„Schifoan is des leiwandste/ Wos ma si nur vorstöhn ko“ – „Skifahren ist das Großartigste, Was man sich nur vorstellen kann!“, singt der Austro-Popper Wolfgang Ambros in einem bekannten Lied, das auch unter deutschen Après-Ski- Fans Kultstatus genießt. „Und wenn der Schnee staubt, / Und wenn die Sonne scheint, / Dann habe ich alles Glück in mir vereint.“ Skifahren gehört zu den beliebtesten Freizeitsportarten – laut Deutschem Skiverband (DSV) gibt es in Deutschland 7,39 Millionen aktive Alpin-Skifahrer, 2,36 Millionen Langläufer und 1,98 Millionen Snowboarder. Skiorte in den Alpenregionen, wie beispielsweise in Bayern, Baden-Württemberg und in den Alpenländern Österreich und der Schweiz, verzeichnen jedes Jahr eine hohe Anzahl von Besuchern aus Deutschland. Zum sportlichen Erlebnis kommt ein besonderes Naturerlebnis alpiner Landschaften dazu. Für viele Familien bedeutet der Ski-Urlaub zudem Zeit mit den Liebsten in den Bergen – und damit einen familiären Höhepunkt im Jahr.

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Skifahren aber hat auch eine andere Seite, wie aufsehenerregende Unfälle der Vergangenheit zeigen: Der ehemalige Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Dieter Althaus, erlitt im Januar 2009 bei einem Ski-Unfall ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und verletzte eine andere Fahrerin tödlich. Und ein schwerer Skiunfall im Winter 2013 veränderte das Leben von Deutschlands bekanntesten Rennfahrer Michael Schumacher grundlegend – wenngleich konkrete Details zu Schumachers Gesundheitszustand in der Öffentlichkeit nicht bekannt sind, gilt der einstige Formel 1-Weltmeister nach langem Koma mittlerweile als Pflegefall.

Die teuersten Sportunfälle passieren beim Ski-Fahren

Dass Unfälle beim Skifahren besonders schwerwiegend sind, bestätigen auch Daten der Versicherer. 38.000 Sportunfälle pro Jahr melden Unfallversicherer – jeder fünfte passiert beim Skifahren. Und diese Unfälle sind besonders teuer: Je Skiunfall zahlen die Unfallversicherer im Schnitt rund 7.700 Euro – mehr als in jedem anderen Sport (Versicherungsbote berichtete).

Zum Vergleich: je Reitunfall entstehen für Unfallversicherer zum Beispiel Kosten in Höhe von durchschnittlich 6.900 Euro. Und je Verletzung im Fußball entstehen Kosten in Höhe von 5.200 Euro. Diese geringeren Zahlen für andere verletzungsintensive Hobbys bestätigen eine Aussage von GDV-Geschäftsführer Jörg Asmussen: „Im Vergleich zu anderen Sportarten sind die Versicherungsleistungen bei Skiunfällen deutlich höher, da die Verletzungen meist komplizierter und langwieriger sind.“

Männer erleiden weit häufiger Kopfverletzungen als Frauen

Statistisch gesehen gibt es für die Verletzungsraten beim Skisport auffallende Geschlechtsunterschiede. Das ist besonders bei Kopfverletzungen der Fall: während 12,6 Prozent der Unfälle bei Männern mit den gefährlichen Kopfverletzungen einhergehen, sind es bei Frauen nur 5,7 Prozent. Dies kann wesentlich auf ein unterschiedliches Fahrverhalten zurückzuführen sein: Mehrere Studien zu Risikofaktoren im Skifahren zeigen, dass Männer zu einer aggressiveren und riskanteren Fahrweise neigen, sie oft schneller fahren und hierbei auch zu größeren Bewegungsamplituden neigen (sprich: zu weiten und ausschlagenden Bewegungen neigen, durch die sie auch anderen Skifahrerinnen und Skifahrern in die Quere kommen).

Hingegen erleiden Frauen beim Skifahren weit häufiger Knieverletzungen: bei 42,5 Prozent der verunfallten Frauen ist das Knie betroffen, wohingegen nur 18,6 Prozent der verunfallten Männer eine Knieverletzung erleiden. Grund hierfür sind anatomische Unterschiede: Frauen haben zum Beispiel einen größeren Q-Winkel – das ist der Winkel, der durch zwei Linien gebildet wird: eine von der Hüfte zur Mitte der Kniescheibe und eine von der Kniescheibe zum Schienbein. Ein größerer Q-Winkel sorgt für mehr Instabilität in der Beinregion, wodurch die Knie bei Frauen gefährdeter sind.

Auch muskuläre Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie eine unterschiedliche Technik, die aus anatomischen Unterschieden resultiert, begründet ein unterschiedliches Verletzungsrisiko für verschiedene Körperregionen.

