Michael Diekmann prägte bei der Allianz eine Ära: Von 2003 bis zum Mai 2015 war er Konzernchef bei den Münchenern und führte ihn zu heutiger Größe, unter anderem durch zahlreiche Zukäufe im Ausland und einen harten Digitalisierungs-Kurs. Der frühere Firmenpatriarch ist seit 2017 Chef des Aufsichtsrats. Und das will er auch gern bleiben. Wie aktuell das Manager Magazin berichtet, wird sich Diekmann am 4. Mai für vier weitere Jahre zur Wiederwahl stellen. Das gehe aus der Einladung zur Hauptversammlung hervor, die im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde.

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Statuten sehen Höchstalter 70 Jahre vor

Die Sache hat einen Haken: Die Allianz hat in den Statuten eine interne Altersgrenze von 70 Jahren für Aufsichtsräte definiert, wie das Blatt weiter berichtet. Und die würde Diekmann deutlich knacken. Der gebürtige Bielefelder ist aktuell 67 Jahre alt. Wenn seine Amtszeit im Mai enden würde, wäre das eineinhalb Jahre nach seinem 70. Geburtstag.

Entsprechend hatte Diekmann auch ursprünglich kommuniziert, nicht wieder kandidieren zu wollen: Nun macht er eine Kehrtwende. Das bringt die Allianz in Erklärungsnot. Laut Manager Magazin betone ein Sprecher des Unternehmens, dass Diekmann am 23.12.2025 seinen 71. Geburtstag feiere: fünf Monate vor der folgenden Hauptversammlung. Damit bewege sich die Überschreitung des Höchstalters innerhalb einer „Toleranzgrenze“. Auch habe man den langjährigen Firmenchef gebeten, die Neuaufstellung des Aufsichtsrates an dessen Spitze zu leiten. Hinzu komme, dass andere Aufsichtsrats-Mitglieder des Versicherers tatsächlich um den 70. Geburtstag ausscheiden würden, berichtet das Magazin.

Einst mächtiger Firmenpatriarch

Das nährt den Verdacht, dass der langjährige Firmenlenker Diekmann von einem Sonderstatus profitiert. Dazu passt, wie er früher auch den Konzern leitete: Jahrelang war er das unanfechtbare Machtzentrum, setzte sich auch gegen internen Widerstand durch. Zum Beispiel verordnete er 2006 die Streichung tausender Stellen trotz Rekordgewinn, was zu Unruhen im Konzern führte. Doch viele Beobachter stellen ihm heute rückblickend ein gutes Zeugnis aus: auch, weil er als Allianz-Chef die Weichen in Richtung Digitalisierung stellte, wovon sein Nachfolger Oliver Bäte profitierte.

Oliver Bäte verfolgt den Weg, den Diekmann in seinen letzten Jahren als Konzernchef eingeleitet hatte: mehr digitale Prozesse, einfachere Produkte und eine Vereinheitlichung der Prozesse bei den internationalen Konzerntöchtern. Dabei gab ihm Diekmann aber auch Probleme mit auf den Weg: Die einflussreiche Deutschland-Tochter wuchs unter dem Juristen zu einem mächtigen Apparat mit doppelten Strukturen und vielfachen Entscheidungsträgern: entsprechend umständlich und langsam agierte sie. Bäte integrierte die Allianz Deutschland in die Konzerngruppe und löste sie auf. Die US-Tochter Pimco, einer der weltweit größten Vermögensverwalter, kriselte und verzeichnete Milliarden Dollar Abflüsse, als Bäte von Diekmann übernahm: mittlerweile hat sie sich stabilisiert.

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Diekmann gilt auch als Aufsichtsratschef als bedingungsloser Unterstützer von Oliver Bätes Reformkurs. Der Vorsitz des Allianz-Aufsichtsrates ist nicht das einzige Mandat, das Diekmann derzeit inne hat. Zusätzlich sitzt er in den Aufsichtsräten bei Fresenius und Siemens.

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