Von dem verwalteten Vermögen der DWS von 700 Milliarden Euro werden rund 70 Milliarden Euro in reinen ESG-Strategien verwaltet (Stand: 31.I2.2019). Davon getrennt muss man aber sehen, dass die DWS einen systematischen Corporate-Governance-Ansatz umsetzt. Wir haben 2019 auf 2043 Hauptversammlungen abgestimmt, eine Steigerung um 64 Prozent zum Vorjahr. Wir haben bei 250 Unternehmen mit Vorständen persönlich diskutiert im Vorfeld der Hauptversammlungen. Bei diesen Diskussionen und Abstimmungen unterstützen wir Anträge, die von Unternehmen Vorsorge bei erwarteten Klimarisiken fordern.

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Können Sie Beispiele dafür nennen, welcher Art derartige grüne Investments sind? Wo werden die Kundengelder angelegt?

Die ESG-Palette der DWS ist breit aufgestellt und umfasst alle wichtigen Anlageklassen. Bei den aktiv gemanagten Fonds wären Aktienfonds zu nennen wie der DWS Invest ESG Equity Income, Mischfonds-Varianten wie der DWS ESG Multi Asset Dynamic LC oder Rentenfonds wie der DWS Invest ESG Global Corporate Bonds. Auf der passiven Seite bietet die DWS fünf ETFs an, die den MSCI Low Carbon SRI Leaders Index mit verschiedenen regionalen Schwerpunkten abbilden sowie drei ESG ETFs, die den Markt für Unternehmensanleihen abbilden. Der gemeinsame Nenner ist bei allen Produkten eine Kombination aus Ausschlusskriterien für kritische Branchen und eine positive Auswahl von Unternehmen mit vorbildlichen ESG-Bemühungen. Dazu kommt eine Integration wichtiger Kriterien wie niedrige Kohlenstoff-Emissionen.

60 Prozent der befragten Vorsorge-Anbieter gaben laut Studie an, durch Daten- und Definitionsprobleme eingeschränkt zu sein, klimabezogene Investitionen in die passive Vermögensallokation einzubetten. Können Sie dies genauer erklären: Welche Probleme können hier aufreten? Und weshalb kommen einige Vorsorge-Einrichtungen erkennbar besser damit zurecht?

Die Datenlage, auf der die klimabezogenen Indizes basieren, wird in der Tat von einigen Investoren als Hindernisgrund genannt. Es gibt mehrere Ratinganbieter, die Daten zum Beispiel zum CO2-Ausstoß von Unternehmen, zur Kohlenstoff-Intensität der Produktion und andere Kriterien anbieten. Beispiele sind MSCI Sustainalytics, ISS Oekom, S&P Dow Jones und andere. Sie gehen nach unterschiedlichen Methoden vor und können teils beim gleichen Unternehmen zu verschiedenen Ergebnissen kommen. Hier sind Investoren zum Teil noch in einer Einstiegsphase, um sich ein besseres Bild zu machen und die Systematik zu verstehen. Die Vorsorge-Einrichtungen, die bereits klimabezogene Investitionen durchgeführt haben, beschäftigen sich schon länger mit diesem Tema.

Ist es einfacher, bei aktiv gemanagten Portfolios nachhaltige Kriterien zu berücksichtigen? Oder gibt es hier keine Unterschiede?

Der Begriff "passiv" führt hier etwas in die Irre. Besser wäre "regelbasiert" oder "systematisch". Bei aktiv gemanagten Fonds wie auch bei ETFs steht Research am Anfang, das die Effekte eines Investments auf Umwelt und Soziales untersucht beziehungsweise die Unternehmensführung prüft (ESG). Beim aktiv gemanagten Fonds zieht ein Fondsmanager die Schlüsse aus den Ergebnissen, beim ETF werden diese systematisch in die Portfoliokonstruktion eingebaut, über den abgebildeten Index. Der Fondsmanager hat Freiheitsgrade bei der Interpretation, beim ETF ergibt sich das Fondsportfolio weitgehend aus den festgelegten Kriterien. Wer welchen Ansatz bevorzugt, hängt von der Präferenz des Investors ab.

Wie evaluieren die Pensions-Einrichtungen, dass die Investitionen tatsächlich nachhaltig sind? Gibt es hier auch Unterschiede in der Qualität der Evaluation?

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Hier gibt es auf Seiten der Pensions-Einrichtungen einen sehr unterschiedlichen Erfahrungsstand und damit auch einen unterschiedlichen Stand der Evaluation. Während einige Pensionsfonds sich erst seit kurzem mit Klimarisiken beschäftigen, sind andere sogar schon an die Öffentlichkeit gegangen. Die Lenker der drei Pensionspläne Japan's Government Pension Investment Fund, California State Teachers' Retirement System (CalSTRS) und USS Investitionsmanagement aus Großbritannien haben gewarnt, eine Konzentration auf kurzfristige Erträge könne "potenziell katastrophale systemische Risiken" beispielsweise im Zuge der Klimakrise schaffen. Die gemeinsame Erklärung vom 13. März 2020 bekam dadurch zusätzliche Brisanz, dass die Veröffentlichung mit dem schnellsten Börseneinbruch in der Geschichte zusammenfel, als die globale Ausbreitung von Covid-19 deutlich wurde.

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