Hintergrund: Abschlusskostenquoten geben Abschlussaufwendungen in Prozent der verdienten Bruttobeiträge an – und zeigen demnach, wie hoch die Ausgaben für Vertragsabschlüsse in Relation zu den Beitragseinnahmen sind. Jedoch bringen hohe Abschlusskosten die Branche immer wieder in Verruf: sie stehen im Verdacht, Provisionsexzesse, überteuerte Produkte und Fehlberatung zu verursachen.

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Freilich hat das Zweite Merkel-Kabinett schon 2011 den Provisionsexzessen einen Riegel vorgeschoben – Paragraf 50 Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) definiert, dass Abschlussprovisionen in der Vollversicherung maximal 3 Prozent der Bruttobeitragssumme des Neuzugangs betragen dürfen. Dennoch streben die Quoten der Versicherer stark auseinander – die beste liegt bei 0,94 Prozent (für die Landeskrankenhilfe), die schlechteste bei einem Unternehmen im Vollversicherungen-Geschäft bei 17,78 Prozent (für die Arag – die noch schlechtere Quote der Ergo begründet sich durch Konzentration auf das Geschäft mit Zusatzversicherungen).

Krankheitskostenvollversicherung: Der mühsame Absatz

Wenn nun aber stark divergierende Quoten nicht durch Provisionen verschuldet sind, wie erklären sie sich dann? Fakt ist, dass insbesondere in der Krankheitskostenvollversicherung ein hoher Aufwand betrieben werden muss, um überhaupt neue Kunden zu gewinnen. Die Branche verlor zwischen 2017 und 2021 insgesamt 36.624 Krankheitskostenvollversicherungen, zwischen 2011 und 2021 sogar 260.000 Krankheitskostenvollversicherungen. Die Branche tritt bei Neukunden in der Krankheitskostenvollversicherung seit einer Dekade auf der Stelle.

Experten wie Professor Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund vertreten sogar die These: Nennenswerter Wachstum ließe sich in der privaten Krankenversicherung nur noch erzielen, indem man der Konkurrenz Bestandskunden wegnimmt (Versicherungsbote berichtete). Folglich könnte man die These aufstellen: Nicht nur fürs Gewinnen neuer PKV-Kunden ist viel Vertriebs- und Werbeaufwand nötig, sondern auch für den Umdeckungskampf.

Abschlussaufwendungen nicht nur unter Kostenaspekten sehen

Abschlussaufwendungen sollten also nicht nur unter Kostenaspekten betrachtet werden, wie auch Reinhard Klages als Autor des MAP-Report anmerkt – eine Investition in neue Kunden stellt immerhin auch eine Investition in die Zukunft des Unternehmens dar. Beachtet werden muss auch, dass insbesondere im Geschäft mit Zusatzversicherungen andere Vertriebsbedingungen herrschen. Gerade Anbieter mit einem Schwerpunkt bei Zusatzversicherungen weisen oft schlechtere Quoten vor, weil hier geringere Einnahmen einem erhöhten Vertriebsaufwand gegenüberstehen.

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Alle Zahlen sind dem aktuellen MAP-Report mit der Nummer 925 entnommen – dem aktuellen Bilanzrating der PKV-Versicherer für den Zeitraum 2017 bis 2021. Der Report kann – ebenso wie weitere Ausgaben des Traditionsratings – kostenpflichtig auf der Webseite des Analysehauses erworben werden.