Aufgrund der Hochwasser-Katastrophe sind 165.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz von der Stromversorgung abgeschnitten, in Stolberg bei Aachen wird die Trinkwassersituation als kritisch beschrieben. Die erschreckenden Bilder erinnern an die verheerenden Hochwasser-Ereignisse 2016. Die Sommerunwetter verursachten damals allein in den Orten Braunsbach und Simbach am Inn etwa 70 Millionen Euro Schaden.

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In den nun betroffenen Gebieten können die Aufräumarbeiten längst noch nicht überall beginnen: Der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) teilte mit, dass entlang der Rur mit „sehr hohen Wasserständen“ zu rechnen sei, wodurch „große Schäden“ in den an der Rur liegenden Kommunen zu erwarten seien.

Bereits am Donnerstag reiste Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) auf Bitten der Kanzlerin nach Rheinland-Pfalz - auch, um über Unterstützungsmaßnahmen zu beraten. Diese Maßnahmen sollen umfangreich ausfallen, wie Bundesinnenminister Horst Seehofer ankündigte. „Sie können davon ausgehen, dass es ein großes Paket sein wird“, so der Minister. Im Rahmen der „Jahrhundertflut“ an Elbe und Donau 2013 stellte die Bundesregierung über acht Milliarden in einem Fluthilfeopferfonds bereit.

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Allerdings vereinbarten die Justizminister der Bundesländer auf ihrem Frühjahrstreffen 2015, dass zukünftig auch Staatshilfen an die Bedingung geknüpft sein sollen, dass sich ein Hausbesitzer um eine private Elementarschadenversicherung bemüht hat.
Wer ein solches Bemühen nicht nachweisen kann, etwa in Form eines Beratungsprotokolls durch einen Versicherungsvermittler, darf im Zweifel auch nicht auf öffentliche Hilfsgelder hoffen. In vielen Bundesländern wurden mittlerweile entsprechende Richtlinien verabschiedet, zum Beispiel in Sachsen und Nordrhein-Westfalen. So hat die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) nach den Unwettern im Mai und Juni 2016 zunächst staatliche Unterstützung für Flutopfer abgelehnt (Versicherungsbote berichtete).

Versicherer: Katastrophen-Sommer 2021 setzt sich fort

Aus Sicht der Versicherer setzt sich der Katastrophen-Sommer 2021 fort. Bereits die Unwetter-Serie in der zweiten Junihälfte mit Hagelstürmen und Starkregen zählte zu den verheerendsten Schadenereignissen der deutschen Geschichte.

Laut Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) verursachten die Juni-Unwetter versicherte Schäden in Höhe von 1,7 Milliarden Euro. Die Unwetter-Serie im Juni 2021 ist für die Sachversicherer jeweils das zweitgrößte Hagel- bzw. Starkregenereignis seit 2002. Nur der Hagel „Andreas“ richtete im Jahr 2013 mit rund zwei Milliarden Euro höhere Schäden an. Bei den weiteren Naturgefahren (Starkregen) waren die Schäden nur bei „Elvira II“ im Mai 2016 mit 480 Millionen Euro höher.
Für die Kfz-Versicherer wiederum bedeutet die jüngste Unwetterserie den viertgrößten Hagelschaden im Betrachtungszeitraum, das teuerste Ereignis bleibt mit über zwei Milliarden Euro der „Münchner Hagel“ von 1984.

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Dass man sich in Deutschland auf zunehmend auf teure Hochwasser-Ereignisse einstellen muss, zeigte eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) bereits 2016. Die jährliche Schadenhöhe durch Hochwasser wurden auf 2,5 Milliarden Euro geschätzt. Dabei gingen die Forscher davon aus, dass die Schäden bis 2040 besonders stark steigen. Viele Überflutungsgebiete entlang der Flüsse seien stark besiedelt und schlecht auf Klimaextreme vorbereitet, hieß es in der Studie. Notwendig sei einerseits ein besserer Katastrophenschutz entlang der Flüsse. Andererseits müssten auch die Bürger und Kommunen besser vorsorgen und sich stärker auf Überschwemmungsschäden einstellen.

Angesichts der Unwetter-Serie im Juni 2021 bekräftigte GDV-Chef Asmussen diesen Appell: Künftig müsse man sich darauf einstellen, dass sich die Frequenz und die Intensität solcher Ereignisse erhöhe.

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