Mehr als die Hälfte der deutschen Versicherer (52 Prozent) konnte 2022 alle Ausbildungsplätze und dualen Studienplätze nicht vollständig besetzen. Damit hat sich der Wert gegenüber dem Vorjahr jedoch sogar deutlich verbessert, denn im Jahr 2021 sagten noch 64 Prozent der Unternehmen, dass dies nicht gelang. Dies ist Ergebnis der Ausbildungsumfrage 2023, die das Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband der Deutschen Versicherer (AGV) durchgeführt hat. Die 65 antwortenden Versicherer decken rund 89 Prozent der Beschäftigten im Innen- und angestellten Außendienst der deutschen Versicherer ab.

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Ungeeignete Bewerber, regional schlechte Situation

Als häufigsten Grund für unbesetzte Stellen nannten die Betriebe die mangelnde Eignung der Bewerberinnen und Bewerber, berichtet das Berufsbildungswerk in einer Pressemitteilung. 50 Prozent der Betroffenen antworteten mit „trifft sehr zu“, 39 Prozent mit „trifft eher zu“. Aber auch die regional schlechte Bewerberlage ist ein häufig genannter Grund, warum Stellen nicht besetzt werden können: Hier antworteten 25 Prozent der Versicherer mit „trifft sehr zu“ und 50 Prozent mit „trifft eher zu“.

Ein weiterer häufig genannter Grund für unbesetzte Stellen ist die unzureichende Qualität der Bewerbungsunterlagen. Hier sagen 32 Prozent der Versicherer „trifft sehr zu“ und 43 Prozent „trifft eher zu“. Dass auch die Besetzung des Außendienstes den Versicherern Probleme bereitet, zeigen die Antworten zu diesem Thema: Insgesamt 64 Prozent der Versicherer nennen dies als Grund für unbesetzte Stellen (36 Prozent „trifft sehr zu“ und 28 Prozent „trifft eher zu“). Die „kurzfristige Vertragsauflösung durch die vorgesehene Person“ war für 54 Prozent der Versicherer ein Grund für unbesetzte Stellen (29 Prozent „trifft sehr zu“, 25 Prozent „trifft eher zu“). Dies waren die am häufigsten genannten Gründe.

Ausbildungsumfrage der Versicherungswirtschaft 2022 / AGV BWV

Zudem zeigt sich, dass weniger Nachwuchskräfte direkt beim Versicherer selbst ausgebildet werden. Waren im Jahr 2018 noch 70 Prozent der Ausbildungsplätze im Versicherungsunternehmen selbst angesiedelt, so traf dies 2022 nur noch auf 58 Prozent zu. Stattdessen gewinnt die vom Unternehmen finanzierte Ausbildung in Betriebseinheiten mit 24 Prozent der Ausbildungsplätze an Bedeutung (2018: 16 Prozent). Ebenfalls angestiegen ist die Zahl jener, die sich für einen dualen Studiengang entscheiden (2018: 13 Prozent, 2022: 18 Prozent).

Wenige Abbrecher, viele Azubis und Studenten werden unbefristet übernommen

Wenn sich die Azubis einmal dafür entscheiden, eine Ausbildung beim Versicherer zu beginnen und zu beenden, sind sie fast immer erfolgreich. Bei den Ausgebildeten bestanden erneut 99 Prozent die IHK-Abschlussprüfung. Die Versicherer haben ein großes Interesse daran, diese Top-Fachkräfte zu halten: Im Vergleich zum Vorjahr wurden mehr übernommen (76 Prozent) und auch mehr unbefristet weiterbeschäftigt (67 Prozent).

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Und aus Sicht der Branche gibt es weitere gute Nachrichten. So ist die Zahl der Abbrecher gering. Nur acht Prozent aller Azubis und dualen Studenten bei den Versicherern treten ihre Stelle nicht an oder brechen vorzeitig ab.

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