Bereits seit Jahren bastelt der Autohersteller Tesla an eigenen Kfz-Versicherungen und bietet diese regional auch an, aktuell in fünf US-Bundesstaaten. Motiv hierfür ist nicht nur, dass der Autobauer die Prämie in Echtzeit berechnen kann, ohne auf klassische Tarifmerkmale der Kfz-Versicherung zurückgreifen zu müssen. Auch die hohen Tarife für Tesla-Fahrer hat Firmenchef Elon Musk wiederholt als Grund genannt, weshalb der Tech-Konzern selbst Versicherungsschutz anbieten will.

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Unfälle schnell als Totalschaden abgerechnet

Warum die Inhaber eines Tesla teils mehr zahlen müssen, zeigt nun eine Auswertung des Nachrichtendienstes Reuters. Die Journalisten haben die Webseite Copart ausgewertet, wo auch Versicherer verunfallte Fahrzeuge versteigern. Das Ergebnis: viele Teslas werden als Totalschaden eingestuft, obwohl sie keine großen Schäden aufweisen. Konkret wurden 120 SUV des Models Y angeschaut.

Der Neupreis der Fahrzeuge beträgt zwischen 60.000 und 80.000 US-Dollar. Doch einige Versicherer wie State Farm und Geico würden mit Reparaturkosten von bis zu 50.000 US-Dollar kalkulieren, selbst wenn die Fahrzeuge nahezu neuwertig waren und nur wenige Kilometer gefahren sind.

Warum die Autos entsprechend abgeschrieben werden, gehe aus den Daten nicht hervor. Aber die Journalisten vermuten die Batterie als Ursache. Diese ist fest in das Fahrzeug integriert. Kommt es zu einem Unfall, ist oft nicht klar, ob und in welchem Umfang die Speicher-Kapazität der Batterie gelitten hat. Zudem sei das Brandrisiko bei beschädigter Batterie größer. Die Konsequenz: Lieber wird ein neues Auto bezahlt statt das alte zu reparieren.

Tesla-Chef Elon Musk reagierte verärgert auf die Erkenntnisse, berichtet Reuters weiter. Während einer Telefonkonferenz am letzten Mittwoch, bei dem die Geschäfts-Ergebnisse des vierten Quartals vorgestellt wurden, sagte er, die Versicherungsprämien von Drittanbietern seien „in einigen Fällen unangemessen hoch“. Tesla wolle Druck auf diese Versicherer ausüben, indem man eigene Policen mit günstigeren Tarifen anbiete.

Änderungen am Fahrzeugdesign sollen Kosten minimieren

Dennoch sehe auch Musk die Notwendigkeit, Reparaturkosten bei den Autos zu senken. Der 51jährige kündigte an, “dass wir die Kosten für die Reparatur eines Tesla bei einer Kollision minimieren wollen“, zitiert ihn Reuters. Und weiter: "Es ist bemerkenswert, wie kleine Änderungen am Design des Stoßfängers (und) die Bereitstellung von Ersatzteilen, die für die Reparatur eines Unfalls benötigt werden, enorme Auswirkungen auf die Reparaturkosten haben. Die meisten Unfälle sind eigentlich klein - ein gebrochener Kotflügel oder eine zerkratzte Seite des Autos“, so Musk.

Denn nicht nur die Batterie treibt die Kosten - auch weitere Fahrzeugteile. Teslas sind mit Technik ausgestattet, die es erlaubt, die Umgebung des Fahrzeuges permanent zu erfassen und zu interpretieren: Sensoren, Kameras etc. Diese Hightech wird zum Beispiel für den Autopiloten und für Navigationshilfen benötigt. Umso teurer werden selbst kleinere Schäden am Auto, da entsprechende Teile oft selbst bei kleineren Schrammen mit ersetzt werden müssen.

Technischer Fortschritt verteuert Reparaturen

Der kalifornische Autobauer ist mit diesem Problem nicht allein. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) klagt seit vielen Jahren über explodierende Kosten für Autoersatzteile, die auch Reparaturen verteuern. Der GDV macht hierfür zwar auch das Monopol der Autohersteller in Europa verantwortlich - preiswerte Wettbewerber dürfen zumindest für sichtbare Autoersatzteile derzeit nicht in Konkurrenz treten. Möglich macht dies unter anderem die Designschutzrichtlinie 98/71/EG, wonach die Erscheinungsform eines ganzen Erzeugnisses oder eines Teils davon geschützt werden können. Aber auch der technische Fortschritt bei Autos treibt die Kosten.

Der GDV berichtet: „Die Kosten für Pkw-Ersatzteile steigen rasant und unabhängig von der allgemeinen Preisentwicklung: Während der Verbraucherpreis-Index seit Januar 2013 um 22 Prozent nach oben ging, erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise durchschnittlich um mehr als 55 Prozent. Kofferraumklappen wurden seit 2013 fast 73 Prozent, Rückleuchten sogar 79 Prozent teurer" (Stand Oktober 2022).

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Bereits eine Studie des Allianz Zentrum für Technik (AZT) kam 2021 zu dem Ergebnis, dass Reparaturen nach Unfällen bei E-Autos teurer sein können. Das liege auch an den Batterien. Wird der Airbag ausgelöst, so muss die Batterie zwingend entsorgt werden, so schreiben das die Hersteller vor. Das bedeutet: Totalschaden. Auch könne ein vom Marder angebissenes Hochvolt-Kabel heute nicht repariert werden. Ein neuer Kabelsatz koste aber rund 7.000 Euro, berichten die Experten. Einige Hersteller würden jedoch auch Schutz-Ummantelungen verwenden, die getauscht werden könnten. Kostenersparnis: 97 Prozent. Zudem könne ein Stromer nur in Werkstätten repariert werden, die eine Qualifikation für „eigensichere HV-Fahrzeuge“ ausweise. Auch das aufgrund des Brandrisikos.

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