Einmal im Jahr veröffentlicht die Bundesregierung einen Rentenversicherungsbericht, um ein Fazit zu ziehen, wie sich die Rente in den letzten Jahren entwickelt hat und vorauszublicken, wie sie sich künftig entwickeln wird. Hierzu ist sie laut Sozialgesetzbuch gesetzlich verpflichtet. Am Mittwoch stellte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil den Bericht 2020 vor. Ergänzt wird er durch den vierjährig vorzulegenden Alterssicherungsbericht, der die wirtschaftliche Situation der Ruheständlerinnen und Ruheständler verdeutlichen soll.

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Alters-Nettoeinkommen gestiegen

Aus dem Alterssicherungsbericht geht hervor, dass die Seniorinnen und Senioren im Schnitt mehr Geld in der Tasche haben als noch vor vier Jahren. Demnach betrage das Haushaltsnettoeinkommen aller Ehepaare und Alleinstehenden im Alter ab 65 Jahren im Durchschnitt 2.207 Euro. Sie sind von 2015 bis 2019 um 14 Prozent gestiegen. Hierbei eingerechnet werden auch Zinseinkünfte, Einkünfte aus Vermietungen, Erwerbsarbeit und Privatvorsorge.

Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen von älteren Ehepaaren liegt bei monatlich 2.907 Euro, so rechnet der Alterssicherungsbericht vor, während das Einkommen von alleinstehenden Männern bei 1.816 Euro liegt. Alleinstehende Frauen haben mit 1.607 Euro ein im Durchschnitt geringeres Einkommen.

Anders als in Agenturmeldungen berichtet, kann man bei den Nettoeinkommen jedoch nicht allein auf die Einkommen der gesetzlich versicherten Rentner schließen, da auch Pensionäre und Berufe mit eigenen Versorgungswerken erfasst werden. Bei diesen Bevölkerungsgruppen ist das Absicherungsniveau höher:

Selbstständige über 65, die Bezieher von Leistungen aus der berufsständischen Versorgung sind, erzielen demnach ein persönliches Nettoeinkommen in Höhe von durchschnittlich 3.108 Euro monatlich und bilden die Spitze bei den Alterseinkünften. Allerdings sind in dieser Gruppe viele Personen auch über das 65. Lebensjahr hinaus berufstätig. Pensionäre erreichen im Durchschnitt ein persönliches Netto-Alterseinkommen von 2.755 Euro und sind ebenfalls im Schnitt besser abgesichert als gesetzlich versicherte Rentner.

Rentenniveau sinkt auf 46 Prozent

Zugleich prognostiziert die Bundesregierung, dass das Rentenniveau („Sicherungsniveau vor Steuern") - stark vereinfacht das Verhältnis der gesetzlichen Renten zu den Löhnen - bis 2034 stark absinken wird: von aktuell 48,2 auf dann 46 Prozent. Bis 2023 soll es auf 51 Prozent steigen, bis es kontinuierlich sinkt.

Für das Sicherungsniveau wird die Nettorente eines sogenannten Standardrentners (das ist ein Rentner mit 45 Beitragsjahren als Durchschnittsverdiener) ins Verhältnis gesetzt zu dem jeweils aktuellen Nettoarbeitsentgelt eines Durchschnittsverdieners bzw. einer Durchschnittsverdienerin. Grund für das sinkende Niveau sei, dass die Rente langsamer steige als die Löhne. Die Bundesregierung rechnet damit, dass die Renten bis 2034 um insgesamt rund 32 Prozent zulegen dürften.

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Sinken dürfen die individuellen Renten aufgrund der staatlichen Rentengarantie nicht: maximal sind Nullrunden möglich, wenn sich die Löhne schlecht entwickeln. Allerdings droht infolge der Inflation ein Wertverlust der Altersbezüge. Hier hat die Bundesregierung mit Blick auf die vergangenen Jahre Positives zu berichten. Während die Nettoeinkommen der Rentner-Haushalte um 14 Prozent gestiegen seien, haben die Preise für die Lebenshaltung nur um 5,3 Prozent zugelegt. Die Bundesregierung spricht deshalb von einem "deutlichen realen Einkommenszuwachs" der Älteren seit 2015.

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