Einzelne Tarifzellen können nur schwach mit Risiken besetzt sein sowie bei Großschäden das ermittelte Risiko zufallsbedingt verzerren, berichtet die BaFin weiter. Um stabile Ergebnisse zu erhalten und zufallsbedingte Schwankungen auszugleichen, berücksichtigen die Versicherer in ihren mathematischen Verfahren den Schadenverlauf benachbarter Tarifzellen mit. Hierbei biete die Kfz-Versicherung der am stärksten ausdifferenzierten Tarife in der Schaden- und Unfallversicherung, berichtet die BaFin: Es werden folglich sehr viele Zellen eingerechnet. Das sei nicht zu beanstanden und beruhe auf anerkannte Verfahren der Versicherungsmathematik.

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Bei der Kalkulation greifen die Versicherer jedoch nicht allein auf eigene Datensätze zurück, sondern gleichen diese auch mit den Daten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ab. Dieser sammelt Datensätze aller Mitgliedsunternehmen und lässt sich stichprobenartig von einem Treuhänder mit einer Software prüfen. Hierbei muss man wissen, dass der Versicherer-Dachverband explizit empfiehlt, die Kfz-Prämien auch altersabhängig zu erheben: auf Basis der eigenen statistischen Daten. Auch diese hat sich die Finanzaufsicht angeschaut.

Tarife risikoadäquat kalkuliert

Die BaFin kommt in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass die altersbedingten Prämien-Aufschläge durchaus risikoadäquat kalkuliert sind. So greife auch nicht ein häufiger Einwand gegen höhere Prämien: Dass Seniorinnen und Senioren seltener Auto fahren. Dies sei nur bei Tarifen relevant, die auch die gefahrenen Kilometer berücksichtigen.

Ansonsten sei aber nach dem Äquivalenzprinzip entscheidend, wie sich Schadenbedarf und Schadenhäufigkeit der Risikogruppen entwickeln. Also stark vereinfacht, dass Leistung und Gegenleistung in einem ausgewogenen Verhältnis sind. Da beides "mit höherem Alter wieder zunimmt, hat die BaFin gegen die Praxis der Versicherer, entsprechende Zuschläge zu erheben, nichts einzuwenden", schreibt die Behörde. Die höheren Prämien spiegeln demnach das "nachweislich höhere, mit dem Alter einhergehende versicherungstechnische Risiko wieder."

Diesbezüglich sei daran erinnert, dass auch Fahranfänger unter 23 Jahren teils deutlich höhere Prämien zahlen: Weil sie oft als Unfallverursacher in Erscheinung treten. Die BaFin verweist auf die Jahresgemeinschaftsstatistik (JGS), die vom GDV erhoben und von der Finanzbehörde veröffentlicht wird. Seit 2012 differenziert diese auch nach Alterskohorten.

Seniorinnen und Senioren oft Unfallverursacher

Doch auch andere Daten verraten, weshalb Seniorinnen und Senioren Aufschläge zahlen müssen. So weist die offizielle Unfallstatistik, veröffentlicht vom Statistischen Bundesamt, die „Hauptverursacher je 1.000 Beteiligte“ bei Unfällen mit PKW-Fahrern aus: relevant vor allem für die Kfz-Haftpflicht. Unfallverursachende Fahrer werden also ins Verhältnis zu allen unfallbeteiligten Fahrern gesetzt. Das Amt hat die Durchschnittswerte für die Zeit von 2012 bis 2018 errechnet:

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  • Am geringsten ist der Wert der Kohorte ab 25 Jahren bis 65 Jahre: rund 509 unfallbeteiligte Fahrer gelten hier je 1.000 Fahrer als Hauptverursacher eines Unfalls.
  • In der Kohorte der „Jungen“ von 18 Jahren bis 25 Jahre gelten hingegen schon rund 656 Fahrer von 1.000 als Hauptverursacher des Unfalls.
  • Am höchsten aber ist der Durchschnittswert für beteiligte PKW-Fahrer ab 65 Jahre: Rund 673 Beteiligte gelten hier als Hauptverursacher.
  • Noch höher ist die Zahl der Unfallverursacher in der Kohorte ab 75 Jahren. "Drei Viertel (75,6 Prozent) der PKW-Fahrer dieser Altersgruppe trugen die Hauptschuld an dem Unfall, an dem sie beteiligt waren“, schreibt Destatis.

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