Die am häufigsten verletzten Körperregionen

Durch die großen Unterschiede lohnt eine getrennte Erfassung nach Geschlechtern, wenn es um die am häufigsten verletzten Körperregionen beim Skifahren geht. Dies zeigen auch Daten der Stiftung Sicherheit im Sport (SIS; erhoben in Zusammenarbeit mit der Arag):

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Die am häufigsten verletzten Körperregionen bei Männern:

  1. Schulter: 18,6 Prozent
  2. Knie: 18,6 Prozent
  3. Kopf: 12,6 Prozent
  4. Hüfte/ Oberschenkel: 12,1 Prozent
  5. Rumpf: 9,6 Prozent
  6. Unterschenkel: 6,3 Prozent

Die am häufigsten verletzten Körperregionen bei Frauen:

  1. Knie: 42,5 Prozent
  2. Unterschenkel: 9,2 Prozent
  3. Schulter: 8,4 Prozent
  4. Hüfte/ Oberschenkel: 8,0 Prozent
  5. Rumpf: 5,7 Prozent
  6. Kopf: 5,7 Prozent

Das hohe Risiko beim Skifahren begründet sich freilich durch die Schwere der Verletzungen – verursacht durch ein hohes Tempo, eine starke Körperlast auf bestimmte Körperbereiche sowie durch ein hohes Kollisionsrisiko. Als Beispiel für gefürchtete Verletzungen genannt werden können Kreuzbandrisse, komplizierte Frakturen, Verletzungen der Wirbelsäule (bis hin zu Lähmungen oder zu Beeinträchtigungen wichtiger Organfunktionen) sowie die gefürchteten Schädel-Hirn-Traumata.

Skifahren und Versicherungsschutz: Was es zu beachten gilt

Zwar ist Skifahren nicht gleich Skifahren – das Risiko für schwere Verletzungen ist bei alpinen Skidisziplinen (Abfahrt, Slalom etc.) natürlich größer als für den Skilanglauf. Dennoch empfiehlt sich zunächst eine Haftpflichtversicherung, die Sach- und insbesondere Personenschäden in einem genügenden Umfang abdeckt.

Wie hoch hierbei das Risiko ist, zeigt der prominente Unfall des ehemaligen Thüringer Ministerpräsidenten Althaus: eine kurze Unachtsamkeit beim Skifahren reicht, um einen Unfallgegner schwer zu schädigen oder sogar einen tödlichen Unfall zu verursachen. Bei schweren Verletzungen kann zum Beispiel eine bleibende Behinderung und eine Erwerbsunfähigkeit des Unfallgegners die Folge des Unfalls sein. Somit sollte die Police zum einen Sach- und insbesondere Personenschäden abdecken, sie sollte dies zum anderen aber auch mit einer ausreichend hohen Deckungssumme für ein derartiges Risiko tun.

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Versicherungspflicht für Skifahrer in Italien

Für einige Regionen besteht sogar Versicherungspflicht, wenn man auf die Piste will – zum Beispiel für Italien seit dem 1. Januar 2022. Wer ohne Haftpflichtversicherung auf italienischen Pisten unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld in Höhe von 150 Euro. Italienische Pistenbetreiber sind sogar gesetzlich dazu verpflichtet, für Skifahrer die Möglichkeit zum Abschluss einer Haftpflichtversicherung bereithalten.

Allerdings sollte ausreichender Haftpflichtschutz beim Skifahren natürlich ein Gebot der Vernunft sein anstatt ein Gebot einer regional begrenzten Versicherungspflicht – besser wäre deswegen eine deutsche Haftpflichtpolice, die das Risiko des Skifahrens als eines von vielen Haftpflichtrisiken abdeckt. Wer bereits über eine solche Police eines deutschen Anbieters verfügt, für den bietet der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft ein standardisiertes Formular an, um einen Haftpflichtnachweis für Italiens Skigebiete zu erbringen. Dieses Formular, das alle Angaben über den Versicherungsschutz in Deutschland erhält, ist sowohl in Deutsch als auch Italienisch verfasst. Mitversicherte Personen können ebenfalls in das zweisprachige Formular eingetragen werden.

Private Unfallversicherung für eigene Risiken

Eine Haftpflicht zahlt für die Schäden an Dritten, nicht jedoch für das eigene Risiko. Aus diesem Grund empfiehlt sich für Skifahrer unbedingt auch eine private Unfallversicherung. Die Deckungssumme sollte so gewählt sein, dass sie das Verletzungsrisiko angemessen abbildet.

Gerade durch die hohe Verletzungsgefahr können auch Phasen längerer Arbeitsunfähigkeit entstehen, ebenso können teure Rehabilitationsmaßnahmen notwendig sein. Wichtig ist also eine angemessene Invaliditätsleistung. Zusätzliche Leistungen wie Genesungsgeld, Krankenhaustagegeld und kosmetische Operationen im Falle von Verletzungen sind ebenso empfehlenswert – wenn eine Police dies nicht abdeckt, lohnen sich zusätzliche Bausteine und Produkte. Auch sollten Bergungskosten abgedeckt sein, die schnell enorme Summen verschlingen (und einen Privathaushalt ruinieren) können.

