Hintergrund: Glaubt man verdienten Bruttobeiträgen, verlief das Jahr 2020 gut für die Lebensversicherung, und zwar schon zum zweiten Mal. Zur Erinnerung: In 2019 übertrumpfte sich die Branche selbst, da der Rekord bei verdienten Bruttobeiträgen aus dem Jahre 2014 – branchenweit 89,85 Mrd. Euro – mit 98,27 Mr. Euro weit überboten wurde. In 2020 erfolgte dennoch eine leichte Steigerung – auf 98,61 Mrd. Euro. Und dieser Rekordwerte spiegeln sich auch im Schnitt je Versicherer, wie der aktuelle Branchenmonitor Lebensversicherung 2015-2020 der V.E.R.S. Leipzig GmbH zeigt.

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Dies wird anschaulich, wenn man verdiente Durchschnittsprämien für 2019 und 2020 mit den verdienten Prämien in 2015 vergleicht. Denn 2015 verdiente jeder Lebensversicherer noch 1,66 Mrd. Euro im Schnitt. Der Betrag steigerte sich auf 1.89 Mrd. Euro in 2019 und kletterte in 2020 noch einmal um 8,74 Mio. Euro. Zumindest bei Prämieneinnahmen gibt es für Lebensversicherer also keinen Grund zur Klage.

Dennoch: Das Geschäft ist schwer

Dass es für die Lebensversicherer im aktuellen Niedrigzinsumfeld dennoch schwer ist, ist bekannt. Teure Altgarantien, die in besseren Zeiten vertraglich zugesichert wurden, lassen sich nicht mehr erwirtschaften. Zumal bereits das Fünffache des marktweiten bilanziellen Eigenkapitals in die Zinszusatzreserve als obligatorischer gesetzlicher Puffer fließen musste.

Besonders Lebensversicherer, die in den Hochzins-Zeiten der 1980er, 1990er und beginnenden 2000er Jahre große Wachstumserfolge im klassischen kapitalbildenden Garantiegeschäft verzeichnen konnten, ächzen nun unter alten Verpflichtungen und können ausgeglichene Überschüsse kaum noch erwirtschaften.

Zudem hängt die Lebensversicherung noch immer am Tropf der Zinsen: Hohe 83,2 Prozent der Einnahmen legten Lebensversicherer auch 2020 noch in festverzinslichen Anlagen an, weil gesetzliche Vorgaben dies erzwingen (Versicherungsbote berichtete). Zu den Krisensymptomen zählt auch, dass mittlerweile das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag mit 26,85 Mrd. Euro fast 7,5 Mal höher ist als das Neugeschäft gegen laufende Beiträge (hier wurden nur 3,61 Mrd. Euro umgesetzt).

Versicherungsbote stellt Unternehmen mit höchsten vorzeitigen Abgängen vor

In seiner aktuellen Bildstrecke stellt Versicherungsbote die Unternehmen mit den höchsten vorzeitigen Abgängen in 2020 vor. Dies folgt in Berufung auf den aktuellen Branchenmonitor Lebensversicherung der V.E.R.S. Leipzig GmbH, der Folgendes unterscheidet:

  • „Normaler“ Abgang der Hauptversicherungen nach Vertragsanzahl = Abgang durch Tod, Berufsunfähigkeit, etc. sowie Abgang durch Ablauf der Versicherung/ Beitragszahlung der Hauptversicherungen. Die Quote wird in Prozent des gesamten Abgangs der selbst abgeschlossenen Versicherungsverträge während des Geschäftsjahre gemessen.
  • „Vorzeitiger“ Abgang der Hauptversicherungen nach Vertragsanzahl = Abgang durch Rückkauf und Umwandlung in beitragsfreie Versicherungen sowie sonstiger vorzeitiger Abgang der Hauptversicherungen in Prozent des gesamten Abgangs der selbst abgeschlossenen Versicherungsverträge während des Geschäftsjahres.

Unsere Bildstrecke stellt die Versicherer mit den höchsten vorzeitigen Abgängen an Hauptversicherungen 2020 vor.

Wichtig: Kennzahl steht nicht per se für Misserfolg

Wichig aber ist, dass ein hoher vorzeitiger Abgang nicht per se mit geschäftlichem Misserfolg gleichgesetzt werden darf. Denn zum einen können auch Erhöhungen der Versicherungssumme bei einigen Produkten oder Kündigungen wegen Neuabschluss zu „vorzeitigen“ Abgängen führen. Das trifft immer dann zu, sobald Änderungen als neue Verträge gewertet werden.

Zum anderen entspricht es gerade dem Ziel vieler Unternehmen mit teuren Altverträgen, die Bestände loszuwerden, wie insbesondere Debatten um Run-Offs zeigen. Auch aus diesem Grund ist nicht jeder vorzeitige Abgang ein Misserfolg.

Demnach müssen weitere Kennzahlen betrachtet werden, um über Geschäftserfolg oder -misserfolg eines Unternehmens zu urteilen. Alle hier vorgestellten Kennwerte sind dem „Branchenmonitor Lebensversicherung 2015-2020“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH entnommen. Dieser kann auf der Webseite der Leipziger Experten bestellt werden.

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Weitere Branchenzahlen zur Lebensversicherung haben wir zudem unter einer neuen Rubrik zusammengefasst.