Wir haben das große Glück, dass wir in unserem Produkt mit der Gothaer sowohl die Schäden an der Reitbeteiligung als auch die Schäden durch die Reitbeteiligung versichert haben. Wenn die Krankenkassen mit ihren Regressansprüchen auf die Pferdehalter zugehen, können wir helfen.

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Darüber hinaus können wir in unseren Konzepten eine grundsätzliche Haftungsfrage lösen, die für viele Reitbeteiligungen eine große Bürde bedeutet hat. Ich versuche mal, das Problem zu übersetzen. Im Konstrukt von Reitbeteiligung und Pferdehalter haben wir immer ein Haftungsproblem: Der Pferdehalter ist der Eigentümer des Pferdes und der Tierhüter ist die Reitbeteiligung. Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass eine gute Reitbeteiligung eine fachliche Hilfe und Unterstützung ist, und dass sie, wenn man Glück hat, das eigene Pferd genauso liebt wie man selbst. Dass inzwischen ein ganz normales Warmblut 10.000 Euro im Einkauf kostet, das ist so. Was macht man nun, wenn die Reitbeteiligung mit dem Pferd ausreitet und das Pferd durch einen Sturz so schwer verunglückt, dass es eingeschläfert oder für einen fünfstelligen Betrag operiert werden muss?

In den Gesprächen mit einer Reitbeteiligung geht es eher immer darum, ob diese überhaupt noch 50 Euro Kostenbeteiligung im Monat zahlen kann. Wie soll diese sich an einer 10.000-Euro-Klinikrechnung beteiligen, oder aber, wenn das Pferd verstirbt, zu einer Neuanschaffung beitragen? Auch eine Beratung zu diesem Kostenrisiko ist wichtig, aber es bedarf auch immer Menschen, die zuhören! Ich bin froh, dass wir diese Haftungslücke schließen konnten.

Für welche Zielgruppen eignen sich Pferde-Lebensversicherungen und welche Rolle spielt das für Ihr Geschäft?

Die Pferde-Lebensversicherung eignet sich gleichermaßen für private Pferdehalter, die freizeitmäßig dem Reitsport nachgehen als auch für Pferdehalter im Leistungs- und Spitzensport. Wir haben in unserem Kundenbestand beide Zielgruppen versichert. Das Grundprinzip ist ebenso in beiden Zielgruppen identisch: verstirbt das versicherte Pferd, so kann mit der Auszahlung der entsprechend gewählten Versicherungssumme ein neues Pferd angeschafft werden. Hierzu muss die Versicherungssumme aber auch dem Wert des Pferdes entsprechen, sonst reicht die Auszahlung nicht für eine Neuanschaffung.

In der konkreten Bedarfsermittlung zum passenden Versicherungsschutz ergeben sich in der Praxis zwei Ansätze.

Der private Pferdehalter, der eine durchschnittliche Versicherungssumme von 5.000 Euro für den Todesfalls eines Pferdes festlegt, nutzt dieses Geld in der Regel dafür, um die letzte Tierarzt-Rechnung, den Abtransport und auch das Krematorium für das Pferd zu bezahlen.

Im Leistungssport oder generell bei Pferden über einem Wert von 50.000 Euro wird die Versicherungssumme oftmals dafür eingeplant, im Todesfall ein neues Pferd anschaffen zu können oder im Fall der dauernden Unbrauchbarkeit des versicherten Pferdes ein neues Pferd kaufen zu können. Dies ist vor allem in der Zucht von Bedeutung oder wenn ein Pferd aus dem Springsport durch eine Beinverletzung nicht mehr springen darf. Durch die ausgezahlte Versicherungssumme kann parallel ein neues Pferd angeschafft werden.

Wie steht es um die Transportkosten, wenn ein Pferd erkrankt ist und operiert werden muss? Solche Eingriffe können ja sicher nicht in jeder Tierklinik durchgeführt werden. Werden Krankentransportkosten auch ersetzt?

Es ist genau so, dass Pferde oftmals in der Tierklinik operiert werden. Kleine Operationen können auch im Stall stattfinden, das ist allerdings nicht die Regel. Problematisch wird es meist dann, wenn eine Notoperation unerwartet und zeitnah erfolgen muss. Hier beginnt die Problematik bereits an dem Punkt, dass nicht jeder private Pferdehalter einen eigenen Pferdeanhänger besitzt. Kleinere Gemeinschaften privater Pferdehalter haben des Öfteren einen gemeinsamen Anhänger, der vor Ort am Stall steht und in Notsituationen genutzt werden kann. Kann das Pferd noch mit einem Hänger selbst in die Klinik gefahren werden, so sind die Transportkosten überschaubar.

