ESG-Fonds: Vermittler lehnen Rüstungstitel mehrheitlich ab
Nachhaltig investieren mit Waffen? Eine Mehrheit der Vermittler sieht das kritisch, wie das neue AfW-Vermittlerbarometer zeigt.

Die ESG-Debatte erreicht die Vermittlerschaft: Laut dem aktuellen Vermittlerbarometer 2024 des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung lehnen 41,7 Prozent der unabhängigen Vermittler die Aufnahme konventioneller Rüstungstitel in nachhaltige Fonds ab. Lediglich 18,6 Prozent könnten sich eine solche Erweiterung des Nachhaltigkeitsbegriffs vorstellen.
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AfW-Vorstand Norman Wirth warnt vor Vertrauensverlusten in der ESG-Regulierung: Die Aufnahme von Rüstungsgütern sei "problematisch und schwäche die gesellschaftliche Akzeptanz – ähnlich wie bei Gas und Atom in der EU-Taxonomie". Vermittler müssten Kunden glaubwürdig beraten können.
Befürworter der Aufnahme von Rüstungsgütern in ESG-Produkte argumentieren vor allem mit geopolitischen und sicherheitspolitischen Erwägungen. Angesichts des Ukrainekriegs und steigender Verteidigungsausgaben in vielen westlichen Ländern sehen sie die Herstellung konventioneller Waffen als Beitrag zur Sicherung von Frieden, Freiheit und demokratischer Stabilität. Einige Fondsanbieter versuchen daher, Verteidigungsaktien in als nachhaltig gelabelte Produkte aufzunehmen – ein Schritt, der allerdings das grundsätzliche Verständnis von "Environment, Social und Governance" unter Druck bringt.
Neben den inhaltlichen Fragen zeigt die Umfrage auch, wie ESG-Abfragen in der Praxis umgesetzt werden. Der Trend geht zu digitalen Tools: 46,3 Prozent der Vermittler nutzen inzwischen IT-gestützte Lösungen – allerdings mit Luft nach oben. Rund ein Drittel ist mit der gelieferten Produktauswahl nicht zufrieden. Maklerpools sind mit 70,4 Prozent weiter die wichtigste Quelle für ESG-Software.
Das AfW-Vermittlerbarometer gilt als wichtige Standortbestimmung für die Branche: 1.173 Vermittler nahmen 2024 teil.