Direkte Bruttowertschöpfung entstehe beispielsweise, wenn ein Privatversicherter einen Haus- oder Facharzt besucht. Die indirekte Bruttowertschöpfung spiegele dann zum Beispiel die vom Arzt beschaffte Praxissoftware wider. Induzierte Wertschöpfung sei, wenn der Facharzt zum Beispiel sein Arzthonorar ausgebe: sie allein mache etwa rund 8,6 Milliarden Euro aus.

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Anhand dieser Daten errechnen die Wirtschaftsforscher den sogenannten Bruttowertschöpfungsmultiplikator: Er gibt an, um welchen Faktor der totale Effekt (als Summe des direkten, indirekten und induzierten Effektes zusammengenommen) den ursprünglichen direkten Effekt übersteigt. Auch dieser sei besonders hoch im Vergleich zu anderen Branchen. Je einem Euro Gesundheitsausgaben in der PKV würden zusätzlich 1,10 Euro Bruttowertschöpfung in der Gesamtwirtschaft entstehen: mehr als in der Automobilindustrie (0,67 Euro), der Nahrungsmittelherstellung (0,70 Euro) oder in der Herstellung elektronischer Erzeugnisse (0,73 Euro). Auch dieser hohe Wert resultiere daraus, dass die Versicherer vor allem Dienste und Services im Inland beauftragen würden.

Der Einfluss der PKVen als Finanzier im von Gesundheitsleistungen ist noch einmal größer als jener, den sie als Arbeitgeber entfalten. 653.960 Erwerbstätigen-Verhältnisse würden damit finanziert, diese seien beispielsweise in der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung beschäftigt. Die direkten und indirekten Effekte machen 526.700 Erwerbstätige und die induzierten 127.200 Erwerbstätige aus.

Vergleich mit GKV: Einfach Mehrumsätze umgerechnet, inklusive Beihilfen

Schwierig sei ein Vergleich der privaten Krankenversicherer mit dem ökonomischen Fußabdruck der gesetzlichen Krankenversicherer, argumentiert das WifOR in einem nächsten Schritt: auch deshalb, weil es keine Zahlen zum ökonomischen Fußabdruck der GKV gebe. Und hier behilft sich das Institut über einen Umweg. Man rechnet einfach die sogenannten Mehrumsätze ein: Einnahmen, die medizinischen Leistungserbringern nur deshalb entstehen, weil Privatpatienten privat und nicht gesetzlich versichert sind.

Hier umschifft das Institut einen umstrittenen Punkt: wie stark auch Privatpatienten und folglich PKVen davon profitieren, dass die gesetzlichen Beitragszahler mit ihren Geldern die Infrastruktur der Gesundheitsdienstleistungen mitfinanzieren. Der PKV-Verband argumentiert oft einseitig in die Richtung, dass die privaten Krankenversicherer die Versorgung der gesetzlich Versicherten mit ihren Mehrausgaben sichern. Was Funktionäre von Krankenkassen in der Regel zurückweisen:

Sigrid König, Vorständin BKK Landesverband Bayern, antwortete etwa auf das Argument, dass Privatversicherte auch anteilig mehr Steuern in den GKV-Bundeszuschuss einbringen: “Nicht die PKV bringt die Steuern in den Staatshaushalt, sondern die Bürgerinnen und Bürger. Zudem hängt die PKV-Vollversicherung doch wesentlich an den beihilfeberechtigten Beamten, deren Versicherungskosten größtenteils von der öffentlichen Hand, also den Steuerzahlenden getragen wird. Und drittens handelt es sich bei den Steuerzuschüssen an die GKV ja nicht um Almosen des Staates, sondern um die Finanzierung versicherungsfremder Leistungen.“ Zur Erinnerung: mehr als jeder zweite privat Vollversicherte hat Beihilfe-Anspruch. Beihilfen werden in der WifOR-Studie aber den „Mehrumsätzen der Privatpatienten“ zugerechnet.

Lässt man diese strittigen Punkte außen vor, kommt das WifOR-Institut zu dem Ergebnis: Die Mehrumsätze der Privatversicherten summierten sich im Jahre 2019 auf eine Höhe von 12,7 Milliarden Euro. In der Gesamtwirtschaft wurde infolgedessen über direkte, indirekte und induzierte Effekte eine Bruttowertschöpfung in Höhe von 14,9 Milliarden Euro ausgelöst. In Summe habe dies 325.280 Arbeitsplätze durch die Mehrumsätze der privat Versicherten geschaffen.

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Privatversicherte seien "eine wichtige Finanzierungsquelle für die Ausstattung der Praxen und Krankenhäuser und damit für die medizinische Versorgung in Deutschland insgesamt", bilanziert das Institut.

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