Versicherungsbote: Welche Vorteile bietet der European Long-Term Investment Fund (ELTIF) im Vergleich zu anderen Anlageformen für Investoren?

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Peter Paschke: ELTIF bietet in seiner Neufassung auch Kleinanlegern Zugang zu Assetklassen, die bislang nur sehr vermögenden oder institutionellen Anlegern offenstanden. Eine echte Neuerung ist: ELTIF 2.0 eröffnet Anlegern auch mit kleineren Summen einen Zugang zu illiquiden Anlagen im Bereich Private Markets. Als Hintergrund muss man wissen, dass vermögende und professionelle Anleger schon seit langem einen Großteil ihres Geldes nicht an den Börsen investieren, sondern in der Realwirtschaft. Warum? Weil die Private Markets in den vergangenen Jahrzehnten eine klare Outperformance gegenüber den Aktienmärkten erzielten. Diese liegt zum Beispiel im Bereich Private Equity bei einer jährlichen Rendite von 14 bis 15 Prozent und somit deutlich über der jährlichen Langfrist-Performance der meisten Aktienanlagen.

Können Sie uns einige Beispiele für erfolgreiche Geldanlagen über ELTIFs nennen und welche Renditen haben diese erzielt?

ELTIF konnte sich aufgrund der hohen Zugangshürden, die das Anlagevehikel für Kleinanleger uninteressant machten, in Deutschland kaum durchsetzen. Als relativ neues Anlageprodukt, das sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet und das in langfristige Vermögenswerte wie Infrastruktur, Immobilien, erneuerbare Energien oder Private Equity investiert, ist die Performance von verschiedenen Faktoren abhängig. Aufgrund der gänzlich anderen Ausgestaltung der ELTIF-Struktur damals und in der Neufassung ist ein Renditevergleich nicht sinnvoll. Zu den vertrieblich erfolgreichen Produkten bislang zählt allen voran der KlimaVest der Commerz Real.

Welche Risiken sind mit Investitionen in ELTIFs verbunden und wie können Vermittler ihren Kunden dabei helfen, diese Risiken zu verstehen und zu bewerten?

Als reguliertes Investmentvehikel der EU bietet ELTIF Anlegern ein Grundmaß an Schutz und Transparenz. Elementar ist der Faktor Langfristigkeit – schließlich trägt ELTIF den Begriff „Long-term“ bereits im Namen. Vertrieb und Kunden muss also klar sein, dass es sich hierbei um illiquide Anlagen mit Mindesthaltedauern handelt, die als in der Regel mehrjähriges Investment gedacht sind. Wer jederzeit schnell an sein Geld kommen will, für den eignet sich ELTIF nicht.

Hier ist der edukative Part von Seiten der Produktgeber und Vermittler essenziell, um transparent zu machen, was ELTIF ist und was es nicht ist. Anleger, die dreimal täglich ihren Portfoliostand per Neobroker-App checken, müssen wir klar kommunizieren, dass illiquide Assets anders funktionieren. Besonders wichtig ist dabei die Schulung von Beratern, Vermögensverwaltern und Pools. Denn ELTIF ist eindeutig ein Beratungsprodukt, das intensive Schulungen des Vertriebs voraussetzt. Ist das Know-how aufgebaut und werden Kunden transparent zu Vor- und Nachteilen von Investments in illiquide Anlagen beraten, sehen wir ein großes Potenzial, dass sich ELTIF auch in der Breite als Anlagealternative und Depotergänzung etabliert.

Wie sieht die typische Zielgruppe für Investitionen in ELTIFs aus und welche Anlageziele lassen sich damit am besten erreichen?

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Grundsätzlich ist ein ELTIF für jeden Anleger interessant, der einen langfristigen Anlagehorizont mitbringt und sein Anlageportfolio diversifizieren möchte . Gerade für Kunden, die sich aktiv an der nachhaltigen Transformation beteiligen möchten, ist diese Assetklasse reizvoll. So haben zum Beispiel Investments im Bereich der Ausweitung von erneuerbaren Energien oder dem Bau von nachhaltigen Wohnungsquartieren einen direkten Impact auf die EU-Wirtschaft und den damit einhergehenden strukturellen Wandel. Wer bislang zum Beispiel allein auf Aktien oder einen ETF-Sparplan gesetzt hat, findet mit dem ELTIF eine attraktive Option das eigene Portfolio mit einer neun Assetklasse zu diversifizieren. Im Vergleich zur häufig volatilen Aktienanlage eignen sich viele illiquide Anlagen auch als Stabilitätsanker für das Depot. Last but not least spielen Renditegesichtspunkte eine gewichtige Rolle, die im Bereich der Private Markets oft außerordentlich attraktiv sind.

ELTIF ist ein beratungsintensives Produkt

Welche Rolle spielen regulatorische Aspekte bei der Beratung von Vermittlern in Bezug auf ELTIFs und wie können sie ihre Kunden darüber informieren?

