbeit einzubringen. Dazu gehört auch, dass die DAV in Schulen und Hochschulen sichtbarer wird. Gleichzeitig will Adelhardt auch die Mitglieder stärker miteinander vernetzen und bestehende Austauschformate ausbauen. „Der fachliche wie nicht fachliche Austausch ist unverzichtbar“, betont sie.
Ein weiteres zentrales Thema ihrer Amtszeit ist die Förderung von Vielfalt innerhalb des Verbandes. Zwar seien die Anteile von Frauen und Männern unter den neuen Mitgliedern inzwischen ausgeglichen – in den Führungsgremien sieht sie jedoch noch Nachholbedarf. Die Maxime „Einheit in Vielfalt“ soll laut Adelhardt das Leitbild prägen, um den unterschiedlichen Perspektiven im Berufsstand gerecht zu werden.
Auch fachlich stehen große Themen an. Künstliche Intelligenz, der demografische Wandel und der Umgang mit Klimarisiken beschäftigen die DAV intensiv. „KI kann uns bei der Analyse großer Datenmengen unterstützen – aber nicht beim Deuten der Zwischentöne“, erklärt Adelhardt. Für sie ist klar: Die Verantwortung der Aktuare endet nicht beim Modell, sondern beginnt mit dessen Interpretation.
Die DAV will unter Adelhardts Führung auch ihre Stimme in der Politik weiter stärken – etwa bei Themen wie Rentenreform, Elementarschäden oder Pflegefinanzierung. Hier werde die Expertise der DAV bereits regelmäßig angefragt – und solle künftig noch sichtbarer eingebracht werden.
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Langfristig wünscht sich Adelhardt eine DAV, die weiter wächst und gleichzeitig ihren Zusammenhalt bewahrt. Eine Gemeinschaft, in der sich Mitglieder im jeweils passenden Maß engagieren können – und dabei auch Freude an der Gestaltung des Berufsstands empfinden. Denn: „Nur so kann ehrenamtliches Engagement auch Spaß machen.“