In den letzten Jahren beobachten wir eine Zunahme bei spezifischen Klauseln. Das hängt sicherlich mit der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen zusammen. Aktuell sind beispielsweise Teilzeitklausel, Infektionsklausel und – speziell für Beamte – die Dienstunfähigkeitsklausel (DU) in der Diskussion. Statt einer Handvoll Versicherer bieten mittlerweile 18 Gesellschaften DU-Klauseln für Beamte. Dazu muss man wissen: Dienstunfähigkeit ist nicht gleich Berufsunfähigkeit. Im Gegensatz zur BU ist für die DU kein festgelegter Grad einer Einschränkung notwendig. Entscheidet der Dienstherr „großzügig“, ist es von Vorteil, wenn sich der BU-Versicherer dessen Urteil anschließt. Im umgekehrten Fall wäre die Anwendung des BU-Begriffs vorteilhaft. Zudem muss zwischen echter und unechter DU-Klausel unterschieden werden. Es zahlt sich also aus, das Kleingedruckte zu beachten. Ob die starke Ausrichtung auf Beamte tatsächlich sinnvoll ist, kann man unterschiedlich bewerten. Rund 10.000 Neuzugängen von dienstunfähigen Beamt*innen pro Jahr stehen immerhin mehr als 160.000 neue Empfänger*innen einer gesetzlichen Erwerbsminderungsrente gegenüber. Von denen haben die meisten nicht privat vorgesorgt.

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Die Versicherungswirtschaft tritt seit Jahren auf der Stelle. Obwohl die Erwerbstätigkeit neue Höchststände erreicht hat, stagniert die Zahl der Verträge. Was können Versicherer unternehmen, damit die Arbeitskraftabsicherung endlich Fahrt aufnimmt?

Was die Menschen wirklich brauchen, ist nicht die fünfte Leistungserweiterung oder ein weiterer Leistungsauslöser, sondern zunächst einmal überhaupt einen bezahlbares Produkt zum Schutz vor den wirtschaftlichen Folgen bei Verlust ihrer Arbeitskraft. Das muss die wichtigsten Risiken absichern und dabei bezahlbar bleiben. Das Hochleistungsprodukt BU ist ohne Zweifel die beste Lösung, wenn Budget und Gesundheitszustand passen. Aber auch der beste Tarif bringt nichts, wenn ich ihn mir nicht leisten kann. Für die Branche wäre es von Vorteil, wenn nicht nur immer neue Leistungsbausteine entwickelt werden, sondern auch ein echtes Breitenprodukt angeboten und entschlossen vermarktet wird.

Die Corona-Pandemie hat uns allen den Wert der Gesundheit vor Augen geführt. Vermittler berichten, dass die Bereitschaft zum Schutz der Arbeitskraft steigt. Gerade jüngere Menschen beschäftigen sich häufiger als noch 2019 mit privater Vorsorge. Die Nutzerzahlen von vers.diagnose, unserer digitalen Risikoprüfung für Biometrieprodukte, bestätigen diese Aussage. Das stimmt mich optimistisch für die Zukunft der Arbeitskraftabsicherung – vorausgesetzt, die Assekuranz bleibt eng am Bedarf aller Zielgruppen.

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Die Fragen stellte Michael Fiedler

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