„Die Fragen nach den Grenzen der Versicherbarkeit und nach der Bezahlbarkeit von Versicherungsschutz werden in den nächsten Jahren an Dringlichkeit gewinnen. Dies erfordert ein Niveau an Kreativität und Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern, mit Kunden, Partnern und Regierungen, das über das bisherige Maß hinausgeht“, so Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz, anlässlich der Vorstellung des ‚Global Insurance Reports 2022‘ der Münchener.

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Was diese Sätze konkret für die Allianz und ihre Kunden bedeuten könnten, wird in einem aktuellen Beitrag in der Süddeutschen Zeitung deutlich. Autor Herbert Fromme schreibt darin von einer ‚Rasenmäheraktion‘ im Gewerbe-Bestand des Versicherers. Gemeint ist eine Bestandssanierung, von der Betriebe mit einem Umsatz bis zu 500 Millionen Euro im Jahr betroffen sein sollen. Vor allem aus solchen Branchen, die einem hohen Feuerrisiko ausgesetzt sind. Genannt werden Entsorgungsunternehmen, Kunststoffwerke und die Holzindustrie.

Aus letzterer wird im Artikel ein Beispiel genannt: Statt einer jährlichen Versicherungsprämie von 15.000 Euro will die Allianz nun 40.000 Euro - ohne das in den letzten Jahren Schäden vorgekommen seien. Ein nicht weiter benannter Makler wird im Beitrag mit der Aussage zitiert, dass sich Beiträge in Einzelfällen um bis zu 400 Prozent erhöhen würden. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sollen insgesamt etwa 2.000 Versicherungsverträge „zur Disposition“ bei Allianz stehen. Im Schnitt betrage die Prämienerhöhung etwa 20 Prozent.

Gegenüber der Süddeutschen Zeitung bezieht auch der Versicherer Stellung und verweist darauf, dass deutsche Versicherer im Sachgeschäft mit Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft einen Verlust von über fünf Milliarden Euro eingefahren hätten. Großschäden hätten sich allein durch die Inflation stark verteuert. „Darum heben wir derzeit in einigen Segmenten die Preise bei Firmen mit hohem Schadenpotenzial so weit an, dass diese den steigenden Schadenbedarf decken“, zitiert die Zeitung eine Allianz-Sprecherin.

Laut Süddeutscher würden sich Kunden und Makler besonders über das „rabiate Vorgehen gegen alle Firmen in einem Segment, das die Allianz für gefährlich hält“, ärgern. Wie lange das Versicherungsverhältnis bereits besteht und ob viele Schäden auftraten, spiele bei der Bestandssanierung keine Rolle, heißt es im Artikel der SZ weiter.

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Ob Ludovic Subran, der eingangs zitierte Chefvolkswirt der Allianz, dieses Vorgehen meinte, als er von einem neuen Niveau an Kreativität und Zusammenarbeit sprach, darf allerdings bezweifelt werden.

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