Die gesetzlichen Krankenversicherer kommen immer weniger mit ihren Beitrags-Einnahmen aus. Das Gesamtdefizit der Branche wuchs 2020 um eine Milliarde Euro auf nun 2,5 Milliarden Euro, was ein Plus von etwa zwei Dritteln bedeutet. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am Freitag und beruft sich auf Zahlen der Kassenverbände.

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Der Wert hat es in sich: Es ist das größte Defizit seit dem Jahr 2003. Der Zeit also, als die damalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) mit dem „Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung“ die Finanzierung der Krankenkassen auf neue Füße stellte. Seither lief es meist gut für die Kassen, zumindest finanziell: in zwölf von 16 Jahren erwirtschaftete die Branche Überschüsse.

Teure Gesetzreformen

Dass es nun wieder in die andere Richtung geht, liegt nicht allein an den Kosten der Corona-Krise. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat zahlreiche Reformen angestoßen, die Geld kosten: etwa bessere Betreuungsschlüssel und mehr Personal in Kliniken sowie Pflege-Einrichtungen. Auch die Alterung der Gesellschaft und hohe Kosten für den medizinischen Fortschritt -speziell neue Medikamente- belasten das Gesundheitssystem. Teuer war vor allem das dritte Quartal mit minus drei Milliarden Euro: auch deshalb, weil da viele OPs und Behandlungen, während des ersten Lockdowns aufgeschoben, nachgeholt wurden.

Allein die Kosten der Spahnschen Gesetze werden auf 33 Milliarden Euro 2019 bis 2022 beziffert: Corona bereits rausgerechnet. Eine Steigerung um 3,4 Prozent im Jahresschnitt.

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Am schlechtesten sind die Zahlen bei den Ersatzkassen: auf 1,1 Milliarden Euro beziffert sich hier das Defizit. Die Ortskrankenkassen (AOKen) waren mit rund einer Milliarde Euro unterdeckt: deutlich mehr als im Vorjahr, als das Minus noch 122 Millionen Euro betrug. Die Innungskrankenkassen mussten 2020 ein Minus 250 Millionen Euro verbuchen, etwas mehr als im Vorjahr (2019: minus 231 Millionen). Die Knappschaft verzeichnet ein Loch von 138 Millionen. Von der BKK lagen noch keine aktuellen Zahlen vor, schreibt „FAZ“.

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