Der Koalitionsvertrag wurde von Vertretern der Regierungsparteien vorgestellt und sorgte bei Vermittler-Verbänden für Erleichterung: „Ein generelles Provisionsverbot, eine Erweiterung der BaFin-Aufsicht auf 34f-Vermittler und anderer Unsinn“ konnten sich nicht durchsetzen, so Votum-Vorstand Martin Klein. Für den Rechtsanwalt ein Zeichen dafür, dass die Ampel in den vergangenen Wochen auf faktengetriebene Kompromissfindung gesetzt hat. „Die voraussichtliche Besetzung der Ministerien macht Hoffnung auf einen konstruktiven und sachlichen Austausch zwischen Politik und Wirtschaft“, so Martin Klein.

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Noch konkreter wurde diesbezüglich der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW: „Den Wechsel des Finanzministeriums hin zur FDP [sehen wir] als große Chance für unsere Branche, fachkundiges Gehör für unsere Anliegen zu finden.“

AfW sieht sozialpolitischen Auftrag von Versicherungsvermittlern gestärkt

Dass es die Versicherungspflicht für neue Selbstständige in den Koalitionsvertrag geschafft hat, sei erfreulich, so der AfW. Wer neu eine selbstständige Tätiugkeit aufnimmt, ohne einem obligatorischen Alterssicherungssystem zu unterliegen, soll zur Altersvorsorge mit Wahlfreiheit verpflichtet werden. Grundsätzlich besteht dann Mitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung. Im Rahmen eines „einfachen und unbürokratischen Opt-Outs“ sollen neue Selbstständige dann ein privates Vorsorgeprodukt wählen können, das insolvenz- und pfändungssicher sein und eine Absicherung über dem Grundsicherungsniveau ermöglichen soll. Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW, sieht darin einen besonderen Vorteil für Vermittler: „Der soziale Auftrag gerade für unabhängige Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler und -vermittlerinnen wird mit diesem neuen Produkt aufgewertet, da hierfür eine fachkundige Beratung unabdingbar sein wird. Es bleibt abzuwarten, wie seitens der Produktgeber ein entsprechendes Produkt konzipiert wird.“

Die Pläne zur Altersvorsorge-Pflicht für neue Selbstständige begrüßte auch der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). Ebenso wie das Bekenntnis der Ampel zu den drei Säulen der Altersvorsorge. Die geplante Erhöhung des Sparerfreibetrages auf 1.000 Euro gehe ebenfalls in die richtige Richtung, so der BVK. Die bisherigen Pläne für eine grundlegende Reform der privaten Altersvorsorge bewertet der Verband allerdings zurückhaltend. Es bleibe abzuwarten, was die Prüfung alternativer privater Altersvorsorge mit einer höheren Rendite als Riester ergeben wird.

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„Wir sehen jedoch Pläne sehr kritisch, die mangelnde Finanzierung der gesetzlichen Rente mit zehn Milliarden Euro auszustatten, die über einen Staatsfonds am Kapitalmarkt angelegt werden sollen“, so BVK-Präsident Heinz. „Dies wird hier auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein und keine lebensstandardsichernde Rente für Millionen ermöglichen.“

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