„Altersvorsorge - ich wünschte, darum hätte ich mich eher gekümmert“ und „Eigentlich bin ich ziemlich unwissend“, sagen die beiden Testerinnen gleich zu Anfang in der ZDF-Sendung WISO. Und stehen damit für einen Großteil der Deutschen, die auf zusätzliche private Altersvorsorge verzichten.

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Als Experte für Altersvorsorge steht Michael Herte, Leiter des Referates Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, bereit. Dieser Name wird dem ein oder anderen Versicherungsbote-Leser noch geläufig sein: Er fiel im August 2017 auf, als er von den Kieler Nachrichten als Experte in Sachen Arbeitskraftabsicherung eingeführt wurde. Im Artikel hieß es damals: „Wer noch in Ausbildung oder Studium ist, kann zunächst auf diese Versicherung [Berufsunfähigkeitsversicherung; Anmerk. d. Red.] verzichten, sagt Herte.“

Aber gut, wer ist schon gern nachtragend und Menschen können auch dazulernen. Vielleicht fühlt sich der gelernte Bankkaufmann bei Fragen zur Altersvorsorge auch viel wohler, als bei der Arbeitskraftabsicherung. Und tatsächlich: Michael Herte gelingt etwas, das ich Verbraucherschützern gar nicht mehr zugetraut habe: Fällt der Begriff ‚Riester-Rente‘, wird nicht automatisch ein ‚Beißreflex‘ ausgelöst: Als es im ersten Testgespräch heißt: „Die Riester-Rente wurde abgeschafft“ - ärgert diese Falschinformation sogar den Verbraucherschützer.

Im zweiten Testgespräch empfiehlt der Vermittler nach der Analyse der Lebenssituation der Testkundin einen Riester-Vertrag. Und wird dafür gelobt: „Ich find es ganz positiv, dass er hier die Riester-Rente erwähnt - bei einer Mutter von zwei Kindern…“, so Herter.
Bleibt festzuhalten: Die grundsätzliche Ablehnung der Riester-Rente ist zumindest nicht allen Verbraucherschützern ‚eingeimpft‘ worden. Darauf lässt sich ja vielleicht in Zukunft aufbauen.

Doch das ZDF wäre nicht das ZDF, wenn sich die Redaktion nicht auch an Vergütungsmodellen für Versicherungsvermittler stören würde („Auf Provisionen für den Berater habe ich keine Lust…“). Immerhin bleibt sich der Sender in dieser Hinsicht treu und setzt sich vehement für Honorarberatung ein.

Doch wie ist es eigentlich um die Ausgangsfrage bestellt? Woran erkennt man nun guten Rat in Sachen Altersvorsorge? Die Beantwortung dieser Frage überlässt das ZDF wieder Michael Herte von der VZ Schleswig-Holstein. Und dessen Rat ist doch recht übersichtlich: Man sollte Informationen sammeln und zwar am besten bei den Verbraucherzentralen oder bei Finanztest.

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Doch noch etwas fiel auf. Kurz vor dem zweiten Test-Beratungsgespräch heißt es: „…auf der Webseite wirbt das Unternehmen damit, dass alle Berater frei und nicht als Makler einzelner Versicherungen arbeiten. Hört sich doch gut an.“ Nein, ZDF, das hört sich gar nicht gut an. Makler arbeiten nie für Versicherungen. Auch nicht für einzelne.
Dass den ZDF-Redakteuren die unterschiedlichen Status von Versicherungsvermittlern egal sind, unterscheidet sie womöglich nicht vom Gros der Bevölkerung in Deutschland. Aber ihr Bildungsauftrag schon. Und dieser Auftrag wird verfehlt (nicht zum ersten Mal). Nur: Auftragnehmer, die ihren Auftrag regelmäßig verfehlen und keinerlei Interesse daran zeigen, das zukünftig zu ändern, tauscht man aus. Das wiederum ist bei den beitragsfinanzierten Auftragnehmern nicht einfach so möglich. Schade eigentlich - die Versicherungsbote-Redaktion stünde jedenfalls bereit.

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