Manchmal ist es so, dass Pferde aber nicht mehr selbst in die Klinik transportiert werden können, weil sie beispielsweise nicht mehr stehen können. Es gibt in Deutschland Fuhrbetriebe, die sich auf den Transport von Pferden spezialisiert haben, die nicht mehr stehen können – beispielsweise durch eine starke Hufrehe, eine Beinverletzung. Diese Spezialtransporte im Kran sind natürlich kostenintensiv. Die Transportkosten werden nicht ersetzt. Ich persönlich empfinde dies allerdings auch nicht als bedeutend, da alle begleitenden Kosten deutlich höher sind als die des Transportes.

Wer beispielsweise ein Pferd mit einer Beinverletzung zur Tierklinik bringen muss, was nicht mehr stehen kann und daher hängend transportiert werden muss, der wird von den Klinikkosten finanziell mehr aus der Bahn geworfen werden als durch die Transportkosten. Durch die neue Gebührenordnung der Tierärzte erleben wir derzeit eine dramatische Situation im Bereich der privaten Tierhalter. Oftmals sind die finanziellen Mittel schon knapp kalkuliert. Nun haben sich in Teilen die reinen Vorsorgekosten verdreifacht. Die Gabe der Tetanusimpfung, die für die Teilnahme an Turnieren einmal im Jahr verpflichtend ist, kostet nun um die 150 Euro statt vormals 50. Die Vorsorge und Absicherung von Tierarztkosten im Rahmen einer Tierkrankenversicherung ist folglich elementar wichtig. Hat man diese Vorsorge getroffen, kann man auch die Transportkosten am Ende noch stemmen. Hat man keine Vorsorge getroffen, so muss der Tierhalter im Moment wirklich entscheiden, ob er mit dem Pferd überhaupt noch in die Klinik fahren kann. Das ist eine emotional furchtbare Situation.

Sie arbeiten im Exklusiv-Vertrieb für die Gothaer. Welchen Vorteil bietet das für Ihre Kunden?

Unsere Agentur ist seit 1990 erfolgreich für die Gothaer und den Kooperationspartner Uelzener tätig. Das hat den großen Vorteil, dass wir im Hause der Gothaer wahrgenommen werden und uns inzwischen als Spezialist im Bereich der Tierversicherungen einen Namen gemacht haben. Wenn wir in der Agentur einen Bedarf erkennen, dann gibt es im Hause Gothaer immer Menschen, die sich mit mir an einen Tisch setzen und an einer bedarfsgerechten Versicherungslösung arbeiten. Aus genau diesen Gesprächen ist beispielsweise unser Reiterhof-Konzept entstanden, was wirklich einzigartig auf dem Markt ist.

Welche Vorteile hat das also für die Kunden? Wir sind nicht bei zehn Gesellschaften irgendeine Nummer, wir sind für die Gothaer ein sehr verlässlicher, erfolgreicher Partner und können somit Dinge möglich machen, die am Ende unseren Kunden im Versicherungsumfang und auch im Preisgefüge einen Vorteil bieten.

In jüngerer Vergangenheit drängen immer mehr Anbieter – auch ausländische „Big Player“ – auf den deutschen Tierversicherungsmarkt. Wie verändert das Ihr Geschäft?

Generell schaue ich immer sehr wachsam, aber positiv in die Zukunft. Bisher haben mich die ganzen Big Player noch nicht unruhig gemacht. Wie bereits erwähnt, wird der Vertrieb einfacher privater Absicherungen immer schwieriger. Hier ist der Wettbewerb und die Kostenquote sehr hoch, jedoch sind wir mit unserer Spezialisierung sehr oft die besseren Ansprechpartner als die Big Player, inländisch wie ausländisch, die einfach mehr Google-Budget verwalten.

Mit hohem Budgeteinsatz eine 08/15-Unfallversicherung anzupreisen ist keine Kunst. Allerdings einen Reiter wirklich bedarfsgerecht zu beraten und zu versichern, das ist die Kunst, die ich beherrsche. Und ich setze nach wie vor darauf, dass sich Qualität durchsetzen wird. Ich kenne meinen Wert in der Beratung und vor allem auch in der Schadensbegleitung.

Was an dieser Stelle überheblich klingen mag, projiziere ich jedoch auf jegliche Art der Spezialisierung. Ich selbst maße mir auch nicht an, der perfekte Ansprechpartner für einen Oldtimerliebhaber oder einen Jäger zu sein. Auch hier verweise ich sehr gern an Spezialisten aus dem Kollegenkreis und lege den Kunden nahe, mit einem Partner zu sprechen, der die Sprache auch versteht.

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Die Fragen stellte Michael Fiedler; der Text erschien zuerst im kostenfreien Versicherungsbote Fachmagazin 01/2023.

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