Laut einer im Februar erfolgten Kommunikation der BaFin dürfen Finanzanlagenvermittler mit gewerberechtlicher Erlaubnis nach § 34f GewO ELTIF an Kleinanleger vertreiben. Dennoch setzt Beratung und Vertrieb eine intensive Auseinandersetzung mit dem Produkt voraus, da wir es hier mit einer für Vermittler und Kunden neuen Produktgattung zu tun haben. Potenziell für Anleger kritische Aspekte wie die Haltedauer und Ausstiegszeitpunkte müssen transparent in der Beratung dargelegt werden.

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Wie sollten Vermittler ELTIFs in die Portfoliostrategie ihrer Kunden integrieren und welche Diversifikationsstrategien sind dabei besonders wichtig?

Eine One-size-fits-all-Lösung gibt es nicht: Inwiefern ELTIF in die individuelle Geldanlage- und Diversifikationsstrategie des Kunden eingebunden wird, hängt von diversen individuellen Faktoren ab – allen voran Alter und Anlagehorizont. Gemäß dem alten Motto von den Eiern und den Körben gibt ELTIF Vermittlern eine weitere spannendes Investmentalternative an die Hand, die Kapitalanlage ihrer Kunden geschickt und zukunftssicher auszubalancieren.

Welche langfristigen Trends und Entwicklungen sehen Sie im Bereich der Geldanlagen über ELTIFs und wie können Vermittler davon profitieren?

Ein wichtiges Stichwort lautet Transformationsfinanzierung. ELTIF wurde von der EU ja geschaffen, um private Finanzströme leichter in den Ausbau von beispielsweise nachhaltiger Infrastruktur zu lenken. Wir sprechen hier also auch von einer Demokratisierung der Teilhabe am strukturellen Wandel, zum Beispiel dem Aufbau einer Energiespeicher-Infrastruktur oder dem Bau energieeffizienter Wohnungen in unseren Städten. Richtig kommuniziert lauern in der Aktivierung des privaten Sektors enorme Vertriebspotenziale. Wandel und Impact sind bei Investitionen in die Realwirtschaft deutlich greifbarer als bei einem MSCI World ETF, Abstraktheit wird abgebaut. Dementsprechend eignet sich ELTIF für die Ansprache neuer Zielgruppen, die beim Thema Aktieninvestments eher zögerlich sind.

Welche Kriterien sollten Vermittler bei der Auswahl von ELTIFs für ihre Kunden berücksichtigen und wie können sie die Qualität dieser Fonds beurteilen?

Wichtige Kriterien sind bei ELTIF – wie bei anderen Fonds auch – Kosten, Performance und insbesondere auch die Transparenz über die konkreten Assets des Fonds. Darüber hinaus bei ELTIF natürlich ebenfalls relevant: Mindestlaufzeit, Ausstiegsmöglichkeiten aber auch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitszielen, zum Beispiel die Einordnung nach Artikel 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung.

Wie können Vermittler ihre Kunden darüber aufklären, dass ELTIFs oft langfristige Anlagehorizonte erfordern und wie können sie deren Erwartungen entsprechend managen?

Vermittler sollten Kunden erklären, wie die langfristigen Haltedauern bei ELTIF zustande kommen. Das schafft Verständnis und Nachvollziehbarkeit. Illiquide Anlagen sind meist mit einer Projektentwicklungslaufzeit verbunden, die einen längerfristigen Investitionshorizont erfordert. Nehmen wir das Beispiel eines neuen Windparks. Von Genehmigung bis zur Inbetriebnahme vergehen hier oft mehrere Jahre, ähnlich im Immobiliensektor. Das muss in der Beratung kein Nachteil sein: Schließlich ist es für viele Kunden äußerst motivierend, mit der eigenen Geldanlage zum Aufbau echter Werte in der Realität und nicht nur auf dem Papier beizutragen und schließlich davon zu profitieren.

Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie für Vermittler im Bereich der Geldanlagen über ELTIFs und wie können sie sich erfolgreich positionieren?

Wie bereits gesagt, ist ELTIF ein beratungsintensives Produkt, das uns vor Augen führt, dass die fundierte persönliche Beratung auch in Zukunft gebraucht wird. Vermittler, welche die Chance dieses neuen Produkts frühzeitig für sich erkennen und das Thema besetzen, erschließen damit langfristig neue Zielgruppen. Auch zur erneuten Aktivierung von Bestandskunden ist eine neue Assetklasse wie ELTIF geeignet. Fügt sie doch vorhandenen Anlageportfolios Stabilität und neue Renditechancen hinzu. Dies alles setzt Weiterbildung zum Aufbau von Expertise voraus, bei der auch wir Produktgeber in der Verantwortung stehen.

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