Die Kfz-Versicherer bitten ältere Fahrzeughalter stärker zur Kasse als jüngere. Das geht erneut aus einer Untersuchung hervor, die aktuell das Onlineportal Finanztip vorgelegt hat. Demnach müssen 75jährige im Schnitt rund 48 Prozent mehr für ihren Tarif bezahlen als 55jährige. Und auch gegenüber 65jährigen zahlen die 75jährigen noch 36 Prozent mehr an Prämie.

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Für die Studie hat das Finanztip zehn Musterprofile mit verschiedenen Fahrern und Modellen erstellt und Tarife durchgerechnet, die auf dem Online-Vergleichsportal Nafi gelistet sind: nach eigenen Angaben zählt Nafi aktuell 871 Tarife von 82 Kfz-Versicherern. Dabei wurde das Alter variiert, während alle anderen Merkmale unverändert blieben. Als Vergleich wurden Preise für 55-, 65- und 75-jährige Fahrer erhoben. In die Auswertung gingen die jeweils ersten 30 Ergebnisse eines jeden Profils ein.

Dass den älteren Versicherten die Aufschläge beim Grundpreis nicht immer auffallen, liegt auch an anderen Preis-Vorteilen, die sie gegenüber Jüngeren haben. „Wer schon lange unfallfrei fährt, profitiert vom Rabatt in den höheren Schadenfreiheitsklassen, dem Schadenfreiheitsrabatt. Der drückt den Beitrag. Dadurch merken viele Senioren gar nicht, dass ihr Grundbeitrag wegen ihres Alters steigt“, erklärt Finanztip-Redakteurin Kathrin Gotthold.

Ältere sind häufiger Unfallverursacher

Warum aber müssen Ältere mehr für ihren Kfz-Schutz zahlen? Hier zeigt die Unfallstatistik widersprüchliche Ergebnisse. Keineswegs ist es so, dass Seniorinnen und Senioren häufiger in Unfälle verstrickt sind: auch deshalb, weil sie ihre Fahrweise an abnehmende motorische und sensorische Fähigkeiten anpassen. Aber wenn es mal kracht und Seniorinnen bzw. Senioren beteiligt sind, sind sie weit häufiger Hauptverursacher eines Unfalls, wie Zahlen der Deutschen Verkehrswacht zeigen:

Sofern im Jahr 2016 über 64-Jährige als Pkw-Fahrer an einem Unfall beteiligt waren, trugen sie in zwei Drittel (67,1 Prozent) der Fälle die Hauptschuld an dem Unfall, bei den 75-Jährigen und älteren waren es 75,1 Prozent.

Folglich verursachen Seniorinnen und Senioren auch mehr Kfz-Haftpflichtschäden anteilig zu ihrer Alterskohorte. Laut Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) haben im Jahr 2017 rund 5,1 Prozent aller Autofahrer zwischen 42 und 62 Jahren einen solchen Schaden ihrer Versicherung gemeldet, aber 9,8 Prozent der Fahrer ab 82 Jahren. Hierbei ist aber zu beachten, dass die Älteren vor allem mehr Blechschäden haben als schwere Unfälle, da sie im Grunde sehr vorsichtig fahren, berichtet die Behörde weiter. Hauptrisikogruppe für schwere Unfälle mit Personenschaden sind demnach jene, die frisch ihren Führerschein gemacht haben: die Generation 18 bis 25 Jahre.

Wechseln? Nicht um jeden Preis

Das Portal Finanztip, das auf seiner Webseite mit Affiliate-Links für u.a. die HUK, Check24 und Verivox wirbt -Das Geschäftsmodell besteht daraus, dass man bei einem Vertragswechsel zugunsten der beworbenen Partner mitverdient- rät Seniorinnen und Senioren dazu, Versicherungen zu vergleichen und eventuell einen preisgünstigeren Neuvertrag abzuschließen. Alle Autofahrer "sollten ihre Kfz-Versicherung am besten jährlich überprüfen und gegebenenfalls zu einem günstigeren Anbieter wechseln“, sagt Gotthold.

Hier ist allerdings Vorsicht geboten, weil gerade ältere Versicherte Vorteile eines Vertrages verlieren können, wenn sie einen neuen Anbieter suchen. Unter Umständen wird es dann deutlich teurer, wenn man einen Unfall verursacht.

Beispiel Rabattschutz: Wer einen solchen vereinbart hat, behält nach einem selbst verschuldeten Unfall die bisherige Schadensfreiheitsklasse und wird nicht zurückgestuft. Aber der Versicherer wird bei einem Vertragswechsel dem neuen Anbieter jene Schadensfreiheitsklasse mitteilen, die der Fahrzeughalter ohne Rabattschutz hätte, wenn zuvor ein Schaden reguliert werden musste. Der Vorteil geht also beim Neuvertrag verloren, schnell kann das hunderte Euro im Jahr kosten.

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Darüber hinaus haben manche Kfz-Versicherer besonders ungünstige Rückstufungstabellen, wie eine Untersuchung des Verbrauchermagazins „Finanztest“ ergab. Dann wird der Versicherte in eine weit niedrigere Schadenfreiheitsklasse zurückgestuft als bei der Konkurrenz, wenn er einen Unfall verursacht hat. Schon ein einfacher Blechschaden könne so dazu führen, dass man über die Jahre gerechnet tausende Euro mehr zahlt als bei der ursprünglich vereinbarten Prämie, warnt "Finanztest".