Knapp 55 Kilometer Wegstrecke liegen zwischen Köln und Wuppertal. Doch echte Nähe ist keine Frage von Distanz. Das weiß man auch am Niederrhein. Und wenn künftig engere Bande zwischen Gothaer und Barmenia geknüpft werden, können beide Versicherer auf gemeinsame Erfahrungen bauen. Denn es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Versicherer zusammen agieren. 2016 bündelten Barmenia Krankenversicherung, Gothaer Krankenversicherung, Hallesche Krankenversicherung und Signal Iduna in dem Gemeinschaftsunternehmen „LM+ - Leistungsmanagement GmbH“ ihre Kräfte. Ziel damals: gegenüber Pharmaunternehmen, Apotheken, Pflegediensten und anderen Dienstleistern sollten Verhandlungspositionen verbessert werden. Das Vorhaben war so erfolgreich, dass das Angebot ausgebaut werden konnte. Das Bundeskartellamt ließ sogar die Rolle als Einkaufsgemeinschaft zu (Versicherungsbote berichtete).

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Nun planen die Unternehmen einen Zusammenschluss auf Augenhöhe. Nach intensiven Vorgesprächen und der Information der jeweiligen Mitgliedervertreterversammlungen der traditionsreichen Versicherungsvereine werden sie nun in die Due Diligence Phase eintreten, teilten die Unternehmen mit.

„Die Barmenia und die Gothaer ergänzen sich perfekt. Durch einen Zusammenschluss können wir unsere Wettbewerbs- und Marktposition deutlich ausbauen und rücken unter die Top10 der deutschen Versicherungsbranche auf,“ erklärt Oliver Schoeller, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Finanzholding AG. „Die Barmenia hat ihre besondere Stärke in der Krankenversicherung, die Gothaer ist sehr stark im Bereich Komposit. Die Gothaer wächst insbesondere im Firmenkundenbereich über alle Sparten, die Barmenia zeigt eine sehr dynamische Entwicklung im Privatkundengeschäft“, ergänzt Dr. Andreas Eurich, Vorstandsvorsitzender der Barmenia, zu den gemeinsamen strategischen Überlegungen.

Beide Marken und Firmensitze sollen ebenso wie die Versicherungsvereine an der Spitze bestehen bleiben. Die gemeinsame Holding darunter soll den Namen Barmenia Gothaer Finanzholding AG tragen. Als weiteres Zeichen für die Parität beider Partner ist eine Doppelspitze mit Dr. Andreas Eurich und Oliver Schoeller als Co-Vorstandsvorsitzende vorgesehen. Ebenso ist beabsichtigt, dass an der Spitze der Aufsichtsräte Dr. h.c. Josef Beutelmann und Prof. Dr. Werner Görg stehen sollen.

Für die Beschäftigten soll mit dem Zusammenschluss eine Beschäftigungsgarantie von drei Jahren ausgesprochen werden.
Im Rahmen der in Kürze startenden Due Diligence Phase sollen die gemeinsamen Überlegungen und Ideen validiert und konkreter ausgestaltet werden. Dieser Prozess wird voraussichtlich einige Monate in Anspruch nehmen. Alle Überlegungen unterliegen dem Vorbehalt der Ergebnisse der Due Diligence sowie der Abstimmung mit und Zustimmung bzw. Genehmigung der zuständigen Behörden sowie der Gremien. „Vor uns liegen intensive Monate, in denen wir gemeinsam den konkreten Fahrplan für unseren Zusammenschluss entwickeln werden,“ erklärt Schoeller. „Aber wir sind beide der festen Überzeugung, dass dies der Startschuss für etwas großes Neues ist,“ sind sich die beiden Vorstandsvorsitzenden einig.

Für die Kunden beider Unternehmen soll sich nichts ändern; Verträge und zugesagte Leistungen haben weiterhin Bestand.

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Wie beide Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit aufgestellt sind und wer von wem im Rahmen einer Fusion profitieren würde, hat Versicherungsbote zusammengestellt.

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