Im Interview mit dem Nachrichtenformat BR24 unterstrich der Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach, dass er dringenden Handlungsbedarf bei der gesetzlichen Pflegeversicherung sieht. Die Pflegeversicherung bräuchte eine weitere Finanzierungsreform, so Lauterbach. Er sieht im Pflegebereich vor allem zwei Probleme:

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  • Personalmangel: In der ambulanten Pflege fehle zunehmend Personal. Dem will Lauterbach mit dem Pflegekompetenzgesetz begegnen. Laut Minister würde der Pflegeberuf an Attraktivität gewinnen, wenn Pflegekräfte stärker medizinische Entscheidung treffen könnten.
  • Steigende Eigenanteile in der stationären Pflege: Obwohl Anstrengungen unternommen wurden, die Eigenanteile zu begrenzen, seien immer noch sehr hohe Belastungen für die Betroffenen festzustellen. Zumindest im ersten Jahr kann der Eigenanteil bis zu 3.300 Euro monatlich betragen. „Das sind hohe Belastungen, da müssen wir ran, das kann nicht weiter so bleiben“, so Lauterbach.

Damit sprach Lauterbach ein Thema an, das auch auf dem Pflegegipfel 2024 besprochen wurde. Dort trafen sich Vertreter von Gewerkschaften, Krankenkassen, Krankenhäusern, Ärzten und Pflegeverbänden und kamen zu dem Schluss, dass kapitalgedeckte Zusatzversicherungen als ergänzende Säule zur gesetzlichen Pflegeversicherung eingeführt werden sollten.

Diese Zusatzpflegeversicherung (‚Pflege-Plus‘) soll:

  • obligatorisch sein
  • kapitalgedeckt finanziert sein
  • einen automatischen Inflationsausgleich (Dynamisierung) bieten
  • Kinder beitragsfrei stellen
  • Rentner zum halben Beitrag versichern

„Es liegt ein Vorschlag für eine verpflichtende, mit konkreten Beiträgen hinterlegte Zusatzversicherung auf dem Tisch, die die Eigenanteile an den Pflegekosten sozial abfedert und generationengerecht finanziert“, so der Vorsitzende des Experten-Rats „Pflegefinanzen“, Prof. Dr. Jürgen Wasem.

Einen weiteren wichtigen Ansatzpunkt, um die Pflegekosten in Griff zu bekommen, sehen die Teilnehmer des Pflegegipfels in betrieblichen Lösungen und verwiesen beispielhaft auf die Chemie-Industrie.
Florian Reuther, Direktor des PKV-Verbands, plädierte für mehr Eigenverantwortlichkeit in der Pflegevorsorge. „Die Politik wäre nun gut beraten, für die betrieblich erprobten Versicherungslösungen gute Rahmenbedingungen zu setzen und die von den Experten empfohlene Vorsorge für die Pflege-Eigenanteile auf den Weg zu bringen.“

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