Das deutsche Gesundheitswesen sei „extrem leistungsstark“ und „vielleicht das beste Welt“. Das sagte Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse. Der TK-Funktionär begründete diese Ansicht mit den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage seines Unternehmens. Demnach seien die Bundesbürger mit der Arbeit des deutschen Gesundheitssystems „sehr zufrieden“.

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Fast 90 Prozent der Befragten hätten sich zudem bereit gezeigt, ihre digital erhobenen Gesundheitsdaten für wissenschaftliche Forschung freizugeben. Baas forderte, die gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen – „immer auf freiwilliger Basis“. Es sei ein „Trauerspiel“, dass dies bislang nur mit hohen bürokratischen Hürden möglich sei.

Pharmaindustrie macht „Milliardengewinne auf Kosten der Versicherten“

Also alles gut im deutschen Gesundheitssektor? Jens Bass sieht das differenzierter. So warnte er vor den steigenden Kosten für die Gesundheitsversorgung. Diese seien „mit Wirtschaftswachstum nicht mehr abzupuffern“. Ohne Einsparungen wären Beitragserhöhungen unumgänglich. Ein Weg sei die Reduzierung der Zahl von Kliniken. „Nicht jedes Dorf braucht ein eigenes Krankenhaus“, sagte Baas. In kleinen Häusern werde häufig fehlerhaft operiert, was dann in Unikliniken repariert werden müsse. Seine Forderung: „Weniger Betten, dafür mehr Spezialisierung.“ Baas kritisierte zudem die explodierenden Preise für einzelne Arzneimittel-Therapien, die schon „siebenstellige Summen im Jahr“ erreichen könnten. Damit mache die Pharmaindustrie „Milliardengewinne auf Kosten der Versicherten“. „Gegen diese Tendenzen müssen wir vorgehen“, so Baas.

Jens Baas war Gast der Videocast-Reihe „19 – die Chefvisite“, in der Verleger Jens de Buhr und Professor Jochen A. Werner, Chef des Essener Universitätsklinikums, täglich die aktuell wichtigsten Entwicklungen der Corona-Krise und ihre medizinischen und wirtschaftlichen Aspekte diskutieren.

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TK-Chef Baas im Video

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