Die Berliner Wefox zählen zu den deutschen Hoffnungsträgern unter den Insurtechs. Während viele ehemalige Mitkonkurrenten unter den Start-ups zu kämpfen haben oder die Erwartungen nicht erfüllen, konnten die Hauptstädter im Juni 2021 in einer Finanzierungsrunde 650 Millionen US-Dollar einsammeln. Mit drei Milliarden Dollar (2,74 Milliarden Euro) wurde das Unternehmen bewertet. Wefox ist eines der wenigen Einhörner auf dem deutschen Versicherungsmarkt: Start-ups, die mehr als eine Milliarde Dollar wert sind, weil sich ihr Geschäftsmodell teils schon bewährt hat.

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Doch mit dem Börsengang wird es zeitnah nichts. Wie das „Handelsblatt“ am Freitag berichtet, führten der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Konjunkturdelle dazu, dass der Gang auf das Handelsparkett vorerst verschoben wurde: auch wenn das eigene Geschäftsfeld von Wefox nicht von der Krise betroffen sei. „Wenn der Preis stimmt, würden wir nochmals Geld in einer privaten Finanzierungsrunde aufnehmen“, sagt stattdessen Firmenchef Julian Teicke. Die Chancen hierfür stehen gut: Das „Handelsblatt“ beruft sich auf Branchenkenner, wonach sich der Wert der Berliner verdoppelt haben könnte. Und das, obwohl Tech-Aktien derzeit an der Börse schwächeln.

…“einer der dominanten Versicherungsplayer weltweit“

Bescheiden sind die Pläne der Berliner nicht. Man wolle in Übersee expandieren und "einer der dominanten Versicherungsplayer weltweit“ werden, hatte Wefox-CEO Teicke nach der letzten Finanzierungsrunde ausgegeben. Tatsächlich war das internationale Interesse groß: zu den Geldgebern zählte neben dem Risikokapitalgeber VC Target Global unter anderem auch LGT aus Liechtenstein, Mubadala Ventures aus Abu Dhabi oder Sound Ventures von US-Hollywood-Schauspieler Ashton Kutcher. Doch schon die Coronakrise hatte das Start-up vorerst ausgebremst und es verschob die bereits angekündigten Markteintritte in Großbritannien, Asien und den USA.

Doch Wefox macht mit seiner Unternehmensstrategie auch vieles richtig. Anders als Wettbewerber, die allein auf das Direkversicherungsgeschäft setzen, positionierte sich das Unternehmen von Beginn an mehrgleisig: unter anderem bietet man Versicherungen und Vermittlern verschiedene Anwendungen an, etwa mit WefoxGo eine Plattform für Videoberatungen. Oder die Plattform „Koble“, die Versicherungsträger und digitale Vertriebskanäle miteinander vernetzt. Im vergangenen Jahr habe man einen Umsatz von 310 Millionen Euro erzielt, berichtet Teicke dem „Handelsblatt“: für das laufende Geschäftsjahr strebe man 700 Millionen Euro an.

Kooperation mit Maklern

Eine weitere Besonderheit: Wefox kooperiert mit Versicherungsmaklern. 5000 Partner seien es in Europa mittlerweile: wovon sich 700 exklusiv an Wefox gebunden hätten. Das erlaubt zumindest die Frage, ob und unter welchen Umständen sich Makler einem Unternehmen wie Wefox als „Exklusivmakler“ verpflichten können. Sie stehen als treuhändiger Sachverwalter im Lager des Kunden.

Laut „Handelsblatt“ stamme ein Großteil des Unternehmens-Umsatzes aus Provisionserlösen: auf den eigenen Versicherer „Wefox Insurance“ würde nur ein Prämienvolumen von 40 Millionen Euro entfallen. Doch man suche bereits nach neuen Einnahmequellen: so arbeite man u.a. an einem Kernsystem, um Versicherungsprodukte in Echtzeit zu bauen: und dieses auch anderen Versicherern zur Verfügung zu stellen.

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