Auch die zweite Verhandlungsrunde zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und dem Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) war Ende April 2025 erwartungsgemäß ohne eine Einigung ausgegangen. Im Vorfeld der dritten Verhandlungsrunde verschärft sich der Tarifkonflikt deutlich. Dabei hatte der Arbeitgeberverband unter anderem Gehaltserhöhungen von 8,63 Prozent über die Laufzeit von 35 Monaten angeboten.

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Die Gewerkschaft hat das jüngste Angebot der Arbeitgeberseite als „komplett inakzeptabel“ zurückgewiesen. Mit einer vorgeschlagenen Erhöhung von durchschnittlich 2,8 Prozent bei einer Laufzeit von 35 Monaten hätten die Versicherer aus Sicht der Gewerkschaft keinen ernstzunehmenden Schritt in Richtung eines fairen Abschlusses gemacht.

„Dieser Vorschlag hat mit einem fairen Interessenausgleich nichts zu tun“, betonte ver.di-Verhandlungsführerin Martina Grundler. Die Arbeitgeber wollten das wirtschaftliche Risiko einseitig auf die Beschäftigten abwälzen, ohne dabei Reallohnverluste auszugleichen. Besonders Beschäftigte in unteren Entgeltgruppen und Auszubildende seien durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten ohnehin bereits stark belastet.

Die Arbeitnehmervertreter hatten spürbare Verbesserungen gefordert. Dazu zählten unter anderem eine Gehaltserhöhung von 12 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Hinzu kommen Forderungen nach überproportionalen Erhöhungen für niedrige Einkommen, einer Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro jährlich sowie der unbefristeten Übernahme von Auszubildenden. Die Ablehnung des Angebots blieb nicht ohne Reaktion. Bundesweit hatten sich über 7.000 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt. Auch zur dritten Verhandlungsrunde am 23. Mai in Düsseldorf würden rund 1.000 Beschäftigte vor Ort erwartet, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen.

„Wenn die Arbeitgeber in der dritten Runde erneut kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen, wird ver.di zu weiteren bundesweiten Streiks aufrufen“, warnte Grundler. „Wir sind bereit zu konstruktiven Gesprächen über Lösungen – aber nicht auf Kosten der Beschäftigten.“

Diese Forderungen stellt die Gewerkschaft:

  • Anhebung der Gehälter um 12 Prozent
  • Anhebung aller Zulagen und Schichtzulagen um 12 Prozent
  • Überproportionale Anhebung der unteren Tarifgruppen als soziale Komponente
  • Laufzeit des neuen Tarifvertrages: 12 Monate
  • Verdoppelung des tariflichen Fahrtkostenzuschusses gemäß § 2 Gehaltstarifvertrag auf 40 € für Angestellte und 50 € für Auszubildende
  • Anhebung der Ausbildungsvergütungen, 250 € mehr für jedes Ausbildungsjahr
  • Verlängerung und Verbesserung (unbefristete Übernahme) der Tarifvereinbarung zur Übernahme von Auszubildenden
  • Freie Tage zur Prüfungsvorbereitung für Auszubildende vor der GAP I und GAP II
  • Entfristung und Verbesserung des Tarifvertrages Qualifikation
  • Aufnahme von Verhandlungen zu einem Tarifvertrag Transformation
  • Anpassung von § 15 Ziff. 6 Manteltarifvertrag, um das Weiterbestehen des Arbeitsverhältnisses bei Bezug einer Teilrente zu regeln
  • Digitales Zugangsrecht von ver.di in die Betriebe
  • Vereinbarung zur Anpassung der Tarifgruppen A und B bei steigendem Mindestlohn

Der AGV brachte folgendes Angebot in die Verhandlungen ein:

  • Lineare Erhöhung der Tarifgehälter, Zulagen und Schichtzulagen um 3,6 Prozent ab 1. September 2025
  • Weitere lineare Erhöhung der Tarifgehälter, Zulagen und Schichtzulagen um 2,7 Prozent ab 1. September 2026
  • Weitere lineare Erhöhung der Tarifgehälter, Zulagen und Schichtzulagen um 2,1 Prozent ab 1. September 2027
  • Nach diesen drei Erhöhungen wäre das Tarifgehaltsniveau um 8,63 Prozent höher als heute
  • Laufzeit: 35 Monate (von 1. April 2025 bis 29. Februar 2028)
  • Überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen
  • Moderate Erhöhung des tariflichen Fahrtkostenzuschusses (derzeit erhalten Angestellte 20 € und Auszubildende 25 € monatlich)
  • Verlängerung des Tarifvertrages „Übernahmeanspruch für Auszubildende mit guten Leistungen“
  • Entgegenkommen bei der gewerkschaftlichen Forderung nach freien Tagen für Auszubildende zur Prüfungsvorbereitung vor der GAP I und GAP II
  • Entfristung des Tarifvertrages zur Qualifizierung
  • Aufnahme von Gesprächen über einen „Tarifvertrag zur Transformation in der Versicherungsbranche“ nach den Tarifverhandlungen 2025
  • Anpassung von § 15 Ziff. 6 Manteltarifvertrag, um das Weiterbestehen des Arbeitsverhältnisses bei Bezug einer Teilrente zu ermöglichen
  • Anhebung der Tarifgruppe B, erstes, zweites und drittes Berufsjahr, auf die Endstufe, somit von aktuell 2.187 € bzw. 2.261 € auf 2.334 € (+ 6,7 Prozent bzw. + 3,2 Prozent)
  • Anhebung der Tarifgruppe A auf die zweite Stufe der Tarifgruppe B (zweites und drittes Berufsjahr), somit von aktuell 2.128 € auf 2.261 € (+ 6,3 Prozent)
  • Teilhabe der neuen Gehälter der Tarifgruppen A und B (2.261 € und 2.334 €) an den zu vereinbarenden linearen Tariferhöhungen

Ein gleichlautendes Angebot habe der AGV auch der Gewerkschaft DBV unterbreitet.

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