Der Druck auf die deutschen Versicherer in Bezug auf deren Altersvorsorge-Verträge lässt nicht nach. Die Niedrigzinsphase macht es den Gesellschaften schwer die hochverzinsten Altverträge zu bedienen. Schließlich müssen die Zinsen, die man an den Kunden ausreichen soll, erst ein mal verdient sein. Und, dass fällt schwer unter den aktuellen Marktbedingungen. Überdies wurde zum 1. Januar 2022 der gesetzliche Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung von 0,90 Prozent auf 0,25 Prozent abgesenkt.

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Deshalb schraubt die Branche an neuen Produkten mit geringeren Garantien. Wie schnell sich die Anbieter auf die neuen Marktbedingungen umstellen, zeigt eine Auswertung vom Ratinhaus Assekurata. Demnach würden beispielsweise nur noch 13 Gesellschaften weiterhin klassische Kapitallebensversicherungen anbieten. Bei der Riester-Rente seien sogar nur noch drei Versicherer im Neugeschäft aktiv. Dafür böten 23 der 46 befragten Unternehmen einen neuen klassischen Tarif im Neugeschäft an als das traditionelle Pendant. Zum Vergleich: Im Rahmen der erstmaligen Untersuchung der Neuen Klassik im Jahr 2015 hatte der Marktanteil erst bei einem Drittel gelegen.

Run-Off-Versicherer bleibt an der Spitze

Für das Neugeschäft der Lebensversicherer war die Überschussbeteiligung bereits in den vergangenen Jahren nach unten korrigiert worden. Allein für 2017 mussten nahezu alle Anbieter Abschläge vornehmen. Nur ganz wenige Versicherer konnten ihre Verzinsung stabil halten. Für 2022 gibt es erneut schlechte Nachrichten. Denn mehr als ein Drittel der Versicherer (36,2 Prozent), die die Deklaration der Überschussbeteiligung für 2022 bekannt gegeben haben, mussten die laufende Verzinsung absenken. Von 58 Gesellschaften mussten 21 Unternehmen den Wert kürzen. Gleichzeitigig konnten 37 Versicherer den Zins stabil halten. Im vergangenen Jahr hatten noch 38 Unternehmen ihre Wert kürzen müssen. Das waren immerhin 64,4 Prozent der Unternehmen, die ihre Zahlen veröffentlicht hatten. Im vergangenen Jahr hatte es sogar eine Gesellschaft gegeben, die eine bessere Verzinsung präsentierte. Dabei handelte es sich um den Run-Off-Anbieter Athora.

Diese Versicherer halten Überschüsse stabil

  • Allianz: 2,30 Prozent
  • Athora: 3,00 Prozent
  • Axa Lebensversicherung: 2,60 Prozent
  • Barmenia Leben: 1,65 Prozent
  • Basler Leben: 2,00 Prozent
  • Bayerische Beamten: 2,50 Prozent
  • BL die Bayerische: 2,50 Prozent
  • Continentale: 2,10 Prozent
  • DBV Leben: 2,60 Prozent
  • Deutsche Ärzteversicherung: 2,60 Prozent
  • Direkte Leben: 2,70 Prozent
  • Entis: 3,00 Prozent
  • Europa Leben: 2,40 Prozent
  • Gothaer Leben: 1,80 Prozent
  • Hannoversche Leben: 2,25 Prozent
  • HanseMerkur: 2,00 Prozent
  • Heidelberger Leben: 2,50 Prozent
  • Ideal Leben: 3,00 Prozent
  • Inter Leben: 2,00 Prozent
  • Lebensversicherung von 1871: 2,40 Prozent
  • Mylife Leben: 1,85 Prozent
  • Nürnberger Lebensversicherung: 2,25 Prozent
  • Öffentliche Lebensversicherung Braunschweig: 2,00 Prozent
  • Öffentliche Lebensversicherung Oldenburg: 1,75 Prozent
  • Presseversorgungswerk: 2,50 Prozent
  • VGH Provinzial: 1,75 Prozent
  • Proxalto Lebensversicherung: 1,25 Prozent
  • R+V Leben a.G.: 1,25 Prozent
  • Sparkassenversicherung: 2,00 Prozent
  • Stuttgarter Leben: 1,70 Prozent
  • SV Sparkassenversicherung: 2,00 Prozent
  • Swiss Life: 2,25 Prozent
  • Targo Leben: 2,45 Prozent
  • Volkswohl Bund Leben: 2,25 Prozent
  • WGV Leben: 2,25 Prozent
  • Württembergische Versicherung: 2,15 Prozent

    Auch in diesem Jahr werde die Athora eine Gesamtverzinsung von 4,0 Prozent haben. Darin sei eine laufende Verzinsung von 3,0 Prozent und ein Schlussüberschuss von 1,0 Prozent enthalten. Damit bleibt der Run-Off-Anbieter auf dem Platz an der Sonne. Spitzenreiter bei der laufenden Verzinsung sind aktuell die Versicherer Athora, Ideal und Entis (ehemals Protektor) mit jeweils 3,0 Prozent. Dahinter reiht sich mit 2,7 Prozent die Direkte Leben ein.

