Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer erreichen nach und nach das Rentenalter. Doch viele Menschen der Jahrgänge 1954 bis 1969 verlassen das Berufsleben deutlich früher. Eine aktuelle Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass bereits zum Jahresende 2023 rund 900.000 Babyboomer eine gesetzliche Altersrente erhielten, obwohl sie das gesetzliche Renteneintrittsalter noch nicht erreicht hatten. Damit erhielten 2023 bereits 4,5 Millionen der insgesamt 19,5 Millionen Babyboomer eine gesetzliche Altersrente.

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Besonders hoch ist der Anteil bei den Jahrgängen 1954 bis 1957, die bis einschließlich 2023 das reguläre Renteneintrittsalter bereits erreicht haben. Von ihnen bezogen rund 1,8 Millionen Menschen und damit rund 44 Prozent schon vorher eine Altersrente.

Diese Entwicklung belastet nicht nur das Rentensystem, sondern auch den Arbeitsmarkt. Denn mit dem Ausscheiden der Babyboomer fehlt der deutschen Wirtschaft zunehmend qualifiziertes Personal. Gleichzeitig sinkt das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern. Diese Entwicklung wurde in der Vergangenheit häufig diskutiert. Grundlegend dürfte die Thematik die langfristige Finanzierbarkeit der gesetzlichen Rentenversicherung weiter unter Druck setzen.

Zwar versucht die Politik seit Jahren gegenzusteuern und hat das Renteneintrittsalter schrittweise angehoben. Doch das durchschnittliche Eintrittsalter stagniert. Ein Grund liegt in den attraktiven Möglichkeiten der Frühverrentung: Wer 35 Versicherungsjahre vorweisen kann, darf bereits mit 63 Jahren mit Abschlägen in Rente gehen. Nach 45 Jahren Versicherungszeit ist sogar ein abschlagsfreier Ausstieg zwei Jahre vor der Regelaltersgrenze möglich.

Die IW-Studie kommt daher zu dem Schluss: Die Anreize für einen frühen Renteneintritt sind zu groß. Wenn das Rentensystem langfristig stabil bleiben soll, müssten stärkere Anreize für einen längeren Verbleib im Arbeitsleben geschaffen werden. Gleichzeitig könnte auch um der wachsenden Fachkräftemangel gedämpft werden. „Zur Stabilisierung des Rentensystems sollten Beitragszahler möglichst lange einzahlen“, sagt IW-Rentenexpertin Ruth Maria Schüler. „Die Bundesregierung muss daher dringend die Frühverrentung stoppen, um die gut ausgebildeten Babyboomer im Arbeitsmarkt zu halten“, fordert IW-Arbeitsmarktexpertin Stefanie Seele.

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