Vor gut zehn Jahren vermeldete der Versicherer Allianz eine Investition in ein größeres Infrastrukturprojekt. Dabei handelte es sich immerhin um das Londoner Abwassersystem. Genannt wurde das Projekt damals „super-sewer“ übersetzt „super-Abwasserkanal“, ein Tunnel der 25 Kilometer lang sein soll, ein Durchmesser von 7.2 Metern haben soll und bis zu 65 Meter unter Themse liegt. Dieser neue Tunnel sollte verhindern, dass jedes Jahr Millionen Tonnen ungeklärte Abwässer der britischen Hauptstadt in den Unterlauf der Themse fließen.

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Die entsprechende Lizenz hatte ein Konsortium, um die Münchener Versicherungsgruppe, erworben. Das Konsortium besteht aus einer Reihe von Anlegern, die von der Allianz, dem Infrastruktufonds Amber und den Fondsgesellschaften Dalmore und DIF repräsentiert werden. Als Finanzierer sind außerdem Großbanken wie Lloyds und Santander mit an Bord. Die Investitionen betrugen final etwa 5,4 Milliarden Euro.

Zehn Jahre nach dem Einstieg der Allianz ist das Infrastrukturprojekt fertig. Mit dem „Thames Tideway Tunnel“ geht eines der größten Infrastrukturprojekte Londons in den Betrieb. Einhergehend damit sind auch deutsche Vorsorgesparer mittendrin. Denn das Kapital stammt vor allem aus Vorsorgebeiträgen deutscher Kunden – etwa von der Allianz Lebensversicherung und Allianz Private Krankenversicherung – und wurde über Allianz Global Investors verwaltet. Zum Start hieß es, dass etwa 550 Millionen Euro über die Allianz investiert werden würden.

Das Projekt hat eine Laufzeit von 120 Jahren – eine Dimension, die ideal zum langfristigen Charakter von Altersvorsorgeprodukten passt. „Wer heute in jungen Jahren Geld zurücklegt, um später im Alter ein lebenslanges Einkommen daraus zu beziehen, der blickt schon in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts. Daher passen langfristige Projekte gut zu den Zielen und Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden“, sagt Andreas Lindner, Chef-Kapitalanleger der Allianz Lebensversicherung.

Der Tunnel ist mittlerweile an das bestehende Abwassersystem angeschlossen und soll noch 2025 an das Versorgungsunternehmen Thames Water übergeben werden. Er schützt die Themse künftig vor ungeklärtem Abwasser, das bei Starkregen bislang regelmäßig in den Fluss gelangte. Bereits seit Herbst 2024 wurden mehr als sieben Millionen Kubikmeter Schmutzwasser aufgefangen. Der Tunnel selbst hat einen Durchmesser von 7,2 Metern und ein Fassungsvermögen von rund 1,6 Millionen Kubikmetern. Das entspricht rund 600 olympischen Schwimmbecken.

Begonnen hatte das Bauprojekt 2016. Trotz Verzögerungen durch die Corona-Pandemie wurde es 2022 fertiggestellt. Archäologisch interessant war das Großprojekt ebenfalls: Während der Arbeiten kamen unter anderem Wikinger-Langboote aus dem Mittelalter zum Vorschein.

Für die Allianz-Gruppe ist das Tideway-Projekt ein Paradebeispiel für gelungene Infrastrukturinvestitionen. Solche nicht börsengehandelten Anlagen – darunter erneuerbare Energien, Mittelstandsfinanzierungen und weitere Großprojekte – sind laut Allianz seit Jahrzehnten Bestandteil der Kapitalanlagestrategie. Allein die Allianz Lebensversicherung hat rund 100 Milliarden Euro in alternative Anlagen investiert.

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