Als der Generali-Konzern beschloss, die Konzern-Tochter Generali Leben an den Vertragsabwickler Viridium zu verkaufen, brachte ihm das teilweise harsche Kritik ein. So sprach beispielsweise Maxpool-Chef Oliver Drewes damals von ‚Vertrauensbruch‘. Giovanni Liverani, Deutschland-Chef der Generali, verteidigte den Schritt damals so: „Klassische Policen mit einem Garantiezins von drei Prozent sind in einer Welt von Negativzinsen nicht mehr zeitgemäß. Sie werden früher oder später für die gesamte Branche toxisch. Das ist kein spezielles Problem von Generali, sondern für alle Lebensversicherer in Deutschland. Aber wir hatten den Mut, das große finanzielle Risiko der hohen Zinsen aus unseren Bilanzen zu nehmen.“

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Eine Last für die ganze Branche also? Das Handelsblatt sieht es wohl ähnlich und fragte in einem aktuellen Interview mit Jörg Asmussen, dem Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): „Altbestände an Lebensversicherungen mit hohen Garantiezinsen sind eine Last für die Versicherer. Warum gibt es dennoch so wenige Verkäufe von Portfolios?“

Asmussen antwortet: „Das frage ich mich als ehemaliger Investmentbanker auch manchmal. Ich denke, dass viele Lebensversicherer schon eine umfassende Nutzen-Kosten-Analyse gemacht haben. Es sind aber komplexe Transaktionen, bei denen auch Aspekte wie die Reputation eine Rolle spielen. Wichtig für Kunden ist, dass die Lebensversicherer zu ihren Verpflichtungen stehen.“

Run-off-Gesellschaften: „Deutlich profitabler als der Marktdurchschnitt“

Und diesbezüglich kann eine aktuelle Assekurata-Studie für Entwarnung sorgen. Denn die Profitabilitätskennzahlen der externen Run-off-Gesellschaften fallen deutlich über Marktdurchschnitt aus. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Run-off in der Lebensversicherung 2021“ von der Rating Agentur Assekurata. „Die meisten Run-off-Gesellschaften schaffen es, höhere Umsatz- und Kapitalrenditen als der Markt zu erzielen, da sie aus den schrumpfenden Prämieneinnahmen einen vergleichsweise hohen Ertrag generieren“, stellt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, dazu fest.

Allerdings: Im Vergleich zum Marktdurchschnitt vereinnahmen die Run-off-Versicherer einen höheren Anteil des erzielten Rohüberschusses zu ihren Gunsten, der dann am Ende eines Geschäftsjahres in den Konzern abgeführt wird. „Die Verteilungsphilosophie des Rohüberschusses ist somit primär auf den Aktionär ausgerichtet“, sagt Lars Heermann.

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Trifft der Vorwurf der Run-off-Kritiker doch nicht ins Leere? Soweit würde Heermann wohl nicht gehen. Die Interessen der Kunden würden durch die Mindestzuführungsverordnung zum Ausdruck gebracht. Darin ist festgehalten, dass Kunden an den verschiedenen Ertragsquellen beteiligt werden. Laut Heermann profitieren also auch sie von steigenden Erträgen.

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