Die Lufthansa will sich von ihrem hauseigenen Versicherer Delvag und dem Luftfahrt-Versicherungsmakler Albatros trennen. Das berichten die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ und die „Süddeutsche Zeitung“ unabhängig voneinander. Demnach habe die Fluggesellschaft Berater mit dem Verkauf betraut, unter anderem Deloitte. Eine Stellungnahme habe das Unternehmen abgelehnt.

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Der Schritt würde der Logik folgen, wonach Konzernchef Carsten Spohr die Lufthansa stärker auf ihr Kerngeschäft ausrichten will. Beteiligungen, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Fluggeschäft stehen, sollen demnach abgestoßen werden. Unter anderem hat sich die Lufthansa bereits von ihrer Cateringsparte LSG und dem Reisekostenabwickler AirPlus getrennt.

Der Spezialmakler Albatros hat sich auf das Versicherungsgeschäft mit Belegschaften spezialisiert: Man bietet Unternehmen und deren Mitarbeitern unter anderem Altersvorsorge-, Berufsunfähigkeits- und private Krankenversicherungen an. Zu den betreuten Unternehmen zählen unter anderem die DHL Group, Fraport oder der Chemie- und Pharmariese Merck. Und natürlich die Lufthansa selbst, unter anderem mit Spezialpolicen für Piloten und Stewardessen.

Die Delvag wiederum ist in der Luftfahrt-, Transport- und Rückversicherung tätig und erzielt jährliche Prämieneinnahmen von rund 80 Millionen Euro. Sich von diesem Anbieter zu trennen, könnte sich für die Lufthansa als riskantes Unterfangen erweisen. Durch die Auswirkungen der Corona-Krise und des Ukraine-Krieges explodieren die Prämien vor allem in der Industrieversicherung, auch die zunehmenden Schäden durch Naturgefahren verteuern den Schutz. Und die Versicherer verfolgen zunehmend eine harte Zeichnungspolitik, so dass bestimmte Risiken nur noch sehr teuer, mit sehr hohen Selbstbehalten oder gar nicht mehr zu zeichnen sind. Im Zweifel muss sich die Lufthansa folglich teuer einkaufen, was sie auch im eigenen Konzern billiger haben könnte. Zuletzt verfolgte die Delvag vermehrt die Strategie, das Geschäft mit externen Unternehmen zu beschneiden und sich auf Risiken innerhalb der Lufthansa-Gruppe zu konzentrieren.

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Die „Süddeutsche Zeitung“ verweist darauf, dass bei vielen Unternehmen aufgrund des verhärteten Marktes der Trend eher in die entgegengesetzte Richtung geht. Sie gründen eigene Versicherer, sogenannte Captives, um den steigenden Prämien und vermehrten Ausschlüssen der Industrie- und Gewerbeversicherer begegnen zu können. Teure Luftfahrt-Risiken werden hingegen oft von Konsortien bzw. Pools versichert: von Zusammenschlüssen mehrerer Erst- und Rückversicherer, da die Schäden hier schnell einen dreistelligen Millionenbetrag sprengen oder gar in die Milliarden gehen können.

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