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    Eine laufende Verzinsung von 2,6 Prozent haben Axa, DBV und die Deutsche Ärzteversicherung. Immerhin noch 2,5 Prozent bieten: Bayerische Beamten, BL die Bayerische, die Heidelberger und die Presseversorgung. Das geht aus den Auswertungen von "Ascore", "Assekurata", "pkv-vorteile.de" und "Policen Direkt" hervor.

    Diese Lebensversicherer senken die laufenden Zinsen

    Die niedrigsten Werte der Branche liegen aktuell unter 2,0 Prozent - teilweise sogar deutlich. So haben gleich 19 Tarife eine Verzinsung mit einer eins vor dem Komma. Mit der Debeka gibt es sogar ein Unternehmen, dessen Verzinsung unter der Ein-Prozent-Marke liegt. Im vergangenen Jahr hatten noch 23 Tarife eine Verzinsung zwischen 1,0 und 2,0 Prozent. 2020 waren es noch zehn Tarife. Allerdings sind die aktuellen Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Da viele Unternehmen, die zuletzt schwächere Werte hatten, ihre Überschüsse nicht veröffentlicht haben.

    Neben der Debeka mit 0,9 Prozent zählen Proxalto und R+V Lebensversicherung a.G. mit jeweils 1,25 Prozent zu den Schlusslichtern der Wertung. Darauf folgen Bayern Versicherung (1,50 Prozent), R+V Lebensversicherung AG (1,55 Prozent) und Condor (1,55 Prozent).

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    • Alte Leipziger: 2,05 Prozent (-0,2 Prozentpunkte)
    • Bayern Versicherung: 1,50 Prozent (-0,25 Prozentpunkte)
    • Condor Lebensversicherung: 1,55 Prozent (-0,20 Prozentpunkte)
    • Debeka Lebensversicherung: 0,9 Prozent (-0,35 Prozentpunkte)
    • DEVK Allgemeine: 2,50 Prozent (-0,2 Prozentpunkte)
    • DEVK Versicherungen: 1,90 Prozent (-0,3 Prozentpunkte)
    • ERGO Lebensversicherung: 1,85 Prozent (-0,15 Prozentpunkte)
    • Ergo Vorsorge Lebensversicherung: 2,20 Prozent (-0,15 Prozentpunkte)
    • HUK-Coburg Leben: 1,80 Prozent (-0,2 Prozentpunkte)
    • InterRisk Lebensversicherung: 2,20 Prozent (-0,1 Prozentpunkte)
    • LVM Lebensversicherung: 1,65 Prozent (-0,25 Prozentpunkte)
    • Nürnberger Beamten: 1,5 Prozent (-0,25 Prozentpunkte)
    • Provinzial Nordwest: 1,25 Prozent (-0,5 Prozentpunkte)
    • Provinzial Rheinland: 2,0 Prozent (-0,3 Prozentpunkte)
    • R+V Lebensversicherung AG: 1,55 Prozent (-0,2 Prozentpunkte)
    • Signal Iduna: 1,65 Prozent (-0,35 Prozentpunkte)
    • VRK Lebensversicherung: 1,60 Prozent (-0,2 Prozentpunkte)
    • Victoria Lebensversicherung: 1,85 Prozent (-0,15 Prozentpunkte)
    • Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung: 1,80 Prozent (-0,2 Prozentpunkte)

    Der größte Verlierer ist in diesem Jahr die Provinzial Nordwest (-0,5 Prozentpunkte). Die zweitgrößten Verlierer sind Debeka und Signal Iduna. Denn beide Anbieter mussten die Verzinsung um 0,35 Prozentpunkte absenken. Auf den Rängen folgen die DEVK Versicherungen (-0,3 Prozentpunkte), Provinzial Rheinland (-0,3 Prozentpunkte) und die Bayern Versicherung (-0,25 Prozentpunkte). Dahinter kommen mit der Alte Leipziger, Condor, HanseMerkur und Zurich vier Versicherer mit einem Minus von 0,2 Prozentpunkte.

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