Wichtig ist es zudem, auf Klauseln zu achten. So liegt insbesondere bei älteren Policen ein Unfall nur dann vor, wenn „ein plötzlich von außen auf den Körper wirkendes Ereignis unfreiwillig zu einem Körperschaden führt“. Hierbei können Unfälle durch Eigenbewegung ausgeschlossen sein (Versicherungsbote berichtete). Sowohl für ski-begeisterte Versicherungsnehmer als auch für Vermittler empfiehlt sich demnach, Klauseln zu prüfen und ganz gezielt beim Versicherer nachzufragen, welche Leistungen für den Skisport durch eine Police abgedeckt sind – und notfalls eine spezielle Sportversicherung abzuschließen, die typische Unfall-Szenarien des Skisports abdeckt (zum Beispiel auch den Knieschaden ohne Fremdeinwirkung von außen).

BU- und Risikoversicherung: regelmäßiges Skifahren bei Antrag unbedingt angeben

Normalerweise sind für Berufsunfähigkeitsversicherungen oder Risikolebensversicherungen Risiken mit einkalkuliert, sobald riskante Tätigkeiten nur im Urlaub ausgeführt werden. Anders aber ist es, wenn ein riskanter Sport oder ein riskantes Hobby regelmäßig ausgeübt werden – dann sind Sport und Hobby ein Fall für die Anzeigepflicht bei Antrag auf eine Versicherung. Für den Skisport trifft dies dann zu, wenn der Sport als Vereinssport betrieben wird oder wenn der Skifahrer an Wettkämpfen teilnimmt. Aber auch, wenn die sozialen Netzwerke gut gefüllt sind mit Beiträgen über regelmäßige Abfahrten, wird ein Versicherer von einer gewissen Regelmäßigkeit ausgehen.

In diesem Fall sollte Skifahren als Hobby schon bei Antrag auf eine BU- oder Risikolebensversicherung unbedingt angegeben werden, damit es nicht zu einer Anzeigenpflichtverletzung kommt. Bedingung ist freilich, dass im Antragsformular danach gefragt wird, was allerdings die Regel ist. Wer regelmäßig Ski fährt, sollte zudem durch Vermittler eine anonyme Risiko- Voranfrage bei den Versicherern vornehmen lassen. So können verschiedene Angebote eingeholt und verglichen werden (Versicherungsbote berichtete).

Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS) klärt über sicheres Verhalten auf

Die Wahrscheinlichkeit für Skiunfälle lässt sich jedoch zumindest reduzieren, wenn ein paar Grundregeln beachtet werden. Aufklärung hierzu leistet, schon seit 1975, die gemeinnützige Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS). Wie auch im Straßenverkehr ist Rücksichtnahme auch beim Skisport oberste Prämisse:

  • So muss jeder Skifahrer seine Geschwindigkeit und seine Fahrweise seinem Können anpassen, aber auch den Gelände-, Schnee- und den Witterungsverhältnissen sowie der Verkehrsdichte. Denn viele Unfälle geschehen, weil Fahrer auf dicht befahrenen Pisten zu schnell unterwegs sind.
  • Der von hinten kommende Skifahrer muss seine Fahrspur zudem so wählen, dass er die vor ihm fahrenden Wintersportler nicht gefährdet.
  • Und überholt werden darf stets nur derartig, dass im Überholvorgang ein überholter Skifahrer für all seine möglichen Bewegungen genügend Raum hat.

Nur an übersichtlichen Stellen anhalten

Angehalten werden darf zudem nicht an engen oder unübersichtlichen Stellen. Und fährt ein Skifahrer nach dem Anhalten wieder an, muss er sich zunächst nach oben und unten vergewissern, dass ihm niemand in die Quere kommt. Der Auf- oder Abstieg zu Fuß sollte am Rand der Abfahrt geschehen. Und getragen werden sollte Skiausrüstung draußen auf der Schulter mit Skispitzen nach vorne; drinnen jedoch seitlich in der Hand mit Skispitzen nach oben.

Wichtig: Die passende Ausrüstung

Wichtig ist zudem die passende Skiausrüstung, zu der als fester Bestandteil passende Skier je nach Können und körperlicher Beschaffenheit, aber auch eine gute Schutzausrüstung gehören sollten (mit Protektor, Skibrille, Handschuhen und wettergerechter Bekleidung etc.). Der Schutzhelm ist auf der Skipiste Pflicht, dieser muss formschlüssig sitzen. Doch auch eine fachgerechte und individuell dem Können des Skifahrers angepasste Skibindung sowie formschlüssige Skistiefel sind wichtig – die Stiefel dürfen keine Beschädigungen und keine defekten Schnallen aufweisen.

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Die Skibrille sollte kratzerfrei und mit UV-Schutz versehen sein. Empfohlen wird, vor dem Start Skier und Ausrüstung durch einen Experten – zum Beispiel durch ortsansässige Sportfachhändler – prüfen zu lassen. Weitere umfangreiche Tipps sowie Videoanalysen von Skiunfällen sind auf der Webseite der Stiftung Sicherheit im Skisport verfügbar.

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