Die Umfrage spiegelt ein großes Interesse in der deutschen Bevölkerung an der Aktie im Allgemeinen und an einer fixen aktienbasierten Rentenkomponente im Besonderen wider. Und insbesondere unter jüngeren Befragten scheint sich eine vielversprechende Aktienkultur zu entwickeln. Wichtig wird sein, dieses Momentum richtig zu nutzen und den Aktienbesitz für die Allgemeinheit als attraktives Instrument der Vermögensbildung zu etablieren. Die Einführung kapitalgedeckter Elemente bei der gesetzlichen Rente ist da sicher hilfreich. Der Staat kann aber noch viel weitergehende Unterstützung leisten, in dem er für transparentere Aktienmärkte sorgt und die Rechte von Aktionären besser schützt. Wirecard ist da nur ein warnendes Beispiel. Leider haben sich hier die Aufsichtsbehörden nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Anzeige

Sparerfreibetrag und Spekulationsfrist verbessern

Wichtig, um die Altersvorsorge zu erleichtern, wäre die Wiedereinführung einer Spekulationsfrist für private Veräußerungsgewinne aus Wertpapieren. Das bedeutet, dass beispielsweise Kursgewinne von Aktien nach einer Haltedauer von einigen Jahren steuerfrei sein sollten. Das würde Privatanleger einen wichtigen Anreiz geben, überhaupt Aktien zu erwerben und sie darüber hinaus über einen längeren Zeitraum zu halten – und eben nicht nach kürzester Zeit wieder zu verkaufen. Die Ergebnisse der forsa-Umfrage bestätigen diese Einschätzung: So wäre es für eine Mehrheit der Befragten (58%) ein Anreiz, verstärkt in Aktien, Fonds, ETFs oder Anleihen zu investieren, wenn diese nach einer Haltedauer von mindestens fünf Jahren steuerfrei wären. Überproportional groß ist die Gruppe der Befürworter dieser Steuerfreiheit bei den 18- bis 29-Jährigen (75%).

Zudem sollte die Politik die Anlegerrechte konsequent stärken – hier legt die forsa-Umfrage, wie oben dargelegt, den Finger in die Wunde: Die Aktionärsrechte in Deutschland sind noch immer unzureichend ausgestaltet – dies drückt sich vor allem in einem mangelnden Mitspracherecht von Minderheitsaktionären aus, die auch die niedrige Zahl an Aktionären hierzulande erklären könnte. Mit dem steigenden Interesse und möglicherweise zukünftigem Zugang der Gesamtbevölkerung zu den Kapitalmärkten, ist eine Stärkung von Anlegerrechten in Deutschland unabdingbar.

Anzeige

Und zu guter Letzt könnte die Erhöhung des Sparerfreibetrags von derzeit 810 EUR pro Jahr auf beispielsweise 3.000 EUR an Aktien interessierte Deutsche zum Kauf bewegen. Immerhin ist dieser seit über zwölf Jahren unverändert und liegt heute sogar niedriger als vor 30 Jahren. Insbesondere für die zusätzliche private Altersvorsorge könnte ein höherer Sparerfreibetrag eine entlastende Wirkung zeigen. Dabei haben alle finanzpolitischen Maßnahmen eines gemeinsam: Die Umsetzung sollte besser heute als morgen erfolgen.

vorherige Seite
Seite 1/2/

Anzeige