Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock strebt ins Kanzleramt -und hat nach eigenen Skandalen um ihren aufgefrischten Lebenslauf auch deshalb wieder gute Chancen, weil ihr wohl schärfster Konkurrent Armin Laschet bei der jüngsten Flutkatastrophe nicht immer eine gute Figur machte. Auch Sicht von Michael H. Heinz, Präsident des Vermittlerverbandes BVK, könnte eine Regierungsbeteiligung der Grünen aber negative Auswirkungen auf die Vermittler haben. Das gab der Verbandschef in einem Interview mit versicherungswirtschaft-heute.de zu bedenken.

Anzeige

Sollten die Bündnisgrünen das Kanzleramt übernehmen, „wird das Marktumfeld für die Vermittler schwieriger“, sagt Heinz, der selbst als Versicherungsmakler tätig ist. Dies zeige das Wahlprogramm der Partei, etwa mit Blick auf Riester und das Provisionssystem. Tatsächlich wird der Riester-Rente im Grünen-Wahlprogramm für 2021 eine klare Abfuhr erteilt. Die Riester-Rente ist laut Programm ein „völliger Fehlschlag“. An ihre Stelle soll ein Bürgerfonds treten, verwaltet von der Gesetzlichen Rentenversicherung. In diesen zahlt jeder ein, der nicht explizit widerspricht. Die Provisionsberatung lehnen die Grünen weitestgehend ab: eine Honorarordnung soll den Weg weg von Provisionen ebnen.

"Mittlere sechsstellige Zahl von Arbeitsplätzen"

Aus Sicht des BVK würde speziell ein mögliches Verbot von Provisionen zu einem Vermittlersterben beitragen. Man habe als Verband das Gespräch mit der Führungsspitze der Grünen gesucht, berichtet Heinz. „Wir gaben ihnen zu bedenken, dass ein Wegfall des Vergütungssystems auf Provisionsbasis eine mittlere sechsstellige Zahl von Arbeitsplätzen in den Agenturen und Vermittlerbetrieben gefährden würde“, so der Verbands-Lobbyist.

Aus seiner Sicht hat sich das Provisionssystem bewährt und garantiert eine hohe Beratungsqualität: dies würden die geringen Beschwerdequoten über Vermittler bei den zuständigen Aufsichtsbehörden zeigen. „Darüber hinaus machten wir deutlich, dass im Zuge der EU-Taxonomie sowie der EU-Transparenzverordnung gerade unser Berufsstand mit dafür sorgt, dass eine umfassende Beratung zu Nachhaltigkeitsaspekten im Finanzbereich stattfindet“, sagt Heinz.

Der Verband fordert -unabhängig von dem Ausgang der Wahl-, dass die private Altersvorsorge künftig stärker gefördert werde und die Riester-Rente reformiert. Diese Themen seien leider in der aktuellen Legislaturperiode nicht in Angriff genommen wurden. „Hier sollte nun dringend gegengesteuert werden, da viele Bürger in der Pandemie ihr Altersvorsorgevermögen antasten mussten. Daher sehen wir hier dringenden Handlungsbedarf, da sonst die Gefahr von wachsender Altersarmut weiter ansteigen wird“, mahnt Heinz.

Anzeige

Ärgerlich ist aus Sicht von Heinz auch, dass das Thema Provisionsdeckel bei Lebensversicherungen noch nicht vom Tisch sei: unter anderem werde sie von der BaFin weiter verfolgt. "Wir können da nur mit dem Kopf schütteln, weil ein Provisionsdeckel unangemessen, ungeeignet und ordnungspolitisch inakzeptabel ist", sagt er. Dass er trotz der Belastungen der Pandemie weiterverfolgt werde, sei für den Verband nicht nachvollziehbar und völlig unverständlich.

Anzeige