Obwohl der Rundfunkbeitrag erhöht wurde und eine Rekord-Bilanzsumme von 1,2 Milliarden Euro erzielt, schrieb der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) auch im Jahr 2021 rote Zahlen. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht der Rundfunkanstalt hervor. Demnach hat der Sender das Jahr mit einem Defizit von 39 Millionen Euro abgeschlossen. Das berichten übereinstimmend mehrere Medien, unter anderem die „Mitteldeutsche Zeitung“ und die „BILD“.

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Ein Grund für das Defizit: hohe Pensionsansprüche

Ein Grund für das erneute Minus sind die hohen Pensionsansprüche der Mitarbeiter. Da diese vertraglich zugesichert sind, müssen sie durch Rückstellungen abgesichert werden. Für die Rücklagen fielen Mehrausgaben von 26 Millionen Euro an, wobei sich das gesamte Defizit des MDR auf 39 Millionen Euro summierte. Brisant: allein 15,4 Millionen Euro mussten für das neunköpfige Führungsgremium des MDR zurückgelegt werden.

Insgesamt hatte der MDR zum Jahresende 2021 rund 603,07 Millionen Euro an Rückstellungen für Pensionen angespart. Der Fehlbetrag ergibt sich unter anderem daraus, dass auch die Kosten für Pensionen unter den dauerhaft niedrigen Zinsen der letzten Jahre leiden. Die Pensionsrückstellungen wurden nicht mehr mit einem Zins von 2,30 Prozent wie im Vorjahr bewertet, sondern nur noch mit 1,87 Prozent. Der Referenzzins hierfür orientiert sich am Zehn-Jahres-Durchschnittszinssatz lang laufender Anleihen.

Darüber hinaus mussten auch höhere Prämien an die Pensionskasse der ARD Rundfunkanstalten gezahlt werden: die Baden-Badener Pensionskasse VVAG. Das führte zu einer Zunahme der sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 5,8 Millionen Euro auf 124,6 Millionen Euro. Hintergrund ist auch hier die Rechnungszinsabsenkung von 2,75 Prozent auf 2,25 Prozent für Zusagen aus Tarifverträgen.

Allein für die Intendantin Carola Wille hat der MDR im letzten Jahr 4,6 Millionen Euro Pensionsrückstellungen zurückgelegt. Im Ruhestand hat sie Anrecht auf eine Pension von 75 Prozent ihres letzten Grundgehaltes, was einer Betriebsrente von rund 18.000 Euro monatlich entspricht. 2021 erhielt sie ein Jahresgehalt von rund 310.500 Euro. Für Landesfunkhauschef Sandro Viroli mussten 3,0 Millionen Euro zurückgestellt werden und für Betriebsdirektor Ulrich Liebenow 1,5 Millionen Euro.

Hohe Pensionsansprüche in der Kritik

Die hohen Pensionen von Rundfunk- und Verwaltungsräten sorgen wiederholt für Kritik. „Diese Pensionsansprüche sind unverhältnismäßig und nicht vermittelbar“, zitiert die BILD Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Er warnt, dass die Öffentlich-Rechtlichen durch derartige Ansprüche auch die Akzeptanz der Bevölkerung verlieren.

Laut BILD hat der MDR bereits reagiert und die Altersversorgung im Frühjahr 2022 neu geregelt. Die Ansprüche leitender Angestellter sollen künftig beitragsorientiert angespart werden, sodass neue Mitglieder der Geschäftsleitung weniger erhalten.

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Höheres Defizit in 2022 erwartet

Auch für das Jahr 2022 prognostiziert der MDR ein Defizit. Hierzu heißt es im Geschäftsbericht: „Für die Wirtschaftsplanung 2022 (ohne KiKA) werden auf Basis einer Beitragshöhe von monatlich EUR 18,36 Gesamterträge von EUR 707,8 Mio. und Aufwendungen von insgesamt EUR 775,0 Mio. erwartet, woraus sich ein Defizit von EUR 67,2 Mio. errechnet. Nach Bildung des Verlustvortrags (EUR 25,8 Mio.) zur Neutralisierung der zinsbedingten Mehraufwendungen der Altersversorgung verbleibt ein Ergebnis im Erfolgsplan von minus EUR 41,4 Mio., das über die Verwendung von Rücklagen gedeckt wird“.

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