Maklerpools im Visier: Ist Konsolidierung „The Next Big Thing“?
Die Übernahmen von Fonds Finanz und PMA durch HG Capital verdeutlichen: Maklerpools rücken zunehmend ins Zentrum der Konsolidierung. Warum diese Entwicklung den Markt nachhaltig verändern könnte, analysiert Maxine Adams vom Beratungsunternehmen Dr. Adams, das auf die Unternehmensnachfolge von Versicherungsmaklern spezialisiert ist.

Die Konsolidierung im Markt der Versicherungsmaklerpools nimmt an Dynamik zu. Ein herausragender Akteur in diesem Bereich ist das Londoner Private-Equity-Haus HG Capital, das durch Übernahmen von Fonds Finanz und zuletzt PMA eine Vorreiterrolle einnimmt. Diese Entwicklung ist Teil einer umfassenden Welle von M&A-Transaktionen, die den deutschen Maklermarkt im Pool-Segment nachhaltig beeinflussen wird. Nachfolgend werden die zentralen Faktoren beleuchtet, die diesen Trend stützen.
Anzeige
Warum investieren Private-Equity-Konsolidierer in Maklerpools?
Es gibt eine Vielzahl von strategischen, operativen und marktbasierten Gründen, warum Konsolidierer im Versicherungsmakler-Markt gezielt Pools erwerben. Diese werden im Folgenden vorgestellt:
- Marktfragmentierung und Wachstumspotenzial: Der stark fragmentierte Versicherungsmakler-Markt mit rund 46.000 registrierten Maklern wird größtenteils von Unternehmen mit Privatkunden- und kleingewerblichem Fokus dominiert. Die bisherigen Zielgruppen der Konsolidierer deckten bislang nur einen kleineren Teil des Gesamtmarktes ab. Durch den Erwerb eines Maklerpools wird ein erheblich größerer Markt adressierbar.
- Steigende Marktmacht und Skaleneffekte: Größere Maklerpools verfügen über kumulierte Courtage-Volumina, die eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber Produktgebern und Dienstleistern ermöglichen. Dies führt zu erheblichen Skaleneffekten und Synergien, die bereits mit einer einzelnen Transaktion realisiert werden können.
- Erweiterung der Kaufoptionen für Konsolidierer: Bisher fokussierten sich die führenden Konsolidierer primär auf größere Maklerunternehmen mit Gewerbe- und Industriegeschäft oder auf spezialisierte Makler. Aufgrund der fortschreitenden Marktkonsolidierung gibt es jedoch immer weniger große Maklerunternehmen mit signifikantem Volumen zum Kauf. Dadurch werden kleinere Unternehmen als Kaufoption zunehmend attraktiver. Die notwendige Infrastruktur für den Erwerb vieler kleinerer Einheiten ist jedoch nur durch performante Maklerpools effizient umsetzbar.
- Begrenzte Integrationserfahrung traditioneller Konsolidierer: Die meisten Konsolidierer verfügen nicht über die Infrastruktur, um hunderte von kleineren Maklerunternehmen mit Courtage-Volumen zwischen 100.000 und eine Million Euro zu integrieren. Maklerpools hingegen haben diese Prozesse etabliert und können daher als Plattform für eine breitere Marktkonsolidierung dienen.
- Informationsvorteil durch Maklerpools: Maklerpools haben direkten Zugang zu einer Vielzahl von Maklerunternehmen und können laufend Übernahmeangebote platzieren. Sie sind externen Konsolidierern damit hinsichtlich potenzieller Kaufziele – beispielsweise beim Generationswechsel – mindestens einen Schritt voraus.
- Erfahrungen in der Integration von Beständen: Viele Maklerpools haben bereits Erfahrung mit der Integration kleinerer Maklerfirmen, sei es durch Asset Deals oder Share Deals. Ein typisches Beispiel ist die Übernahme nach dem plötzlichen Tod eines Einzelkaufmanns, die schnelle Entscheidungen erfordert. Diese bestehende Expertise können Konsolidierer gezielt skalieren.
- Synergien durch Produktportfolio-Erweiterung: Während Maklerpools primär Produkte für Privat- und KMU-Kunden anbieten, bringen Konsolidierer häufig Maklerunternehmen mit spezialisierten Produkten für Unternehmen ein. Diese Spezialprodukte können über einen Maklerpool tausenden von Maklern zugänglich gemacht werden. Vice versa profitieren die größeren Maklerunternehmen der Konsolidierer von den Privatkunden- und KMU-Lösungen der Pools.
Fazit: Maklerpools als strategische Schlüsselakteure
Maklerpools bieten zentrale Serviceleistungen für Maklerunternehmen – von IT und Beratungssoftware über Courtage-Abrechnung und Marketing bis hin zur Prozessoptimierung und Produktanbindung. Die Mehrheit der angebundenen Maklerunternehmen erzielt Courtage-Volumina bis zu einer Million Euro und lag bisher nicht im Fokus der großen Konsolidierer. Doch durch die dargestellten strategischen Vorteile wird das Investment in Maklerpools für Konsolidierer immer attraktiver. Die Frage aus der Überschrift, ob es sich hierbei um „The Next Big Thing“ handelt, lässt sich daher mit einem klaren „Ja“ beantworten.
Anzeige
Hintergrund: Der Gastbeitrag ist zuerst in der Ausgabe 01/2025 des Fachmagazins Versicherungsbote erschienen. Das Magazin kann auf der Versicherungsbote- Webseite kostenfrei abonniert werden.